Am Dienstag zeigte sich der DAX nach dem herben Vortagesverlust von seiner freundlicheren Seite und stabilisierte sich den Tag über bei gut zwei Prozent im Plus. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über milliardenschwere Käufe von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) sorgte nur kurz für Nervosität und zeitweilige Gewinnmitnahmen. Zudem machten die weiteren Corona-Lockerungen den Anlegern neuen Mut.
Das Bundesverfassungsgericht gab am Vormittag mehreren Klagen gegen die umfangreichen Staatsanleihekäufe der EZB seit 2015 überwiegend statt. Die Beschlüsse der Notenbank seien kompetenzwidrig ergangen, entschieden die Karlsruher Richter. Bundesregierung und Bundestag hätten durch ihr tatenloses Zusehen Grundrechte verletzt.
Aus Sicht von LBBW-Volkswirt Uwe Burkert erzielte die EZB zwar einen Teilerfolg, da ihr Ankaufprogramm nicht als Staatsfinanzierung beurteilt wurde. Dennoch beinhalte der Schiedsspruch "Sprengstoff", da der EZB ein Überschreiten ihrer Kompetenzen vorgeworfen werde. "Im Moment ist es nur schwer vorstellbar, dass der Bundesbank, womöglich sogar der EZB, aus Karlsruhe tatsächlich gravierend ins Steuerrad gegriffen wird", schrieb Burkert. Damit nämlich dürften erst recht ernsthafte negative Konsequenzen verbunden sein.
Am Dienstag zogen auch einige Quartalsberichte von Unternehmen die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich. Aus dem DAX hatte der Chipkonzern Infineon bereits am Montagabend nach Börsenschluss seinen Bericht vorgelegt. Laut JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande war das zweite Geschäftsquartal etwas besser verlaufen als erwartet. Die Signale für das dritte seien aber deutlich schlechter und das Vertrauen in die angepeilten Jahresziele recht gering. Für die Aktie ging es um zeitweise mehr als fünf Prozent hoch, nachdem sie am Vortag fast sieben Prozent eingebüßt hatte. Der Wert gehört damit zu den besten Aktien im DAX. Gewinner im Leitindex war das Papier von MTU mit mehr als neun Prozent im Plus.
Als Schlusslicht zeigte sich am Dienstag die Beiersdorf-Aktie mit mehr als drei Prozent im Minus. Der Konsumgüterhersteller sieht sich auch im zweiten Quartal vor Herausforderungen. Zudem nannte UBS-Analyst Charles Eden den starken Umsatzrückgang der Luxusmarke La Prairie "enttäuschend".
Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war
Hellofresh erhöht Ausblick in Corona-Krise - Aktie auf Rekordhoch
Das Geschäft beim Kochboxenlieferanten Hellofresh boomt in der Corona-Krise. Kundenanzahl und Lieferungen wuchsen im ersten Quartal so stark, dass der Konzern seine Erwartungen für Erlös und Ergebnis im laufenden Jahr deutlich erhöht. Zwar bestünden bedeutende Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie und damit auch ein Risiko, die eigenen Ziele nicht zu erreichen, hieß es vom MDax-Konzern aus Berlin am Dienstag. Angesichts des starken Geschäftsverlaufs im ersten Quartal erwartet Hellofresh aber nun 2020 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 40 bis 55 Prozent statt wie bisher angepeilt 22 bis 27 Prozent.
Infineon bekommt Corona-Krise zu spüren - Trübe Prognose
Der Chiphersteller Infineon rechnet im laufenden Geschäftsjahr wegen der Corona-Pandemie mit einem Umsatzrückgang. 2020 dürften die Erlöse mit 7,6 Milliarden Euro um 5 Prozent niedriger liegen als im Vorjahr, teilte der Dax-Konzern am Montagabend in Neubiberg mit. Inklusive des kürzlich übernommenen US-Konkurrenten Cypress Semiconductor soll der Umsatz bei etwa 8,4 Milliarden Euro liegen, plus oder minus 5 Prozent. Die Segmentergebnis-Marge soll rund 12 Prozent erreichen. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse auf rund 8 Milliarden Euro gestiegen, die operative Marge hatte 16,4 Prozent erreicht.
Lufthansa-Chef warnt vor zu hohen Lasten durch Staatshilfen
Lufthansa -Chef Carsten Spohr hat bei den anstehenden Staatshilfen vor zu hohen Schuldenlasten gewarnt. "Vor allem dürfen wir uns nicht überschulden. Das würde uns über Jahre lähmen", sagte der Vorstandschef am Dienstag bei der Hauptversammlung des Dax -Konzerns am Dienstag. Das Unternehmen müsse bereits jetzt planen, wie staatliche Kredite und Beteiligungen nach Bewältigung der Corona-Krise so schnell wie möglich wieder zurückgeführt werden können.
Verluste bei Hugo Boss durch Corona-Krise - Keine Staatshilfe
Der Modekonzern Hugo Boss ist wegen der Corona-Pandemie im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Wegen der weitgehenden Schließung seiner Geschäfte brach dem Unternehmen der Umsatz weg, wie der auf Herrenanzüge spezialisierte Edelschneider am Dienstag in Metzingen mitteilte. Der Konzern will nun mit Einsparungen gegenhalten, Investitionen werden aufgeschoben, die Produktion zurückgefahren. Erste Verbesserungen im Einzelhandelsumfeld erwartet das Unternehmen jedoch erst ab dem dritten Quartal. Staatshilfe will Hugo Boss nicht.
Auslandszukäufe geben Vonovia weiter Auftrieb - Aktie gefragt
Milliardenschwere Zukäufe im Ausland und höhere Mieteinnahmen haben Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia auch im Auftaktquartal 2020 mehr Gewinn beschert. Zudem profitierte der Dax-Konzern von seinem Wohnungsbestand, von Neubauten und Dachaufstockungen, aber auch von seinen Dienstleistungen rund um die Gebäude. Die Aktie legte am Dienstagvormittag um mehr als fünf Prozent auf gut 46 Euro zu.
SAP: Sicherheitsmängel bei Cloud-Produkten - Verkauf Geschäftsbereich
Europas größter Softwarekonzern SAP muss bei der Datensicherheit einiger seiner stark vorangetriebenen Cloud-Produkte nachbessern. Ein oder mehrere vertraglich vereinbarte oder gesetzlich vorgeschriebene IT-Sicherheitsstandards würden derzeit nicht erfüllt, teilte das Unternehmen am späten Montagabend in Walldorf per Pflichtmitteilung an die Aktionäre mit. Das Problem sei im Rahmen einer internen Untersuchung zu Tage getreten, die nicht als Reaktion auf einen Sicherheitszwischenfall vorgenommen worden sei.
Grenke-Gewinn bricht wegen höherer Risikovorsorge ein - Aktie zieht an
Höhere Aufwendungen in der Schadensabwicklung und der Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie haben den Finanzdienstleister Grenke im ersten Quartal stark belastet. Der operative Gewinn sei in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel auf 31,4 Millionen Euro gesunken, teilte das Unternehmen am Dienstag in Baden-Baden mit. Unter dem Strich verdiente der Konzern knapp 24 Millionen Euro und damit 30 Prozent weniger als vor einem Jahr. Das Ergebnis fiel damit noch schlechter aus, als Experten erwartet hatten.
Siemens Healthineers hofft auf Einnahmen durch Corona-Pandemie
Der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers geht von guten Geschäften im Zuge der Corona-Krise aus. Das Unternehmen habe in hoher Geschwindigkeit zwei neue Tests entwickelt - einen molekularen Corona-Test und einen Antikörpertest, sagte Vorstandschef Bernd Montag bei der Vorstellung der Quartalszahlen am Dienstag in Erlangen. Beide zusammen könnten einen dreistelligen Millionenbetrag in die Kassen spülen, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz.
BNP Paribas erwartet Gewinneinbruch wegen Corona-Krise - Aktie im Plus
Die französische Großbank BNP Paribas stellt sich wegen der Coronavirus-Pandemie auf einen Gewinneinbruch in diesem Jahr ein. Im Vergleich zu den 8,2 Milliarden Euro aus dem Vorjahr könnte der Überschuss 2020 wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise um 15 bis 20 Prozent fallen, teilte die Bank am Dienstag in Paris mit. In den ersten drei Monaten fiel der Einbruch deutlicher aus: Wegen erhöhter Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle sackte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel auf 1,3 Milliarden Euro nach unten.
dpa-AFX/rtr/ak