Explodierende Infektionszahlen verunsichern Anleger. Aber US-Jobdaten lassen Wall Street aufatmen. Die Börsen steigen am vorletzten Handelstag des Jahres deutlich. Der Dax liegt gegen 16 Uhr mit rund 1 Prozent im Plus. Die Tesla-Aktie kann sich heute um 9 Prozent erholen.
Der Dax lag am Donnerstag Nachmittag 0,5 Prozent im Plus bei 14010 Punkten. Die Lage an den Märkten bleibt aber weiter angespannt. Die schnell steigenden Corona-Zahlen in China in Kombination mit den gelockerten Reisebedingungen werden von Investoren zunehmend als unkalkulierbares, globales Risiko wahrgenommen. Viele Analysten und Kapitalmarktexperten rechnen mit einem holprigen Start ins neue Börsenjahr - auch wenn sich die Inflationslage allmählich entspannen dürfte und damit auch die Notenbanken einen moderateren Kurs einschlagen könnten. Auch die jüngsten US-Jobdaten, also höhere Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, deuteten in diese Richtung.
Mit der Infektionswelle in China gerieten am Donnerstag auch die Ölpreise weiter unter Druck. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent fiel um 0,8 Prozent auf 82,57 Dollar pro Barrel, die US-Sorte WTI um 0,7 Prozent auf 78,44 Dollar. Auch Rohstoffe wie Kupfer und Nickel drehten ins Minus.
In Deutschland äußerte sich der Außenhandelsverband BGA skeptisch zu den Exporterwartungen der deutschen Wirtschaft. Wegen der Probleme in den Hauptabnahmeländern USA und China seien 2023 keine großen Sprünge zu erwarten, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura der Nachrichtenagentur Reuters.
Unterdessen spielen die börsennotierten Konzerne in Deutschland international eine immer geringere Rolle. Unter der von der Unternehmensberatung EY am Donnerstag veröffentlichten Rangliste der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt ist kein deutsches mehr. Die Top 100 werden von US-Konzernen dominiert, angeführt von Apple mit über zwei Billionen Dollar Marktwert, gefolgt vom saudi-arabischen Ölkonzern Saudi Aramco (1,9 Billionen). Wertvollster deutscher Konzern ist SAP mit 121 Milliarden Dollar. Der Technologiekonzern landete auf der Rangliste aber nur auf Platz 106. Zweitwertvollstes deutsches Unternehmen ist Siemens, es rangiert mit 109 Milliarden Dollar auf Platz 116.
Musk: Tesla soll "wertvollstes Unternehmen der Welt" werden
In den USA verhalf am Donnerstag ein Kommentar des Tesla-Chefs Elon Musk der Aktie wieder auf die Sprünge. Die Titel des US-E-Autobauers notierten vorbörslich 5,3 Prozent höher. "Lassen Sie sich nicht zu sehr von der Verrücktheit der Aktienmärkte irritieren", schrieb Musk in einer E-Mail an die Beschäftigten. Er glaube fest daran, dass Tesla langfristig das wertvollste Unternehmen der Welt werde. Die Papiere lagen mit 112,71 Dollar rund 70 Prozent unter dem Niveau vom Jahresanfang. Anleger machten sich Sorgen um Teslas Produktion in Shanghai. Einige befürchteten zudem, dass Musk mit seinen Tweets und holpriger Übernahme von Twitter der Marke schade.
US-Arbeitsmarktdaten beruhigen Wall Street
Unterdessen haben die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten die Wall Street nach den Vortagesverlusten etwas beruhigt. Der Dow-Jones-Index notierte zur Eröffnung am Donnerstag 0,4 Prozent höher bei 33.021 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,6 Prozent auf 3805 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte um 1,1 Prozent auf 10.321 Stellen.
Die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe stiegen mit 225.000 im Vergleich zu 216.000 in der Vorwoche genauso stark wie erwartet. "Es ist sicherlich ein Anzeichen für eine Abschwächung des Arbeitsmarktes", sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan. Die Anleger hoffen, dass ein sich abkühlender Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed und andere wichtige Zentralbanken zu kleineren Zinsschritten veranlasst.
(mit Material von Reuters)