Liebe Anlegerinnen und Anleger,
im Streit um die griechischen Schulden bleibt es zweifelsfrei spannend. Aber die vergangenen Handelstage haben deutlich gezeigt, dass die internationalen Börsen schon längst über dieses mediale Großereignis hinweg sind und sich auf die Zukunft konzentrieren. Ich persönlich kann mich nicht daran erinnern, dass in den vergangenen Jahren jemals so viel Lärm und Schlagzeilen um vergleichsweise wenig produziert wurde.
Viel interessanter erscheint mir im Augenblick zu beobachten, wie souverän die Börsen mit den steigenden Zinsen umgehen. Denn mittlerweile erhöht sich wieder die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank FED die Zinsen in diesem Jahr ein- oder vielleicht sogar zweimal anhebt.
Dies ist aber keine Katastrophe für uns Anleger, da die Zinsen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch jahrelang vergleichsweise tief bleiben. Vor allem aber sollten wir uns vergegenwärtigen, dass steigende Zinsen am langen Ende des Kapitalmarktes ein deutliches Indiz dafür sind, dass sich die Konjunktur erholt. Speziell der Beginn eines Zinsanhebungszyklus ist statistisch betrachtet sogar leicht positiv für uns Aktionäre, da dann Geld aus dem Rentenmarkt strömt und neue Anlagemöglichkeiten sucht.
Beachten Sie sich diesbezüglich die folgende Grafik, die Ihnen die Entwicklung der wichtigen zehnjährigen US- Anleihen zeigt. Diese notieren heute bei etwa 2,3 % und damit in etwa auf dem Niveau vom Frühjahr 2012.
Der wichtige Widerstand des Hochs aus dem Jahre 2013 wurde bereits überwunden. Sehr deutlich sehen Sie auch, dass die positive x-Achse im rechten Bereich, die für steigende Renditen steht, die negative Widerstandsgerade überwunden hat. Auffällig ist auch die Serie von steigenden Tiefs seit dem Sommer 2012, die einen Aufwärtstrend andeuten.
Es sieht also danach aus, als würden die Zinsen bzw. Renditen weiter anziehen und das Hoch des vergangenen Jahres bei etwa 3 % testen. Dies wiederum ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich die Zeiten wieder normalisieren - und die Konjunktur langsam an Fahrt aufnimmt. Ebenfalls können wir davon ausgehen, dass das große Pendel von akuter Delationsgefahr in Richtung geringe Inflation schwingt.
Auf Seite 2: Nebenwerte bleiben fest und sind ein Vertrauensbeweis
Nebenwerte bleiben fest und sind ein Vertrauensbeweis
Regelmäßig sind die konjunkturempfindlichen Nebenwerte ein wichtiger Indikator für die zukünftige Marktentwicklung - denn schließlich wollen wir hier nicht die Vergangenheit analysieren.
Besonders wichtig ist es an einem Quartalsende - also jetzt- auf die stärksten Sektoren zu achten. Denn die institutionellen Anleger betreiben jetzt das traditionelle "Window-Dressing" um ihrer Kundschaft zu zeigen, dass sie auch bei den gut laufenden Aktien dabei waren - und nicht nur bei den Underdogs.
Nun gibt es aber Anzeichen dafür, dass die Zugpferde des alten Quartals auch die des beginnenden sein werden. Denn auch im dritten Quartal werden sich viele Anleger auf die relativ starken Sektoren konzentrieren, hier Positionen verstärken, und dafür umgekehrt relativ schwache Titel verkaufen. Dieses so genannte "Rebalancing" ist ein typisches Phänomen an den Börsen zu Beginn eines Quartals, wenn das frische Geld an die Börsen strömt und seine Fußspuren hinterlässt.
Daher gehe ich davon aus, dass auch im kommenden Quartal die wichtigen Nebenwerte weltweit interessant bleiben. Hier sehen Sie den Russell 2000 Index, der die wichtigsten US- Nebenwerte enthält.
Ohne Zweifel ist der Aufwärtstrend intakt, was Sie auch an der aufsteigenden Unterstützungsgeraden erkennen. Im rechten Bereich sehen Sie eine positive X- Achse, die Ihnen den gegenwärtigen "Punch" der Käufer zeigt. Hier hat sich ein neues Kaufsignal gebildet, als die gegenwärtige X-Achse bei etwa 270 Punkten über die vorhergehende gestiegen ist. Von Pessimismus und Ängstlichkeit ist hier - im Gegensatz zu den aufgeregten Medien - nichts zu bemerken.
Wer davon überzeugt ist, dass Aktien bezüglich der Konjunktur etwa sechs Monate in die Zukunft blicken, der sollte sich entsprechend der guten Entwicklung der Nebenwerte keine zu großen Sorgen machen.
Auf Seite 3: Der innere Markt zeigt Stärke
Der innere Markt zeigt Stärke
Wie oben angedeutet, strömte in den vergangenen Tagen (Ausnahme war der gestrige Donnerstag) wieder vermehrt Kapital an die US-Börse, obwohl das Drama um Griechenland noch längst nicht entschieden ist. Erneut zeigten die Indikatoren des inneren Marktes objektiv, dass die Indizes dazu neigen, zwischen überhitzten und überverkauften Zuständen hin- und her zu pendeln. Regelmässig bewegen sich die Märkte in die entgegengesetzte Richtung, wenn es die Masse der Anleger nicht erwarten würde. Sehr früh erkennen Sie diese Eigenschaft am relativ schnellen 50-Tage-Indikator. Dieser zeigt Ihnen die Relation der an der New Yorker Börse gehandelten Aktien, die ihre 50- Tage Linie zurückerobern.
Diese Relation verbessert sich bereits seit einigen Tagen und zeigt Ihnen, dass systematisch Kapital in den Markt zurückfließt. "Mr. Market" unterstützt also demnach steigende Kurse und dies sollte eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Sie sein. Auch der gestrige schwache Handelstag auf beiden Seiten des Atlantiks hat nicht ausgereicht, den Indikator in eine negative 0-Spalte gekippt. Der große Lärm des gestrigen Handelstages hat also die hartgesottenen Anleger nicht vertrieben.
An der positiven X-Achse im rechten Bereich der Grafik erkennen Sie, dass sich der Anteil der Aktien die oberhalb der 50- Tage- Linie handeln, systematisch erhöht. Nur ganz knapp vor dem Eintritt in die untere extreme Zone hat sich diese Relation stabilisiert, nur um dann wieder zu steigen. Wieder einmal hat sich das typische Bild gezeigt, dass Märkte dazu tendieren, zwischen ihren extremen Zonen zu pendeln. Wer nur die äußeren bekannten Indizes beobachtete, konnte nicht erkennen, dass wir uns diesbezüglich nahe einer potentiellen Gegenbewegung des Marktes befanden.
Der Marktzustand ist also positiver als die negative Stimmung dies vermuten lässt. Erneut haben die Indikatoren des inneren Marktes uns ein wichtiges Stück im großen Puzzle geliefert.
Auf Seite 4: Der DAX schlägt sich besser als erwartet
Der DAX schlägt sich besser als erwartet
Gut erkennen Sie am besonnenen P & F Chart, der den medial erzeugten "Lärm" herausfiltert, dass bei etwa 10.800 Punkten die hartgesottenen Anleger eine günstige Gelegenheit sahen und Positionen aufbauten.
In dieser Umgebung, in der auch die steigende 200-Tage-Linie verläuft, bildete sich eine neue Unterstützungsgerade. Sehr eindrucksvoll ist die dynamische X-Achse, die den aktuellen Vorteil der Bullen deutlich zeigt. Viel stärker ist heute die Nachfrage im Vergleich zur Vorwoche. Wichtig ist auch, dass die Widerstände bei 11.400 und 11.450 überwunden wurde und dabei sogar die fallende Widerstandsgerade angegriffen wurde. Der aktuelle Rückzug der Bullen in der Region von 11.600 ist meiner Meinung nach noch längst kein Beinbruch, da der DAX nach der scharfen Rallye leicht überkauft ist. In Anbetracht der heutigen erneuten Verlängerung der Unsicherheit bezüglich Griechenlands ist der Markt sogar relativ robust. Es zeigt sich, dass auf dem gegenwärtigen Niveau grundsätzlich Interesse für Aktien besteht - obwohl die bekannten Probleme noch nicht gelöst sind und das Gewurschtel mangels echter Reformwillen uns ohnehin noch auf Jahre begleiten wird. Sehr "bullisch" wird es aus Sicht der P & F Charts, wenn wir heute oberhalb von 11.400 Punkten schließen würden und damit die Widerstandsgerade von oben bestätigen würden. Dann wäre der DAX auch nach einem Fehlsignal aus seinem Dreieck nach oben ausgebrochen und einen Test der Region von 12.000 stünde nicht mehr viel im Weg. Denn trotz des griechischen Schuldenstreits bleibt das Klima für uns Aktionäre bis auf weiteres positiv - obwohl der Sommer natürlich statistisch betrachtet keine günstige Jahreszeiten für neue Investitionen ist.
Falls Sie Interesse an P & F Charts und den Indikatoren des "wahren Marktes" haben, beachten Sie bitte auch meinen gratis- Börsenbrief und mein gratis- E-Book.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und ein paar schöne Sommertage.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland, Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".