Die Kauflaune dämpften außerdem die schleppenden Coronavirus-Massenimpfungen in der EU, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Je mehr sich die chaotischen Zustände bei Produktionskapazitäten und Liefermengen in die Länge ziehen, könnten sich die Mitgliedsstaaten gezwungen sehen, den Alleingang zu wählen." Dies setze vor allem dem Euro zu. Dieser war mit 1,1981 Dollar zeitweise so billig wie zuletzt Anfang Dezember.

PFUND NACH BOE-ENTSCHEID IM AUFWIND


Beim Pfund Sterling griffen Investoren dagegen beherzt zu. Die britische Währung stieg auf ein Neun-Monats-Hoch von 1,1414 Euro. "Großbritannien, zunächst Schlusslicht im Kampf gegen die Pandemie, gehört bei den Impfungen zur Führungsgruppe", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Zudem verpasste die Bank von England (BoE) den Spekulationen auf eine baldige Senkung des Leitzinses unter null Prozent einen Dämpfer. Ein solcher Schritt sei nicht geplant, aber ohnehin für die kommenden sechs Monate ausgeschlossen, weil die Geschäftsbanken Vorbereitungszeit bräuchten, erklärte die Notenbank.

STARKER DOLLAR SETZT GOLD ZU - ÖLPREIS STEIGT


Ein Stimmungsaufheller für die Börsen seien die Bemühungen des neuen US-Präsidenten Joe Biden, zusätzliche Corona-Staatshilfen ohne Zustimmung der oppositionellen Republikaner durch den Kongress zu bringen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Vor diesem Hintergrund stieg der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zeitweise auf ein Zwei-Monats-Hoch von 91,485 Punkten. Im Gegenzug verbilligte sich Gold um gut ein Prozent auf 1813 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Eine Aufwertung der Weltleitwährung macht das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver.

Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg dagegen um 0,4 Prozent auf 58,70 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Aussicht auf frischen Wind für die Weltwirtschaft und das Festhalten der Opec+ an der Förderbremse treibe die Kurse, sagten Börsianer. Denn dadurch bestehe die Aussicht, dass die hohen weltweiten Lagerbestände in den kommenden Monaten abgebaut würden.

EINIGUNG IM GLYPHOSAT-STREIT BEFLÜGELT BAYER


Am deutschen Aktienmarkt gehörte Bayer mit einem Kursplus von 5,3 Prozent zu den Favoriten. Die Einigung bei einem wichtigen Teil des milliardenschweren Glyphosat-Vergleichs sei ein entscheidender Schritt, um die endgültigen Kosten für die Schadenersatzklagen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Unkrautvernichter abzuschätzen, sagte ein Börsianer.

Gefragt waren auch die Titel von Daimler, die um bis zu 2,5 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 66,15 Euro stiegen. Weil sich Pkw- und Nutzfahrzeug-Geschäft auseinanderentwickelten, sei die geplante Aufspaltung des Autobauers sinnvoll, lobte Analyst Sven Diermeier von Independent Research. "Es entstehen zwei Unternehmen mit starker Fokussierung, was vom Kapitalmarkt gefordert und begrüßt wird."

Unilever konnte dagegen mit einem Quartalsergebnis im Rahmen der Markterwartungen Investoren nicht überzeugen. Die Aktien des Anbieters von "Domestos"-Reiniger und "Langnese"-Eis fielen in London um gut vier Prozent. Die Gewinnmargen seien stärker zurückgegangen als erwartet, monierte Analyst Alicia Forry vom Vermögensverwalter Investec.

rtr