Leoni hatte wegen gestiegener Kosten im Bereich Bordnetz-Systeme seine Ergebnisziele für 2015 und 2016 kassiert. "Die Gewinnwarnung kommt überraschend, nachdem das Unternehmen vor rund drei Wochen noch den Ausblick für 2015 als auch 2016 bestätigt hat", betonte DZ-Bank-Experte Michael Punzet. Investoren reagierten mit massiven Verkäufen auf diese Nachricht. Die Aktien von Leoni brachen um 31 Prozent ein - so viel wie nie zuvor. Mit 36,85 Euro waren die Titel so billig wie zuletzt vor knapp zweieinhalb Jahren.
Dadurch gerieten andere Zulieferer ebenfalls unter Verkaufsdruck. Continental, ElringKlinger, Hella, Grammer, Valeo und GKN gaben bis zu 4,3 Prozent nach. Diesem Trend konnten sich auch die Fahrzeug-Hersteller nicht entziehen. BMW, Daimler, Volkswagen, Peugeot, Renault und Fiat büßten bis zu 4,9 Prozent ein. Vor diesem Hintergrund gaben Dax und EuroStoxx50 jeweils 1,3 Prozent auf 9994 beziehungsweise 3205 Punkte nach.
Unter Gewinnmitnahmen litten auch RWE und E.ON. Die Aktien der beiden Versorger verbilligten sich um fünf und 3,5 Prozent, nachdem sie dank ermutigender Stresstest-Ergebnisse am Vortag 9,3 und fünf Prozent zugelegt hatten.
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SAP IM AUFWIND - ANHEUSER-BUSCH UND SABMILLER GEFRAGT
Einziger Gewinner im deutschen Leitindex war SAP mit einem Kursplus von 4,8 Prozent. Europas größter Software-Konzern hatte den Betriebsgewinn überraschend stark um 19 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro gesteigert. Börsianer lobten vor allem die positive Entwicklung des Cloud-Geschäfts. "Das ist alles Tip-Top", sagte einer von ihnen. "Die sind auf dem richtigen Weg."
Zulegen konnten auch die Titel von Anheuser-Busch, die sich in Brüssel um 1,7 Prozent verteuerten. Der weltgrößte Bierbrauer ("Beck's") will die Nummer zwei der Branche, SABMiller, für 68 Milliarden Pfund (92 Milliarden Euro) übernehmen. Deren Aktien stiegen an der Londoner Börse um bis zu 9,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 3961,5 Pence.
Die Ankündigung dieses Deals schlug sich sogar auf dem Devisenmarkt nieder. Das britische Pfund stieg zeitweise auf ein Drei-Wochen-Hoch von 1,5387 Dollar. Der Euro zog ebenfalls an und verteuerte sich auf 1,1380 Dollar. Er profitierte dabei von den anhaltenden Spekulationen auf eine Verschiebung der US-Zinswende. Anleger gehen zunehmend davon aus, dass die US-Notenbank Fed frühestens im März 2016 den Schlüsselzinssatz anheben wird. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gewann 19 Ticks auf 156,61 Punkte.
Reuters