Nach zwei starken Tagen scheint die Erholung des DAX am Mittwoch vorerst vorbei. Die Finanzminister der Europäischen Union konnten sich zur Mitte der Woche nicht auf ein milliardenschweres Corona-Hilfspaket einigen. Stattdessen vertagten sie sich auf Donnerstag - das belastete die Kurse.
"Es hatte die Erwartung gegeben, dass sie sich zumindest auf einen Formelkompromiss einigen", sagte Anlagestratege Jan von Gerich von der Nordea Bank. Die Lage für Italien, das europäische Epizentrum der Virus-Krise, werde dadurch sehr schwierig. Die Europäische Zentralbank (EZB) wolle nicht das gesamte Risiko tragen, indem sie einen Großteil italienischer Bonds aufkaufe.
Die wieder steigenden Zahlen von Corona-Todesopfern drückt auf die Stimmung der Investoren. Auch nehmen immer mehr Unternehmen wegen des Coronavirus die Prognosen zurück. So kappten am Mittwoch mit Henkel und der Deutschen Post zwei weitere DAX-Konzerne ihre Jahresziele. Die Aktie der Deutschen Post zählten deshalb auch zu den Verlierern im Leitindex.
Zudem zeigten sich zur Mitte der Woche die Bankaktien erneut schwach. Die Deutsche Bank zählte mit mehr als vier Prozent im Minus zu den schwächsten DAX-Titeln, nur noch gefolgt von Siemens mit einem Abschlag von mehr als 4,3 Prozent. Auch die Commerzbank-Aktie brach um zeitweise 4,6 Prozent ein. Mit der hohen Kreditaufnahme von Unternehmen zum Meistern der Krise nähmen die Risiken für die Bilanzen der Geldhäuser zu, erklärte Berenberg-Analyst Andrew Lowe die Situation.
DAX-Gewinner war am Mittwoch die Infineon-Aktie mit fast sechs Prozent im Plus.
An der Wall Street hatten die Anleger am Mittwoch wieder etwas Mut gefasst. Nachdem die wichtigsten Aktienindizes am Vortag noch ihre deutlichen Erholungsgewinne komplett abgegeben hatten und leicht ins Minus gerutscht waren, trauten sich die Investoren zur Wochenmitte nun zaghaft aus der Deckung.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Tui erhält Milliardenkredit vom Staat - Tourismusbranche bangt
Der Weg für ein staatliches Hilfspaket an den von der Corona-Krise schwer getroffenen Reisekonzern Tui ist frei. Mehrere Banken erklärten ihre Zustimmung zu einem vom Bund in Aussicht gestellten Kredit über 1,8 Milliarden Euro, wie der weltgrößte Reiseanbieter am Mittwoch in Hannover mitteilte. Das Geld kommt von der staatlichen Förderbank KfW. Der entsprechende Vertrag mit der KfW ist unterschrieben und hat zunächst eine Laufzeit bis Oktober 2021, die sich bis Juli 2022 verlängern kann. Weil damit eine schon bestehende Kreditlinie für Tui im Wert von 1,75 Milliarden Euro aufgestockt werden soll, waren auch Vertragsanpassungen und ergänzende Beratungen mit einem Bankenkonsortium notwendig.
Autobauer Daimler verlängert Kurzarbeit - Keine Verluste im Kerngeschäft
Der Autobauer Daimler verlängert die wegen der Coronavirus-Pandemie verhängte Zwangspause und plant nun bis Ende April mit Kurzarbeit. Das kündigte Finanzchef Harald Wilhelm am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Investoren und Analysten an. Bislang war Kurzarbeit bis zum 17. April angekündigt. Von roten Zahlen im Kerngeschäft gehen die Stuttgarter für die ersten drei Monate nicht aus. Im ersten Quartal rechnet der Konzern sowohl in der Pkw- und Vans-Sparte sowie auch im Geschäft mit Lkws und Bussen mit einer positiven Marge, wie Wilhelm sagte. Derzeit bleibe das Management auch bei seinem Vorschlag, eine Dividende von 0,90 Euro zu zahlen. Wilhelm sagte, dass der Konzern sich mit der Liquiditätslage im Industriegeschäft wohl fühle. Vergangene Woche hatte das Unternehmen sich eine weitere Kreditlinie über 12 Milliarden Euro gesichert.
Deutsche Post streicht Gewinnziel - Keine Staatshilfe benötigt
Die Deutsche Post sieht trotz der Corona-Krise keinen Bedarf für staatliche Finanzhilfen. "Wir sind in einer sehr stabilen Situation", sagte Post-Chef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Der Konzern sei sehr widerstandsfähig und "insbesondere bei der Bilanz sehr gut aufgestellt". Daher gebe es im Unternehmen keinerlei Diskussionen über mögliche staatliche Unterstützung. Von seinem schon im März weitgehend kassierten Gewinnziel für 2020 musste sich der Vorstand jedoch ganz verabschieden: Zu stark sind die Einbrüche in großen Teilen des Geschäfts.
Daimler-Absatz geht wegen Coronavirus deutlich nach unten
Die Coronavirus-Krise hat auch bei Daimler für einen massiven Rückgang der Verkaufszahlen gesorgt. Im ersten Quartal setzte der Konzern weltweit rund 477 400 Autos der Kernmarke Mercedes-Benz ab, das waren knapp 15 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie Daimler am Mittwoch mitteilte. Im gleichen Maße gingen die Verkaufszahlen bei den Vans zurück. Der Absatz der Kleinwagenmarke Smart brach sogar um mehr als 78 Prozent ein, was Daimler zusätzlich auf die Umstellung auf ausschließlich batteriebetriebene Fahrzeuge und das Auslaufen der Vorgängermodelle zurückführte.
Chinas Automarkt bessert sich gegen Ende März - Aber weiter großes Absatzminus
Chinas Automarkt kommt nach dem Einbruch im Februar langsam wieder besser in Schwung. In der letzten Märzwoche betrug der Absatzrückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch 24 Prozent, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Mittwoch auf Basis vorläufiger Zahlen in Peking mitteilte. Nach den schwächeren Vorwochen steht damit für März insgesamt ein Minus von 36 Prozent bei den Verkäufen der Autohändler zu Buche. Im Februar waren die Verkäufe wegen des Ausbruchs des Coronavirus noch um 80 Prozent weggebrochen. Mittlerweile fährt China als größter Automarkt der Welt die Produktion wieder hoch, auch die meisten Autohändler haben wieder geöffnet.
BMW steigt in Produktion von Corona-Atemschutzmasken ein
Auch der Autobauer BMW will in der Corona-Krise in die Produktion von Atemschutzmasken einsteigen. "Damit gehen wir die globalen Engpässe aktiv an. Aktuell sind bereits Produktionsanlagen auf dem Weg zu uns. Wir können sehr bald schon mehrere Hunderttausend Masken am Tag produzieren", sagte BMW-Chef Oliver Zipse am Mittwoch in München. Die für die Produktion notwendigen Maschinen würden in den kommenden Wochen angeliefert, anschließend sollen bis zu 100 000 Masken am Tag produziert werden.
Gea verschiebt Hauptversammlung und hält an Dividende fest
Der Maschinenbauer Gea verschiebt seine Hauptversammlung wegen der Coronavirus-Pandemie von Ende April auf das Jahresende. Nach intensiver Prüfung aller Möglichkeiten habe sich Gea für die Verschiebung der Veranstaltung und gegen die Durchführung einer virtuellen Hauptversammlung entschieden, teilte MDax-Konzern am Mittwoch in Düsseldorf mit. An der Höhe der geplanten Dividende von 85 Cent je Aktie für das Jahr 2019 hält das Gea-Management fest. Die Aktionäre sollen aber bereits einen Teil ihrer Dividende - 42 Cent je Aktie - zum ursprünglich vorgesehen Termin am 6. Mai 2020 erhalten.
Kurzarbeit bei Knorr-Bremse
Der Fahrzeugzulieferer Knorr-Bremse hat die Kurzarbeit auf fast alle deutschen Standorte ausgeweitet. Seit Montag sind nun insgesamt rund 4000 Mitarbeiter betroffen, wie eine Sprecherin des Münchner Unternehmens am Mittwoch sagte. Die Maßnahme gilt zunächst für drei Monate. Grad und Dauer könnten aber von Standort zu Standort abweichen. In der Verwaltung wird der Sprecherin zufolge meist etwa 20 Prozent reduziert, in der Produktion meist um 60 Prozent.
Tourismusbeauftragter: Große Sorgen um Branche
Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), hat vor massiven Folgen für die Branche gewarnt, sollte es im Sommer immer noch massive Einschränkungen geben. Bareiß sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, eine seriöse Einschätzung der Lage im Juli oder August könne heute niemand vornehmen. "Wir werden aber sicher erst Schritt für Schritt das Wirtschaftsleben wieder hochfahren. Sollte die Sommerreisezeit in Gefahr sein, so bedeutet das für die Tourismuswirtschaft, die Hotels und Restaurants, eine kaum vorstellbare Katastrophe."
Tesla kürzt in USA Gehälter und streicht Löhne bei beurlaubten Arbeitern
Der US-Elektroautobauer Tesla will in den USA wegen der pausierten Produktion spürbar bei der Vergütung der Arbeitnehmer sparen. Für Mitarbeiter im Management sollen die Einschnitte bis zu 30 Prozent betragen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf von ihr eingesehene interne Dokumente berichtete. Mitarbeiter, die weder in kritische Funktionen eingeteilt wurden, noch von Zuhause arbeiten können, werden demnach beurlaubt und erhalten keine Arbeitsvergütung. Ihre Krankenversicherungszulagen sollen ihnen aber erhalten bleiben. Tesla wollte den Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren.
Shop Apotheke schließt Kapitalerhöhung ab - hohe Nachfrage Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke hat den Kapitalmarkt erfolgreich angezapft. In einem beschleunigten Verfahren sind rund 1,12 Millionen Aktien für 58 Euro je Stück bei institutionellen Investoren platziert worden, teilte das im SDax notierte Unternehmen in der Nacht zu Mittwoch in Venlo mit. Der ursprüngliche Betrag der Kapitalerhöhung sei von 55 Millionen aufgrund der sehr starken Nachfrage auf 65 Millionen Euro erhöht worden. Der Platzierungspreis liegt rund 8,4 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs vom Dienstag.
dpa-AFX/rtr/ak