Chart 1 - DAX-Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Die Rendite deutscher Blue Chips lag im vergangenen Jahr zwar nur auf Tagesgeldniveau, doch das ist eine punktuelle Betrachtung mit beschränkter Aussagekraft. So ist die Dreijahresperformance mit einem Plus von 66 Prozent Ende 2014 so hoch gewesen wie zuletzt 2007 - Tendenz steigend. Beim Blick auf den Jahreschart fällt zudem auf, dass der in 2013 erfolgte Ausbruch über die länger als ein Jahrzehnt bestehende Verkaufszone bei rund 8100/8150 Punkten bestätigt wurde. Im vergangenen Jahr setzten verstärkt Käufe ein, sobald sich der Index diesem einstigen Widerstand wieder von oben näherte - dieses Areal wird inzwischen somit als attraktiver Einstiegsbereich wahrgenommen - ein positives Signal.
Wie es kurzfristig weiter geht, zeigt dagegen besser der Tageschart (siehe Seite 2). Hier zeigt sich die eher seitwärts gerichtete Tendenz der vergangenen 12 Monate noch einmal feiner aufgelöst. Der wiederholt auftretende Abgabedruck bei 10.000/10.100 Punkten ist auf dieser Zeitebene ebenso erkennbar wie die beiden nächstgelegenen Nachfragezonen bei 8900 und 9150 Zählern. Erst wenn der Index aus dieser Spanne ausbricht, wird sich ein neuer Trend ausbilden können. Bis dahin sollten Anleger eher auf eine Bewegung von einer Grenze zur anderen zu spekulieren.
Noch genauer zeigt der Fünf-Minuten-Chart die aktuelle Seitwärtstendenz sowie die nächsten wichtigen Kursziele auf beiden Seiten: Auf der Unterseite wurde zuletzt bei 9670/85 Punkten gekauft. Würde die Nachfrage hier wegfallen, sind Rückschläge bis an die nächste Kaufzone bei 9550/9580 Zählern zu befürchten. Auf der Oberseite dagegen haben Marktteilnehmer wiederholt bei 9900/9930 Punkten Gewinne mitgenommen. Erst ein Anstieg darüber würde den Weg für einen Test neuer Rekordstände frei machen. Allerdings wurden diese Chartmarken alle im ausgedünnten Handel zwischen den Jahren markiert. Sie dürften in den kommenden Tagen schnell an Bedeutung verlieren, sobald die große Masse der Investoren wieder an den Markt zurück kehrt und sich neue Trends ausbilden. Für eine erste Orientierung im neuen Jahr sind sie allerdings gut geeignet.
Anleger finden am Ende der Analyse passende Zertifikate für eine Spekulation in beide Richtungen. Die Basispreise sind mit 8.800 (long) und 10.100 Punkten (short) so gewählt, dass sie hinter den kurzfristig entscheidenden Chartmarken liegen. Dies vermindert das Risiko, dass eines der Hebelprodukte ausgeknockt - und damit wertlos - wird.
Chart 2 - Jahresrenditen und Dreijahres-Renditen des DAX
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Hält der Verkaufsdruck an, sind Verluste bis zur 8900er-Marke möglich. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch jetzt dürften Anleger sich erneut an dieser Zone orientieren. Darunter hinaus gehende Verluste sind vorläufig eher unwahrscheinlich, dazu wäre der Markt an dieser Unterstützung bereits zu überverkauft. Mittelfristig ist bei anhaltendem Verkaufsdruck dann die Zone um 8350/8550 Punkten das nächste Kursziel, erst darunter ist der übergeordnete Trend dann auch mit gutem Willen nicht mehr als "seitwärts" einzustufen, sondern müsste auf "abwärts" abgestuft werden.
Doch der Chart zeigt auch Positives: Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist ungeachtet der jüngsten Korrektur aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien wieder anzieht. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Ein erster Widerstand dieser Art könnte sich an der 10.100er-Marke ausgebildet haben. Ein Ausbruch über diese Zone wäre daher auch ein Indiz für eine Fortsetzung der übergeordneten Aufwärtsbewegung, nächster Halt ist dann die 10.200.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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