Wieder zunehmende Spannungen zwischen China und den USA haben am Mittwoch für Gewinnmitnahmen am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Nach Aussagen Chinas haben die USA China aufgefordert, sein Konsulat in der texanischen Stadt Houston zu schließen. Chinesischen Medienberichten zufolge wurde den Diplomaten nur 72 Stunden gegeben, die USA zu verlassen. Der Außenamtssprecher sprach von einer "politischen Provokation". Die Schließung sei erfolgt, "um geistiges amerikanisches Eigentum und private amerikanische Informationen zu schützen", teilte in Washington die Sprecherin des Außenministeriums, Morgan Ortagus, nach Angaben der US-Botschaft in Peking mit.
Verunsicherung über die Konjunkturaussichten drückten den DAX zusätzlich. Börsianer belastete, dass sich in Europa die Erwartungen für die Unternehmensergebnisse im zweiten Quartal weiter verdüstert haben. Dies geht aus Daten des Anbieters Refinitiv hervor. "Vor dem Hintergrund des schwer einzuschätzenden Verlaufs der Konjunkturerholung liegen die Erwartungen jedoch außergewöhnlich weit auseinander", sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank zur Berichtssaison in Europa. "Wie in der Finanzkrise von 2008 dürfte es deshalb an den Kurstafeln zu starken Reaktionen auf die Unternehmensberichte kommen."
Die Sorge vor einer weiterhin mauen Kraftstoffnachfrage und steigende Lagerbestände in den USA belasteten die Ölpreise. Sowohl die Nordseesorte Brent wie auch das US-Leichtöl WTI notierte niedriger.
Auf Unternehmensseite machte am Mittwoch die Software AG auf sich aufmerksam. Nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen zählten im MDax die Aktien des Konzerns zu den Favoriten der Anleger. Die Darmstädter hatten inmitten der Corona-Pandemie im zweiten Quartal überraschend viele Aufträge erhalten. Lesen Sie hier unsere Einschätzung.
Im DAX führte zum Handelsschluss BASF gefolgt von Wirecard und Allianz. Als schwächster Wert schloss Bayer.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Software AG mit viel Neugeschäft - Umsatz und Ergebnis unter Druck
Die Software AG hat in der Corona-Pandemie im zweiten Quartal überraschend viele Aufträge bekommen. Insgesamt legte der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahresquartal um 32 Prozent zu, wie der MDax-Konzern am Mittwoch in Darmstadt mitteilte. Das war deutlich mehr, als Analysten zuvor geschätzt haben. Alle Sparten konnten mehr Neugeschäft an Land ziehen als gedacht. Auch wenn die Entwicklung von Umsatz und Ergebnis weit weniger dynamisch war, stieg die Aktie am Vormittag um 8 Prozent auf ein neues Hoch seit 2018.
USA schließen Abkommen mit Pfizer und Biontech über möglichen Impfstoff
Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und der US-Konzern Pfizer wollen hunderte Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gegen Covid-19 in die USA liefern. Eine entsprechende Vereinbarung mit den US-Behörden haben beide Unternehmen am Mittwoch bekanntgegeben. Beide Aktien notieren im vorbörslichen US-Handel stark.
Evotec soll für die USA Antikörper gegen Covid-19 entwickeln - Aktie gefragt
Der Hamburger Wirkstoff-Forscher Evotec soll für die USA Antikörper gegen die Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln und herstellen. Die Evotec-Tochter Just - Evotec Biologics habe vom US-Verteidigungsministerium einen entsprechenden Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar (15,9 Mio Euro) erhalten, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Mittwoch in Hamburg mit. Die monoklonalen Antikörper sollten sowohl der Behandlung als auch der Vorbeugung gegen die Krankheit dienen, die die Welt seit einigen Monaten in Atem hält. Ziel sei, dem Verteidigungsministerium schnell und effizient monoklonale Antikörper bereitzustellen. Die Evotec-Aktien stiegen am Morgen beim Broker Lang & Schwarz im Vergleich zum Xetra-Schluss des Vortages um rund 4 Prozent.
An den Berliner Flughäfen soll fast jede fünfte Stelle wegfallen
Nach dem beispiellosen Einbruch des Luftverkehrs in der Corona-Krise steht die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft (FBB) vor dem Abbau Hunderter Arbeitsplätze. Sowohl in der Verwaltung, im Betrieb und der Operation müsse erheblich gespart werden, heißt es in einem Mitarbeiterbrief vom Mittwoch, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Nach unserer Einschätzung geht es um einen Abbau von 400 Stellen in den nächsten Jahren", schreiben Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und Personalchef Michael Halberstadt. Derzeit hat das staatliche Unternehmen rund 2170 Stellen.
Fusion zwischen Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler könnte sich verzögern
Die von den Autobauern PSA und Fiat Chrysler (FCA)
ABB kommt glimpflich durch die Krise
Der schweizerische Industriekonzern ABB bekommt weiter kräftigen Gegenwind von der Corona-Krise. Der Auftragseingang ging im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf vergleichbarer Basis - also ohne die Effekte von Zu- und Verkäufen sowie Währungsumrechnungen - um 14 Prozent auf 6,1 Milliarden US-Dollar (5,32 Mrd Euro) zurück. Die Umsätze fielen auf vergleichbarer Basis um 10 Prozent auf 6,2 Milliarden US-Dollar, wie das Unternehmen am Mittwoch in Zürich mitteilte. Damit brachen Aufträge und Erlöse noch deutlicher ein als zu Jahresbeginn, allerdings hatten die von Bloomberg befragten Experten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.
Evotec soll für USA Antikörper gegen Covid-19 entwickeln - Kurssprung
Die Coronavirus-Pandemie soll für den Wirkstoff-Forscher Evotec zum Geldbringer werden. Das Hamburger Unternehmen soll für die USA Antikörper gegen die Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln und herstellen. Die Evotec-Tochter Just - Evotec Biologics habe vom US-Verteidigungsministerium einen entsprechenden Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar (15,9 Mio Euro) erhalten, teilte die Gesellschaft am Mittwoch in Hamburg mit.
Kreise: EZB will Banken möglicherweise um Dividendenstopp bis Jahresende bitten
Die Europäische Zentralbank (EZB) tendiert laut Insidern dazu, Banken bis Jahresende um ein Aussetzen der Dividende zu bitten. Mehrere Mitglieder des Aufsichtsrates der EZB würden wegen der unklaren wirtschaftlichen Lage angesichts der Corona-Krise weiterhin keine Grundlage sehen, um Dividendenzahlungen zu rechtfertigen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit Sache vertrauten Personen. Es gebe zwar noch keine finale Entscheidung, diese dürfte aber in den kommenden Tagen fallen.
Durchsuchungen bei Fiat und Iveco wegen Diesel-Betrugsverdachts
Ermittler aus Deutschland, Italien und der Schweiz haben am Mittwoch mehrere Standorte der Auto- und Lastwagenbauer Fiat und Iveco sowie von deren Tochterfirmen durchsucht. Es gehe um den Verdacht, dass Diesel-Motoren in verschiedenen Modellen von Fiat, Alfa Romeo, Jeep und Iveco mit einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung versehen seien, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main mit.
rtr/dpa-AFX/iw