Am Aktienmarkt gab es auch am Freitag kaum ein anderes Thema als das Kursdrama bei Wirecard. Wegen des weiterhin ungelösten Bilanzskandals um den Zahlungsabwickler aus Aschheim bei München und immer mehr aufkommender Liquiditätssorgen setzte die Aktie weiter auf Talfahrt. Nach dem Vortagesverlust um fast 62 Prozent stürzte das Papier zum Wochenschluss zeitweise um mehr als 50 Prozent auf unter 20 Euro ab. Zum Börsenschluss notiert die Aktie 35 Prozent tiefer - Damit erneut schwächster Wert im deutschen Leitindex.
Sollte Wirecard auch an diesem Freitag keinen testierten Abschluss präsentieren, droht die Kündigung von Krediten in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro. Am Nachmittag teilte Wirecard mit, man befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit den kreditgebenden Banken. Das Kursminus belief sich zuletzt noch auf 32 Prozent. Konzernchef Markus Braun trat inzwischen zurück.
Auf Wochensicht steuert der DAX auf ein Plus von rund vier Prozent zu. Hoffnungen auf weitere Konjunkturhilfen und die Rückendeckung der Notenbanken für die Finanzmärkte gelten als Hauptgründe für den erfolgreichen Wochenverlauf.
Am Freitagmittag waren zunächst Terminkontrakte auf die großen Aktienindizes ausgelaufen, wie die auf den Dax und den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50, gegen Handelsschluss laufen dann noch die Kontrakte auf Einzelaktien aus. Vor diesem auch großen Verfall genannten Termin versuchen Anleger, die Kurse in die für sie vorteilhafte Richtung zu bewegen. Das führt immer mal wieder vorher zu teils hektischen Kursbewegungen.
An der Spitze im DAX stand am Freitag die SAP-Aktie mit gut drei Prozent im Plus - das Papier näherte sich damit wieder an das Rekordhoch bei 129,50 Euro im Februar an. Seit ihrem Corona-Krisentief von Mitte März hat die Aktie des Softwarekonzerns 51 Prozent gewonnen.
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Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Schicksalsstunden für Wirecard - Treuhandkonten und Kredite im Fokus
Der Dax-Konzern Wirecard steht vor einer ungewissen Zukunft: Dem in einen Bilanzskandal verwickelten Zahlungsabwickler droht der Verlust von Milliardenkrediten. Zudem mehreren sich Zweifel an Treuhandkonten in Asien, wo Wirecard nach eigenen Angaben Milliarden geparkt haben soll. Die Aktie fällt auch am Freitag ins Bodenlose - nach einem historisch Kursabsturz am Vortag.
Wirecard-Chef Braun tritt nach Bilanzskandal zurück
Wirecard-Vorstandschef Markus Braun tritt im Zuge des Bilanzskandals bei dem Dax-Konzern mit sofortiger Wirkung zurück. Interims-Chef wird der erst am Vorabend in den Vorstand berufene US-Manager James Freis, wie Wirecard am Freitag in München mitteilte.
Wirecard: Konstruktive Gespräche mit kreditgebenden Banken
Der in einen Bilanzskandal verwickelten Dax -Konzern Wirecard verhandelt mit seinen Banken über die weitere Gestaltung der Geschäftsbeziehungen. Das Unternehmen befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit seinen kreditgebenden Banken hinsichtlich der
Philippinische Bank: Wirecard-Treuhandkonto existiert bei uns nicht
Die Indizien für einen für einen Betrugsfall von großem Ausmaß um den Dax-Konzern Wirecard scheinen sich zu verdichten. Die philippinische Bank BDO Unibank, bei der angeblich eines von zwei fraglichen Treuhandkonten für Wirecard geführt wurde, erklärte am Freitag, dass das deutsche Unternehmen kein Kunde sei: "Das Dokument, in dem die Existenz eines Wirecard-Kontos bei BDO behauptet wird, ist ein manipuliertes Dokument, das gefälschte Unterschriften von Bankangestellten trägt", hieß es in der Stellungnahme des in der Stadt Makati ansässigen südostasiatischen Geldhauses. "Der Fall ist an die Zentralbank der Philippinen berichtet worden." Zuvor hatte die US-Nachrichtenagentur Bloomberg über die Stellungnahme berichtet.
Wirecard stellt Vorstand Marsalek frei
Das Desaster um die Jahresbilanz von Wirecard erschüttert auch die Chefetage des Zahlungsabwicklers. Vorstand Jan Marsalek sei mit sofortiger Wirkung freigestellt, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Der Manager war jahrelang als Chief Operating Officer für das Tagesgeschäft zuständig gewesen. Im Mai wurden seine Aufgaben im Zuge eines Vorstandsumbaus schon beschnitten.
Lufthansa-Großaktionär Thiele besorgt sich frisches Geld
Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele besorgt sich vor der entscheidenden außerordentlichen Hauptversammlung zum Staatseinstieg frisches Geld. Die von ihm kontrollierte KB Holding teilte am Donnerstagabend mit, acht Millionen Aktien von Knorr-Bremse zu verkaufen. Der Ertrag der Transaktion solle der Unterstützung der anderen privaten Investments von Thiele dienen, hieß es in der Mitteilung weiter. Gewerkschaften: Aktionäre sollen für Lufthansa-Hilfen stimmen
Gewerkschaften appellieren vor der entscheidenden Hauptversammlung der Lufthansa an die Aktionäre, die geplanten Staatshilfen anzunehmen. Die Anteilseigner sollten ihr Stimmrecht bei dem außerordentlichen Aktionärstreffen am Donnerstag (25. Juni) wahrnehmen und das Paket ermöglichen, erklärte die Flugbegleitergewerkschaft Ufo am Freitag in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt. Ähnlich äußerten sich die Pilotenvertretung VC und Verdi.
Aareal-Bank-Aktionäre könnten von Aareon-Teilverkauf profitieren
Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank könnte seine Aktionäre am Verkauf eines Minderheitsanteils der IT-Tochter Aareon teilhaben lassen. Was die Verwendung des Erlöses angeht, zieht die Bank, wenn auch nicht vorrangig, eine Sonderausschüttung in Betracht, ungeachtet des Dividendenappells der Notenbank. Vorstandschef Hermann Merkens sagte der "Börsen-Zeitung" (Freitagausgabe): "Der Einsatz freien Kapitals im Unternehmen ist nicht von den aktuellen und möglichen künftigen Ausschüttungsbeschränkungen der EZB betroffen." Die Zahl der interessierten Investoren beziffert der Manager auf "deutlich mehr" als "nur eine Handvoll".
Thyssenkrupp: EU-Kommission gibt Verkauf der Aufzugssparte frei
Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp hat für den milliardenschweren Verkauf seiner Aufzugssparte grünes Licht von der EU-Kommission bekommen. Brüssel habe die wettbewerbsrechtliche Freigabe des Verkaufs an ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Advent und Cinven sowie der RAG-Stiftung erteilt, teilte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag mit. Damit lägen alle für den Abschluss des Geschäfts erforderlichen Freigaben vor.
VW-Software-Einheit startet im Juli - Betriebssystem bis 2024
Die Software-Einheit von Volkswagen steht nach monatelanger Vorbereitung vor dem Start: Zum 1. Juli soll die Entwicklung einer eigenen Digital-Plattform für alle Marken im Konzern beginnen. Diese bildet den Kern eines Auto-Betriebssystems, das bis 2024 voll ausgearbeitet sein soll. VW will die "komplette Fahrzeugarchitektur" inklusive Elektronik dabei selbst kontrollieren, wie Digitalvorstand Christian Senger am Freitag erklärte. Man bleibe aber offen für Partnerschaften, Joint-Ventures oder Beteiligungen. In den kommenden Jahren will die neue Konzerneinheit mehr als sieben Milliarden Euro ausgeben.
Dräger baut Fertigung für leichten Atemschutz aus - Neues Werk in Frankreich
Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk stockt im Zuge der Corona-Pandemie seine Produktionskapazitäten für leichten Atemschutz in Europa auf. Wie der Konzern am Freitag in Lübeck mitteilte, soll dafür in Frankreich im Elsass ein komplett neues Werk entstehen. Auch sollen bestehende Produktionsstandorte in Schweden und Deutschland erweitert werden. Die Investitionssumme in neue Maschinen bezifferte das Unternehmen auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag im laufenden Jahr.
rtr/dpa-AFX/ak