Die Inflation stieg im Januar auf den höchsten Stand seit 40 Jahren. "Die nackten Zahlen sind für den Markt keine Überraschung mehr", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. "Vielmehr geht es jetzt darum, wie die tatsächliche Reaktion der Fed ausfallen wird." Investoren gingen davon aus, dass die US-Notenbank bei der Straffung ihrer Geldpolitik keine Rezession riskieren werde.

Vor diesem Hintergrund konnte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, seine zwischenzeitlichen Gewinne nicht halten und verlor 0,3 Prozent auf 95,256 Punkte. Im Gegenzug stieg der Euro auf ein Drei-Monats-Hoch von 11495 Dollar.

Am Anleihemarkt blieb allerdings der Verkaufsdruck hoch. Dies trieb die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 2,028 Prozent. Diesem Trend konnten sich die vergleichbaren Bundestitel nicht entziehen und rentierten bei 0,3 Prozent, so hoch wie zuletzt vor mehr als drei Jahren.

ALUMINIUMPREIS STEIGT ERNEUT AUF 13-1/2-JAHRES-HOCH


Unterdessen ging wegen drohender Angebotsengpässe die Aluminium-Rally weiter. Das im Flugzeug- und Automobilbau eingesetzte Industriemetall gewann zeitweise 2,1 Prozent und war mit 3333 Dollar je Tonne so teuer wie zuletzt im Sommer 2008. Wegen hoher Energiepreise und den chinesischen Bemühungen, zu den Olympischen Spielen die Luftverschmutzung zu reduzieren, drosselten Unternehmen die Produktion, sagte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. China ist der weltweit größte Aluminium-Produzent.

Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee gewann 1,3 Prozent und blieb mit 92,77 Dollar je Barrel (159 Liter) auf Tuchfühlung mit seinem jüngsten Siebeneinhalb-Jahres-Hoch. Es sei unklar, ob der Iran zum Atomabkommen zurückkehren werde und dadurch sein Erdöl wieder auf dem Weltmarkt anbieten könne, sagte Analyst Henry Rome von der Beratungsfirma Eurasia.

AUSBLICK VON DELIVERY HERO ENTTÄUSCHT


Am deutschen Aktienmarkt sorgte Delivery Hero mit einem Rekord-Kurssturz von gut 30 Prozent auf 46,49 Euro für Aufsehen. Das ist der größte Tagesverlust der Firmengeschichte und der niedrigste Schlusskurs sei zweieinhalb Jahren. Der Essenslieferant machte mehr Verlust als befürchtet und legte enttäuschende Umsatzziele für 2022 vor. "Die Leute verlieren endgültig die Nerven", sagte ein Händler. "Was bringt ein 'guter Ausblick' auf 2030 wenn der für 2022 nicht stimmt?" Im Sog von Delivery Hero gaben die Rivalen Deliveroo und Just Eat Takeaway ("Lieferando") bis zu sechs Prozent nach.

Strahlende Gesichter dagegen bei Siemens: Der Technologiekonzern habe außerordentlich starke Quartalszahlen vorgelegt, lobte Analyst Philipp Buller von der Berenberg Bank. Gleichzeitig signalisierten die prall gefüllten Auftragsbücher gute Geschäfte bis ins Jahr 2023. Siemens-Titel gewannen 4,7 Prozent.

Aufwärts ging es auch für die Papiere von Walt Disney, die sich an der Wall Street um 4,4 Prozent verteuerten. Dank seines beliebten Streaming-Dienstes Disney+ und gut besuchter Freizeitparks habe der Unterhaltungskonzern ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt, kommentierte Analyst Doug Creutz vom Vermögensverwalter Cowen. Außerdem verspreche die Preissetzungmacht bei Freizeitparks eine weitere Verbesserung der Ertragskraft.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Industriegase-Konzern Linde peilt ein weiteres Gewinnplus an
Die Geschäfte des Industriegase-Konzerns Linde laufen vor allem dank einer hohen Nachfrage aus der Gesundheits- und Elektronikindustrie weiterhin rund. 2022 will der Konzern nach einem deutlichen Gewinnplus im vergangenen Jahr noch einmal mehr verdienen. Linde habe ein weiteres Quartal mit Rekorden bei den Finanzergebnissen vorgelegt, sagte der scheidende Unternehmenschef Steve Angel am Donnerstag bei Vorlage der Zahlen für das Gesamtjahr 2021. Gleichzeitig sei das Unternehmen mit einem vertraglich gesicherten Auftragsbestand von 13 Milliarden US-Dollar für künftiges Wachstum gerüstet.

Thyssenkrupp schneidet besser ab als erwartet - Aktie fällt dennoch
Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp ist robust in das neue Geschäftsjahr gestartet. Dabei profitierte das Unternehmen von der laufenden Transformation sowie den höheren Stahlpreisen, die die gestiegenen Kosten etwa für Rohstoffe und Logistik mehr als ausgleichen konnten. "Wir hatten ein gutes erstes Quartal. Der Turnaround von Thyssenkrupp sei "in vollem Gang", kommentierte Finanzvorstand Klaus Keysberg am Donnerstag in Essen die Zahlen.

Auftragsboom bei Siemens - Kunden ziehen Bestellungen vor
Der Technologiekonzern Siemens hat im ersten Quartal einen massiven Auftragsboom erlebt. Kunden zogen angesichts der aktuellen Lieferengpässe sowie in Erwartung steigender Preise ihre Bestellungen vor, wie Siemens am Donnerstag im Vorfeld der Hauptversammlung mitteilte. "Wir haben in allen Geschäften Rekordwerte erreicht, und Siemens Healthineers liegt nur knapp unter dem bisherigen Rekordquartal", kommentierte Konzernchef Roland Busch die Lage.

Disney mit starken Zahlen - Freizeitpark-Comeback und Streaming-Boom
Walt Disney meldet sich mit einem Gewinn- und Umsatzsprung aus der Corona-Krise zurück. Nachdem die Pandemie das Unterhaltungsimperium des Micky-Maus-Konzerns zeitweise lahmgelegt hatte, liefen die Vergnügungsparks zum Jahresende endlich wieder rund. Außerdem brummte das Streaming-Geschäft. Vorstandschef Bob Chapek sieht den Videodienst Disney+ bei den Wachstumszielen weiterhin auf Kurs. Das sorgt bei Aktionären für Erleichterung.

Bilfinger verdient deutlich mehr - Aktie steigt
Die konjunkturelle Erholung hat dem Industriedienstleister Bilfinger im Gesamtjahr 2021 Auftrieb gegeben. Umsatz und Gewinn legten deutlich zu. "Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten, die wir im Jahr 2021 erreicht haben", sagte Finanzchefin Christina Johansson am Donnerstag bei Vorlage der Jahreszahlen in Mannheim. Sie hat vorübergehend den Chefposten übernommen, nachdem der Brite Tom Blades den Konzern vor gut einem Jahr überraschend verlassen hatte. Die Aktie legte im frühen Handel um über 3 Prozent zu.

Metro setzt dank erholter Gastro deutlich mehr um
Trotz wieder gestiegener Corona-Infektionszahlen ist der Umsatz des Großhandelskonzerns Metro im ersten Quartal deutlich gewachsen. Dank zweistelliger Wachstumsraten bei Profikunden stiegen die Erlöse per Ende Dezember um 20 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwochabend nach Börsenschluss in Düsseldorf mitteilte. Damit lägen diese über dem Vor-Pandemieniveau. Am Finanzmarkt kamen die Zahlen sehr gut an. Die im SDax notierte Aktie legte im frühen Handel um neun Prozent auf 10,015 Euro zu.

Deutsche Börse: Auch ohne größere Deals auf Kurs zu weiterem Wachstum
Nach einem Gewinnplus im vergangenen Jahr sieht sich die Deutsche Börse auf Kurs zu weiterem Wachstum. Größere Übernahmen strebt Konzernchef Theodor Weimer trotz gut gefüllter Kasse aber nach wie vor nicht an: "Das Thema großer Deal ist bei uns nicht auf der Agenda", sagte er bei der Bilanzvorlage des Dax-Konzerns am Donnerstag. "Unser Ergebnis nimmt uns den Druck, hier übermäßig aggressiv vorzugehen."

Twitter steigert Umsatz und bekräftigt Ziele
Das Werbegeschäft von Twitter ist deutlich gewachsen. Der Kurznachrichtendienst steigerte den Umsatz nach eigenen Angaben im abgelaufenen Quartal im Jahresvergleich um 21,5 Prozent auf knapp 1,57 Milliarden Dollar. Analysten hatten aber im Schnitt mit noch höheren Zuwächsen auf 1,58 Milliarden Dollar gerechnet. Auch bei der Nutzerzahl wurde die Prognose der Wall Street verfehlt. Nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufs legte die Twitter-Aktie im vorbörslichen US-Handel am Donnerstag dennoch um rund 4 Prozent zu.

Viel kritisierter Lebensretter: Astrazeneca macht dickes Umsatzplus
Trotz einer monatelangen Abgabe zum Selbstkostenpreis hat der Pharmakonzern Astrazeneca stark von seinem Corona-Impfstoff profitiert. Der Umsatz des britisch-schwedischen Unternehmens stieg 2021 deutlich um 41 Prozent auf rund 37,4 Milliarden US-Dollar (32,7 Mrd Euro), wie Astrazeneca am Donnerstag in Cambridge mitteilte. Treiber war vor allem der Corona-Impfstoff, der knapp vier Milliarden Dollar beisteuerte. Das war allerdings deutlich weniger, als der Konkurrent Pfizer dank seines gemeinsam mit Biontech entwickelten Mittels einnahm.

rtr/dpa-AFX/