Der Dax ist kaum noch zu bremsen: Den elften Tag in Folge geht es für den deutschen Leitindex bergauf, das ist die längste Gewinnserie seit eineinhalb Jahren. "Die Rückkehr in den fünfstelligen Kursbereich ist greifbar nahe", sagte Christian Henke, Analyst bei IG Markets. Am Donnerstag legte der Dax in der Spitze 0,8 Prozent auf 9992 Zähler zu. Über der psychologisch wichtigen 10.000-Punkte-Marke hatte er zuletzt im Juli notiert. Der EuroStoxx50 gewann 0,6 Prozent, die Wall Street blieb wegen des Thanksgiving-Feiertags geschlossen.

Anleger setzen ihre Hoffnung derzeit auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in der Euro-Zone. EZB-Chef Mario Draghi hatte vor kurzem die Tür für Staatsanleihenkäufe der Zentralbank weit aufgemacht. Mit diesem umstrittenen Schritt würde die Zentralbank mehr Geld in die Wirtschaft pumpen, um die schwächelnde Konjunktur in der Euro-Zone anzukurbeln und die extrem niedrige Teuerung zu erhöhen. Allein in Deutschland markierte die Inflationsrate im November den niedrigsten Stand seit Februar 2010. Die Verbraucherpreise stiegen durchschnittlich nur noch um 0,6 Prozent zum Vorjahr. Am Freitag stehen die Inflationsdaten aus der Eurozone an. "Die Diskussion über zusätzliche Lockerungsmaßnahmen vonseiten der EZB dürften somit erhalten bleiben", prognostiziert Helaba-Analyst Johannes Jander.

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SPEKULATIONEN UM EZB-GELDPOLITIK BELASTEN EURO

Für den Euro ging es angesichts der Spekulationen um weitere Geldspritzen bergab. Er sank auf ein Tagestief von 1,2466 Dollar. Seit Jahresanfang hat die Gemeinschaftswährung mehr als neun Prozent an Wert eingebüßt. Am Anleihenmarkt fielen die Renditen deutscher und französischer zehnjähriger Anleihen auf ein Rekordtief von 0,702 und ein Prozent.

Unter den Einzelwerten gehörten Merck, Bayer und Fresenius mit einem Plus von jeweils rund 1,4 Prozent zu den größten Gewinnern. Auf der Verliererseite standen Infineon : Anleger zeigten sich laut Börsianern vom Ausblick des Chipkonzerns enttäuscht, die Aktien gaben 2,6 Prozent nach. Für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2014/15 sagte Vorstandschef Reinhard Ploss ein Umsatzwachstum von um die acht Prozent voraus. Die operative Marge soll im laufenden Quartal auf zehn bis 13 Prozent zurückgehen, im Gesamtjahr allerdings wie zuletzt bei 14 Prozent liegen. Das höre sich erst einmal nach einem schwierigerem Marktumfeld an und enttäusche die Investoren, sagte ein Händler. Dem Börsianer zufolge nutzen einige Anleger den Infineon-Bericht auch für Gewinnmitnahmen. Seit Monatsbeginn haben Infineon 4,3 Prozent an Wert zugelegt.

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OPEC-TREFFEN MACHT ANLEGER NERVÖS

Am Rohstoffmarkt richtete sich die Aufmerksamkeit vor allem auf das Opec-Treffen in Wien. Viele Investoren gehen davon aus, dass die Mitgliedsländer des Öl-Kartells ihre Fördermengen nicht kürzen werden. Für den Ölpreis ging es daher erneut bergab: Das Nordseeöl Brent verlor in der Spitze 2,9 Prozent und kostete mit 75,48 Dollar je Fass so wenig wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Der Preis für US-Öl der Sorte WTI lag mit 71,89 Dollar je Barrel ebenfalls auf einem Vier-Jahres-Tief. Nach Insider-Informationen wollen die Opec-Mitgliedsländer trotz des rasanten Preisverfalls an ihren Fördermengen festhalten. Seit Juni sind die Ölpreise um gut ein Drittel gesunken. Firmen wie der norwegische Off-Shore-Bohrkonzern Seadrill oder Shell und Total gaben zwischen drei und 0,5 Prozent nach.

Reuters