Der DAX bewegt sich voraussichtlich weiter im Spannungsfeld zwischen guten Konjunkturdaten und der Sorge um eine weitere Eskalation der Ukraine-Krise. Zudem kommt hierzulande die Berichtssaison in Fahrt und auch dies könnte die Kurse kräftig durchschütteln.

Unter dem Strich dürfte der deutsche Leitindex keine klare Richtung finden, sagten Marktbeobachter. Angesichts solider Unternehmenszahlen aus den USA halte sich der Dax bislang zwar recht wacker, meinte etwa Robert Halver von der Baader Bank. Allerdings könnte der Konflikt um die Ukraine noch längere Zeit auf die Stimmung drücken. Am Wochenende hatte sich die Situation verschärft, nachdem prorussische Separatisten OSZE-Militärbeobachter in ihre Gewalt gebracht hatten. Dies könnte weitere Sanktionen gegen Russland zur Folge haben.

Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX hielt es daher für unwahrscheinlich, dass der Dax in den nächsten Tagen Kurs auf sein Rekordhoch von 9794 Punkten aus dem Januar nimmt. Das Risiko einer militärischen Eskalation habe sich über das Wochenende erhöht, sagte er. Gerade bei deutschen Aktien sei bei jeder Verschärfung des Konflikts mit überproportionalen Verkäufen zu rechnen. "Die Marke von 9000 Punkten liegt für diese Woche daher sehr viel näher als die magischen 10 000 Punkte."

Derweil könnten wichtige Konjunkturnachrichten den Fokus vom Konflikt zwischen Kiew und Moskau zeitweise weglenken. Anleger erhoffen sich neue Hinweise darauf, in welchem Ausmaß die Notenbanken die Märkte zukünftig stützten.

Aus Sicht der Commerzbank zählt die Sitzung der US-Notenbank (Fed) am Dienstag und Mittwoch zu den wichtigsten Ereignissen in der neuen Woche. Die Fed werde dabei wohl ihr Anleihenkaufprogramm zur Ankurbelung der Konjunktur um weitere 10 Milliarden auf dann 45 Milliarden Dollar pro Monat kürzen, schrieb Analyst Bernd Weidensteiner. Die Anleger würden sich daher immer mehr mit den Aussichten für die Zeit nach dem Ende der ultralockeren Geldpolitik befassen. Dabei komme dem monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag besondere Bedeutung zu. Denn er entscheide mit darüber, wann die Zinsen wieder angehoben würden.

Die Anleger in Deutschland können allerdings erst am Freitag auf die Sitzung der US-Notenbank reagieren, da die Börse am Donnerstag wegen des Feiertages 1. Mai geschlossen bleibt. Zum Wochenschluss können die Investoren dann auch den wichtigen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA verarbeiten, der am Tag der Arbeit veröffentlicht wird.

Bereits am Mittwoch stehen Inflationsdaten aus der Eurozone auf der Agenda. Wegen der Diskussion um eine drohende Spirale aus fallenden Preisen und sinkender Nachfrage komme diesen Daten eine große Bedeutung für die Anleger zu, schrieb Analyst Ulf Krauss von der Landesbank Helaba. EZB-Chef Mario Draghi habe zuletzt wachsende Deflationsgefahren sogar direkt mit einem Ankaufprogramm von Staatsanleihen verknüpft. Wie es insbesondere um die Stimmung der deutschen Verbraucher bestellt ist, dürfte das GfK-Konsumklimaindex für Mai am Dienstag zeigen.

Bereits zu Wochenbeginn indes läuft die Berichtssaison in Deutschland langsam zu Hochtouren auf. Dann legen der Pharma- und Chemiekonzern Bayer und die Deutsche Börse ihre Quartalszahlen vor. Auch Neuigkeiten von Siemens dürften für Bewegung sorgen. Der Industriekonzern hatte sich am Wochenende in das Übernahmepoker um den französischen Hersteller von Energie- und Bahntechnik Alstom eingeklinkt, an dem auch der US-Konzern General Electric (General Electric (GE)) Interesse haben soll.

Am Dienstag folgen mit dem Halbleiterhersteller Infineon (Infineon Technologies), dem Autobauer Volkswagen (VW) (Volkswagen vz) und der Deutschen Bank (Deutsche Bank) drei weitere Dax-Konzerne. Hinzu kommen aus dem Index der mittelgroßen Werte MDAX der Triebwerksbauer MTU (MTU Aero Engines) und der Kohlenstoffspezialist SGL Group (SGL Carbon). Aus dem Technologiewerte-Index TecDAX berichten das Biotechnologie-Unternehmen MorphoSys und der Spezialanlagenbauer Aixtron.

Etwas ruhiger wird der Mittwoch, an dem der VW-Wettbewerber Daimler seinen Quartalsbericht bekannt gibt. Aus dem MDax sind dann unter anderem der Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones und der Lichtspezialist Osram mit von der Partie. Am Freitag beenden der Chemiekonzern BASF und die Software AG (Software) den Zahlenreigen der neuen Woche./la/fat/he/she

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---