"Verkäufe am vergangenen Donnerstag und Freitag haben gezeigt, dass Marktteilnehmer nach wie vor kein langfristiges Vertrauen in den Deutschen Aktienindex aufbauen können", sagte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. "Letztendlich hängt eine Bodenbildung wieder einmal von der Wall Street ab." Experten sehen die Anleger weiter fokussiert auf die lahmende Konjunktur in Europa und die Frage, wann die US-Notenbank den Leitzins wieder anziehen könnte. Obendrein bleibe die Sorge um eine Eskalation des Ukraine-Konflikts.
ALLIANZ VON KURSRUTSCH ERHOLT - RWE SCHWACH WEGEN DEA
Trotz zahlreicher negativer Analystenreaktionen gelang den Papieren der Allianz nach ihrem Kurseinbruch vom Freitag eine Stabilisierung. Nach über 6 Prozent Verlust stand in den Versicherungstiteln nun ein Plus von 0,20 Prozent zu Buche. Die schnelle Reaktion der Fondtochter Pimco auf den überraschenden Abgang von Starinvestor Bill Gross helle die Stimmung wieder etwas auf, sagte ein Händler. Neuer Investmentchef der Gruppe wird der bisherige Gross-Stellvertreter Daniel Ivascyn. Der wegen seiner jahrelangen Erfolge an den Anleihemärkten als "Bondkönig" bekannte Gross geht zum Vermögensverwalter Janus Capital.
Um über drei Prozent nach unten ging es dagegen für RWE. Grund ist das drohende Aus des Verkaufs der Tochter Dea an den russischen Oligarchen Michail Fridman. Ein möglicher britischer Einspruch könnte die Veräußerung platzen lassen. Unklar ist, ob das britische Energieministerium eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, einen sogenannten Letter of Comfort, ausstellt. Dea fördert unter anderem vor der britischen Nordseeküste Gas und ist an der Erschließung mehrerer neuer Felder beteiligt. Die britischen Behörden könnten einem von Fridman geführten Unternehmen die Lizenz entziehen.
SGL RUTSCHEN WEGEN KAPITALERHÖHUNG AB
Schwächster Wert im Dax waren aber mit über vier Prozent Abschlag die Aktien der Commerzbank. Der zweitgrößten deutschen Bank droht einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge neuer Ärger von Ermittlern in den USA. Hintergrund ist der Vorwurf, sie habe zu lockere Kontrollen für das Aufspüren und Verhindern von Geldwäsche angewendet. Worum es genau geht, ist dem Bericht zufolge unklar. Ein Commerzbank-Sprecher hatte die Informationen am Samstag auf dpa-Anfrage nicht kommentiert.
Im SDAX brachen Papiere von SGL Carbon um siebeneinhalb Prozent ein auf 17,155 Euro. Der angeschlagene Kohlefaserspezialist will damit sein Finanzpolster aufbessern. Für je 25 alte Aktien sollen Aktionäre 7 neue Papiere erwerben können, die SGL zum Preis von 13,25 Euro ausgeben will. Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank hält die Situation jedoch weiter für schwierig und rechnet mit zusätzlichen Belastungen durch die laufende Restrukturierung. Schlamp bleibt bei seiner Verkaufsempfehlung./ag/la