Für einen Handelsschluss über der runden Marke von 13.000 Zählern hat es am Donnerstag für den DAX nicht gereicht. Erst am Mittwoch schloss der deutsche Leitindex erstmals seit drei Wochen über dem Widerstand - getrieben durch die Vorgaben aus Übersee. Hier trieb an der Wall Street zuletzt die Hoffnung auf einen Durchbruch um ein neues US-Hilfspaket in der Corona-Krise und die damit wieder größer werdende konjunkturelle Zuversicht die Notierungen weiter nach oben. Der marktbreite S&P 500 hatte in New York fast einen neuen Rekord erreicht.

"Ein wirkliches Eigenleben kann dem deutschen Leitindex derzeit nicht attestiert werden. Viel mehr hängt die Kursentwicklung der deutschen Standardwerte ganz klar an der weiteren Entwicklung der US-Börsen", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.

Die veröffentlichten Quartalszahlen am Donnerstag wurden teils äußerst positiv, teils negativ aufgefasst - RWE war der größte Tagesgewinner im DAX. Die Versorger-Aktie kletterte mehr als zwei Prozent nach oben, nachdem der Konzern jetzt bei seiner Jahresprognose das obere Ende der Bandbreite anpeilt.

Ein düsterer Quartalsbericht und ein noch schwächerer Jahresausblick als ohnehin bereits befürchtet brachte den Thyssenkrupp -Kurs zu Fall. Für die Papiere des Stahl- und Industriekonzerns ging es zuletzt um mehr als 15 Prozent bergab.

DAX-Schlusslicht war - wieder einmal - die Aktie des Zahlungsabwicklers Wirecard mit mehr als elf Prozent im Minus. Das Papier notiert mittlerweile bei rund 1,43 Euro.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Deutsche Telekom will nach US-Megadeal loslegen - Aktie an Dax-Spitze
Die Deutsche Telekom sieht sich nach der Milliardenübernahme in den USA trotz der Corona-Pandemie fest auf Erfolgskurs. Vorstandschef Tim Höttges will nun die Trümpfe ausspielen: Vor allem bei der schnelleren Mobilfunktechnik 5G in den USA und Deutschland, aber etwa auch bei Glasfaseranschlüssen im Heimatmarkt. Von zunächst höheren Schulden und einem Gewinnrückgang will sich der Manager dabei nicht bremsen lassen. Die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr schraubten die Bonner am Donnerstag wegen des Zukaufs in die Höhe, die Telekom-Aktie legte deutlich zu. Lesen Sie hier unsere Einschätzung.

RWE glänzt mit starken Zahlen - Aktienkurs auf Vorkrisen-Niveau
Für den Energiekonzern RWE läuft es auch in der Corona-Krise weiterhin gut. Die Pandemie hat sich kaum auf das Geschäft ausgewirkt, im Gegenteil: Der Konzern verzeichnet im ersten Halbjahr deutliche Ergebniszuwächse. Und auch mit Blick auf die Zukunft gab sich Finanzchef Markus Krebber am Donnerstag bei Vorlage der Quartalszahlen sehr gelassen: Auch wenn die Corona-Pandemie die Industrie und damit die Stromnachfrage weiter beeinflusse, habe das keine wirtschaftlichen Auswirkungen auf RWE in den nächsten 18 bis 24 Monaten. "Weil wir in diesem Zeitraum bereits preis- und mengenmäßig abgesichert sind", erklärte Krebber.

Milliardenverlust für Thyssenkrupp - Problemfall Stahl
Probleme mit dem Stahlgeschäft treiben Thyssenkrupp immer tiefer in die roten Zahlen. Für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern allein in seinem Kerngeschäft einen Verlust von bis zu einer Milliarde Euro. Insgesamt rechnet Thyssenkrupp sogar mit einem Fehlbetrag zwischen 1,7 und 1,9 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Geschäftsquartal mitteilte. Lesen Sie hier unsere Einschätzung.

Neue Urlauber und Staatshilfe sollen Corona-Schäden bei Tui ausbügeln
Nach einem verheerenden Frühling und Frühsommer sollen Urlauber bei Tui schrittweise weitere Ferienziele ansteuern können und Milliardenverluste abfedern helfen. Dabei sind die Preise zahlreicher Angebote für die laufende, wegen der Corona-Krise spät gestartete Hauptsaison 2020 gesunken. Kunden, deren Reise ausfiel, hätten überwiegend ihr Geld erstattet bekommen, sagte Konzernchef Fritz Joussen am Donnerstag. Viele buchten aber auch um. Das dritte Geschäftsquartal (April bis Juni) riss Tui tief in die roten Zahlen - der Konzern verlor unterm Strich rund 1,4 Milliarden Euro. Lesen Sie hier unsere Einschätzung.

Trotz Corona: Elektronikhändler Ceconomy sieht sich wieder auf Kurs
Der Elektronikhändler Ceconomy sieht sich mit den Ketten Media Markt und Saturn trotz der Herausforderungen durch die Corona-Krise wieder auf Kurs. "Nach dem Ende der Marktschließungen haben wir im Mai schnell wieder Fuß gefasst", sagte Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann am Donnerstag bei der Präsentation der Quartalszahlen in Düsseldorf. Dennoch will der Elektronikhändler drei Filialen in Deutschland aufgeben. Welche Filialen geschlossen werden sollen, sagte Düttmann nicht.

Paukenschlag bei Knorr-Bremse: Chef Eulitz geht - Aktie sackt ab
Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse kommt an der Konzernspitze nicht zur Ruhe und muss sich abermals einen neuen Chef suchen. Der Konzernchef Bernd Eulitz scheide zum Monatsende im gegenseitigen Einvernehmen aus, teilte das MDax -Unternehmen am Mittwochabend überraschend in München mit. Der Aufsichtsrat habe die Suche nach einem Nachfolger bereits eingeleitet. Die Aufgaben des Managers nähmen in der Übergangszeit andere Vorstandsmitglieder wahr, hieß es. Bereits 2019 hatte der damalige Konzernchef Klaus Deller nach internen Differenzen Knall auf Fall den Posten geräumt.

Angebot gefloppt: Kein Qiagen-Kauf durch Thermo Fisher
Die geplante milliardenschwere Übernahme des deutschen Biotechnologie- und Gendiagnostikunternehmens Qiagen durch den US-Technologiekonzern Thermo Fisher ist geplatzt. Wie die Amerikaner am Donnerstag mitteilten, wurden nicht genügend Papiere angedient. Das Übernahmeangebot war am 10. August um Mitternacht ausgelaufen, bis dahin war die Offerte der Amerikaner den Angaben zufolge lediglich für 47,02 Prozent des ausstehenden Qiagen-Aktienkapitals angenommen worden. Damit seien die Übernahmebedingungen nicht erfüllt, hieß es weiter.

Lanxess hält sich Corona-Krise besser als gedacht - Umbau geht weiter
Die durch den Corona-Lockdown nochmals verschärfte Autoflaute und die Schwäche der Industrie haben den Chemiekonzern Lanxess auch im zweiten Quartal belastet. Allerdings hielten sich die Kölner besser als befürchtet. Die Jahresziele stehen, Konzernchef Matthias Zachert kommt beim Umbau voran und die Kassen sind trotz Corona-Krise gut gefüllt. Gegen Jahresende wollen die Kölner dann wieder intensiver über mögliche Aktienrückkäufe oder Übernahmen nachdenken. Die zuletzt gut erholten Aktien gerieten dennoch etwas unter Druck.

Corona-Krise vermiest Bilanz der Dax-Konzerne - Autobranche schwach
Die Corona-Pandemie hat die Geschäfte der Dax -Konzerne im zweiten Quartal schwer getroffen. Vor allem wegen der Krise der Autobranche fiel der Umsatz der größten Börsenunternehmen insgesamt um 13 Prozent auf 283 Milliarden Euro, wie eine Analyse der Beratungsgesellschaft EY zeigt. Ohne die Übernahme des Energiekonzerns Innogy durch den Versorger Eon und die Fusion von T-Mobile US mit Sprint wären die Erlöse noch stärker gefallen: Dann hätte sich ein Umsatzminus von 17 Prozent ergeben, heißt es in dem Papier von Donnerstag. Bei der Umsatzanalyse wurde die Deutsche Bank nicht berücksichtigt.

Bilfinger mit deutlichem Verlust - Aktie gibt nach
Die Corona-Pandemie und der Ölpreisverfall haben den Industriedienstleister Bilfinger im zweiten Quartal tiefer in die roten Zahlen rutschen lassen. Bilfinger habe den Tiefpunkt wie erwartet in April und Mai gesehen, sagte Unternehmenschef Tom Blades am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Das Geschäft habe sich bereits im Juni besser entwickelt. Von einer allmählichen Erholung geht Blades im zweiten Halbjahr aus. Die Jahresziele bestätigte der Manager.

Sixt nutzt Schwäche der Konkurrenz und expandiert
Deutschlands größter Autovermieter Sixt hat im ersten Halbjahr 123 Millionen Euro Verlust vor Steuern gemacht, aber die Corona-Krise besser überstanden als die Konkurrenz. Sixt nutzte sogar die Gunst der Stunde und kaufte in den USA zum Schnäppchenpreis zehn Flughafen-Stationen von dem insolventen Autovermieter Advantage Rent a Car. Diese zehn Standorte - darunter New York, Houston und Las Vegas - seien mit 3,4 Milliarden US-Dollar (2,87 Mrd Euro) Marktvolumen eine halbe Milliarde größer als der gesamte deutsche Vermietmarkt, sagte Vorstandschef Erich Sixt am Donnerstag.

IPO/Nasdaq: Curevac-Börsengang für Freitag geplant
Der US-Börsengang des Tübinger Biotechunternehmens Curevac, das an einem Corona-Impfstoff forscht, ist laut der New Yorker Technologiebörse Nasdaq bereits für diesen Freitag geplant. Aus dem online abrufbaren Terminkalender der Nasdaq ging am Donnerstag hervor, dass am 14. August erstmals Aktien des Unternehmens öffentlich zum Verkauf angeboten werden sollen. Ein Curevac-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Termin äußern. Der exakte Zeitpunkt des Börsengangs war bis zuletzt unklar gewesen.

K+S rechnet wegen neuem Sparprogramm mit weniger Gewinn
Der hoch verschuldete Dünger- und Salzkonzern K+S will noch mehr sparen und dabei auch Stellen abbauen. Wegen der Kosten für das Programm wird das Unternehmen nun vorsichtiger für das laufende Jahr. Im Tagesgeschäft gab es hingegen zuletzt durchaus positive Signale. Zudem kommen die Hessen beim geplanten Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts voran. Die hohen Schulden sollen daher weiterhin bis Ende 2021 um deutlich mehr als zwei Milliarden Euro sinken. Die Aktien gaben am Donnerstag leicht nach.

dpa-AFX/rtr/ak