Schwache Konjunktursignale aus der Eurozone drückten die Stimmung an der Börse. Dabei hinterließen schwache Wachstumszahlen aus Italien und Frankreich ihre Spuren. In beiden Ländern war die Wirtschaftsleistung (BIP) im vierten Quartal geschrumpft. Wirtschaftsdaten aus China, wo aktuelle Einkaufsmanagerindizes trotz der Viruskrise ein solides Bild abgaben, konnten die Anleger nur anfangs etwas beruhigen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rief zwar den internationalen Gesundheitsnotstand aus, der mit schärferen Maßnahmen zur Eindämmung der Krise verbunden ist. Sie sprach sich gleichzeitig aber dafür aus, die Grenzen offen zu halten.
Die Absage der WHO an Reisebeschränkungen wurde am Rohölmarkt mit Erleichterung aufgenommen. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich.
Dass am Freitag auch der Brexit vollzogen wird, spielte an den Börsen keine bedeutende Rolle mehr. "Jetzt geht aber das Geschachere erst richtig los", warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Schließlich müsse bis zum Jahresende ein Freihandelsabkommen geschlossen werden. Das Pfund Sterling verteuerte sich auf 1,3120 Dollar und 1,1876 Euro. Es profitiere vom jüngsten Verzicht der Bank von England (BoE) auf eine Zinserhöhung, sagte Markets.com-Experte Wilson.
Auf Unternehmensseite machten am Freitag Amazon und Thyssenkrupp mit ihren Zahlen auf sich aufmerksam. Während Amazon zu Höhenflügen ansetzte, fielen die Aktien von Thyssenkrupp um mehr als fünf Prozent.
Bei den Einzelwerten im deutschen Leitindex gab es zum Wochenende nur wenig Grund zur Freude. Keiner der DAX-Konzerne ging im Plus aus dem Handel. Mit den wenigsten Verlusten kamen SAP, Continental und Vonovia davon. Als Schlusslicht ging Infineon ins Wochenende.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Thyssenkrupp 'unter Wasser' - Aktionäre schimpfen über Führungschaos
Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hat Beschäftigte und Aktionäre des kriselnden Stahl- und Industriekonzerns auf einen harten und mehrjährigen Sanierungskurs eingestimmt. Im Stahlbereich sei eine "harte Restrukturierung" nötig, sagte Merz am Freitag bei der Hauptversammlung in Bochum. "Das wird nicht ohne Arbeitsplatzabbau gehen." Konzernweit will Thyssenkrupp 6000 Stellen streichen. Für 2300 Jobs gibt es bereits Vereinbarungen mit den Arbeitnehmervertretern, wie Personalvorstand Oliver Burkhard sagte. Bis der Konzernumbau zu besseren Geschäftszahlen führe, werde es "zwei bis drei Jahre" dauern, sagte Merz. Zunächst würden die Zahlen wegen der Sanierungskosten wohl noch schlechter.
Friedenspflicht über den Wolken - Keine neuen Streiks bei Lufthansa
Ein bisschen Frieden bei der Lufthansa: Die Passagiere der Fluggesellschaft müssen in den kommenden Monaten keine neuen Streiks der Kabinengewerkschaft Ufo mehr fürchten. Das Unternehmen hat mit den Flugbegleitern ein komplexes Verfahren verabredet, mit dem man die zahlreichen ungelösten Konflikte beilegen will. Zentrales Element ist eine umfassende Schlichtung, die mit einer Friedenspflicht bis zum Ende des Verfahrens verbunden ist, wie beide Seiten am Freitag in Frankfurt erklärten.
US-Umweltbehörde stützt Bayer weiter im Glyphosat-Konflikt
Die US-Umweltbehörde EPA hält das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im Gegensatz zu einigen Gerichtsurteilen weiterhin nicht für krebserregend. Die Behörde teilte am Donnerstag (Ortszeit) mit, eine neue Überprüfung abgeschlossen zu haben und das Pestizid bei vorschriftsgemäßem Gebrauch nicht als Gesundheitsrisiko für Menschen einzustufen. Die Bayer-Aktien gewannen am Freitag mehr als ein Prozent hinzu.
Gewinn von US-Ölriese Exxon sinkt weiter
Der größte US-Ölkonzern ExxonMobil hat zum Jahresende weitere Abstriche machen müssen. Im vierten Quartal fiel der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut fünf Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar (5,2 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Freitag im texanischen Irving mitteilte. Die Erlöse sanken um deutliche sieben Prozent auf 67,2 Milliarden Dollar. Die Ölproduktion lag kaum verändert bei 4,0 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag.
Chevron mit hohem Quartalsverlust - Milliardenabschreibung belastet
Der zweitgrößte US-Ölmulti Chevron ist wegen einer enormen Abschreibung aufgrund des Gaspreisverfalls tief in die roten Zahlen geraten. Im vierten Quartal 2019 fiel ein Verlust von 6,6 Milliarden Dollar (6,0 Mrd Euro) an, wie das Unternehmen am Freitag im kalifornischen San Ramon mitteilte. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte Chevron noch 3,7 Milliarden Dollar verdient.
Amazon glänzt im Weihnachtsquartal - 'Prime'-Service boomt
Ein starkes Weihnachtsgeschäft und florierende Cloud-Dienste haben Amazon einen glänzenden Jahresabschluss beschert. Im vierten Quartal 2019 kletterte der Gewinn im Jahresvergleich um rund acht Prozent auf 3,3 Milliarden US-Dollar (3,0 Mrd Euro). Die Erlöse wuchsen um 21 Prozent auf 87,4 Milliarden Dollar. Die Zahlen überraschten die Analysten, die mit mehr Druck durch massive Investitionen in die Logistik gerechnet hatten. Die Aktie setzte zum Höhenflug an.
VW-Tochter Traton bietet Milliarden für US-Lkw-Hersteller Navistar
Die Volkswagen-Lkw- und Bustochter Traton will ihre Position auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt mit einer Milliardenübernahme deutlich ausbauen. Die börsennotierte Sparte für schwere Nutzfahrzeuge will dazu die restlichen Anteile am US-Truckhersteller Navistar übernehmen und legt dafür 2,9 Milliarden US-Dollar (2,6 Mrd Euro) auf den Tisch, wie Volkswagen am späten Donnerstagabend mitteilte. Mit dem Deal könnte VW in den USA Boden gut machen zum Weltmarktführer Daimler. Traton besitzt bereits 16,8 Prozent an Navistar.
RIB Software hebt Umsatz- und Gewinnprognose in Erwartung eines Großauftrags
Der Bausoftwarehersteller RIB Software hat infolge einer besser erwarteten Auftragslage seine Ziele für Umsatz und Ergebnis in diesem Jahr nach oben geschraubt. Der Umsatz dürfte nun 270 bis 310 Millionen Euro erreichen, teilte das Unternehmen am Freitag in Stuttgart mit. Vorher hatte RIB 260 bis 300 Millionen in Aussicht gestellt.
IBM-Chefin Rometty tritt zurück - Cloud-Experte wird Nachfolger
Das IT-Urgestein IBM will sich mit einem neuen Chef noch stärker auf das Cloud-Geschäft fokussieren. Ginny Rometty, die IBM seit 2012 durch einen tiefgreifenden Umbau führte, gibt den Posten Anfang April auf. Ihr Nachfolger wird Arvind Krishna, der bislang den Cloud-Bereich verantwortete. IBM liegt im boomenden Cloud-Geschäft nach wie vor hinter Rivalen wie Amazon, Microsoft und Google zurück.
US-Baumaschinenkonzern Caterpillar rechnet wegen Flaute mit Gewinnrückgang
Der US-Baumaschinenhersteller Caterpillar erwartet wegen der Flaute der Weltwirtschaft im laufenden Jahr deutlich weniger Gewinn. "Wir rechnen damit, dass die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit weiter unsere Verkäufe 2020 belastet und dass die Händler ihre Bestände weiter reduzieren", sagte Konzernchef Jim Umpleby am Freitag in Deerfield (US-Bundesstaat Illinois). Der Gewinn je Aktie soll daher 2020 nur zwischen 8,50 und 10 US-Dollar liegen, im Vorjahr hatte er 10,74 Dollar erreicht. Analysten hatten im Schnitt für das gerade begonnene Jahr 10,55 Dollar auf dem Zettel.
Lichtkonzern Signify spürt Gegenwind - Beleuchtungsgeschäft bleibt schwierig
Die anhaltende Schwäche im klassischen Beleuchtungsgeschäft hat den Lichtkonzern Signify auch im Schlussquartal belastet. Weil es aber im LED-Geschäft dank eines Zukaufs besser lief, stiegen die Umsätze im letzten Jahresviertel konzernweit um 1,4 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen am Freitag im niederländischen Eindhoven mitteilte. Auf vergleichbarer Basis - also um Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte bereinigt - wären die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr allerdings um 4,2 Prozent zurückgegangen.
Visa verbucht starke Geschäftszuwächse im Weihnachtsquartal
Der Kreditkarten-Riese Visa hat Gewinn und Erlöse dank großer Ausgabefreude von Kunden im Weihnachtsquartal erheblich gesteigert. In den drei Monaten bis Ende Dezember stieg der Nettogewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 3,3 Milliarden Dollar (3,0 Mrd Euro), wie der US-Finanzkonzern am Donnerstag nach US-Börsenschluss in San Francisco mitteilte.
rtr/dpa-AFX/iw