"Aus charttechnischer Sicht stehen die Ampeln an der Frankfurter Börse wieder klar auf Grün", sagte Marktexperte Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Wenn alles gut läuft, kann der Index auch bis zur 12.000er Marke durchlaufen." Auch an den US-Börsen deuteten die Terminkontrakte der wichtigsten Indizes auf Gewinne hin.

Börsianer führten die größere Risikofreude der Anleger vor allem auf die nachlassende Furcht vor einer Konjunkturabkühlung zurück. Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt waren am Donnerstag überraschend stark ausgefallen. Zudem verbesserten sich die Aussichten für die chinesische Wirtschaft. Der Caixin/Markit-Index lag mit 49,9 Punkten nur noch knapp unter der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert. "Jetzt keimt die Hoffnung auf, dass es der chinesischen Zentralbank gelungen sein könnte, die Abwärtsbewegung in Chinas Wirtschaft zu stoppen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

US-Finanzminister Steven Mnuchin verbreitete Zuversicht unter Anlegern, dass der Handelsstreit zwischen China und den USA bald beigelegt werden könnte. Ihm zufolge arbeiten beide Regierungen an einer detaillierten Vereinbarung. Außerdem sprach der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Larry Kudlow, von "fantastischen Fortschritten" in den Gesprächen. Trump selbst goss aber Wasser in den Wein, indem er ein Platzen der Verhandlungen nicht ausschloss. "Bisher liegt noch kein solides Abkommen auf dem Tisch, weshalb wir weiterhin abwarten müssen", warnte Commerzbank-Analyst Hao Zhou. "Wir haben zwar die Frist im Handelsstreit wohlbehalten überwunden, die Lage bleibt jedoch genauso unsicher wie zuvor."

ZAHLEN BEFLÜGELN RHEINMETALLE UND WERBEFIRMA WPP



Ermutigende Firmenbilanzen hellten die Stimmung der Anleger zusätzlich auf. So gab Rheinmetall einen Gewinnsprung und einen Rekord-Auftragsbestand bekannt. Die Zahlen des Rüstungskonzerns seien besser ausgefallen als erwartet, stellte Analyst Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe fest. Positiv überrascht hätten die Gewinnmargen und der Auftragsbestand. Die Aktien stiegen um 7,9 Prozent und waren Top-Favorit im MDax.

In London machte WPP mit einem Kurssprung acht Prozent auf sich aufmerksam. Der Umsatz der weltgrößten Werbefirma, zu der auch die deutsche Agentur Scholz & Friends gehört, ging weniger stark zurück als vorhergesagt. Zudem überzeugte der im britischen Auswahlindex "Footsie" gelistete Konzern mit seinem Geschäftsausblick.

Anleger an der Mailänder Börse deckten sich mit Aktien des Luxusjacken-Hersteller Moncler ein, die Titel legten um bis zu 10,5 Prozent zu. Trotz zunehmender Konkurrenz stiegen die Umsätze 2018 um zehn Prozent an, das Ergebnis kletterte um 21,5 Prozent nach oben. Die Kauflaune breitete sich auch auf andere Luxusgüterkonzerne aus: Aktien von Burberry, Hugo Boss, Kering und LVMH rückten um jeweils rund drei Prozent vor.

US-Händler richteten ihre Blicke auf Tesla, die Aktien verloren vorbörslich 4,5 Prozent. Der Elektroautobauer will seine Fahrzeuge nur noch im Internet verkaufen.

rtr