Der DAX ist am Donnerstag angesichts der bestehenden Gefahren durch mögliche US-Strafzölle und einer neuen Corona-Welle kaum vorangekommen. Die Schlagzeilen beherrschten allerdings Einzelwerte wie Wirecard, Bayer sowie die inzwischen im MDax notierte Lufthansa.
Deshalb reagierten Anleger um den Tag immer wieder nervös. Letztlich entschied sich das Börsenbarometer aber für den grünen Bereich und drehte ins Plus. Dabei verteidigte der deutsche Leitindex die 12.000-Punkte-Marke.
Wirecard stellte nun Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Papiere des im Bilanzskandal feststeckenden Zahlungsabwicklers waren zeitweise vom Handel ausgesetzt. Nach Wiederaufnahme sackten sie bis auf 2,50 Euro ab und verloren damit seit der abermaligen Verschiebung der 2019er-Bilanz in der Vorwoche und dem Eingeständnis mutmaßlicher Luftbuchungen in Milliardenhöhe fast 98 Prozent. Am Nachmittag belief sich das Tagesminus auf gut 72 Prozent bei einem Kurs von 3,38 Euro. Damit war die Aktie der schlechteste Wert im deutschen Leitindex
Als Wirecard-Nachfolger im DAX im September gelten der Online-Essenslieferant Delivery Hero und der Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise. Beide Aktien erreichten Rekordwerte und gewannen am Nachmittag jeweils annähernd vier Prozent.
Bei der Lufthansa läuft inzwischen die außerordentliche Hauptversammlung, auf der die Aktionäre darüber entscheiden, ob sie den Staat als Anteilseigner einsteigen lassen wollen oder nicht. Damit fest verbunden ist das neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket, das in den Wochen zuvor zwischen Frankfurt, Berlin und Brüssel ausgehandelt worden ist. Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission haben das Rettungspaket der Bundesregierung inzwischen genehmigt. Und auch der Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele.
Bester Wert am Donnerstag im DAX war die Deutsche Bank mit fast vier Prozent im Plus.
Wollen Sie mehr Hintergründe und Einschätzungen zum Coronavirus, Informationen zu Dividenden und Hauptversammlungen und Empfehlungen und Strategien für Anleger: Dann lesen Sie jetzt die digitalen Einzelausgaben von BÖRSE ONLINE, €uro am Sonntag und €uro
Hat Ihnen der Artikel von boerse-online.de gefallen? Dann unterstützen Sie jetzt unabhängigen Journalismus mit einem kleinen Einmal-Betrag. Wir bieten laufend aktuelle Börsen-Analysen, spannende Realtime-News und objektive Nutzwert-Themen - die in diesen Zeiten wichtiger sind denn je. Vielen Dank.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Wirecard will Insolvenz beantragen - Aktie im freien Fall
Der Zahlungsdienstleister Wirecard steht wegen seines milliardenschweren Bilanzskandals vor der Insolvenz. Der Vorstand habe entschieden, beim Amtsgericht München die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu beantragen, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in Aschheim bei München mit. Als Gründe nannte er eine drohende Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Es werde geprüft, ob man auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe stellen müsse.
Wirecard: Bank nicht Teil des Insolvenzverfahrens
Der überschuldete Dax-Konzern Wirecard will die konzerneigene Bank vom angekündigten Insolvenzantrag ausnehmen. Die Bank sei "nicht Teil des Insolvenzverfahrens der Wirecard AG", erklärte der Konzernvorstand am Donnerstag. "Die BaFin hat für die Wirecard Bank AG bereits einen Sonderbeauftragten eingesetzt." Demnach wird die Wirecard-Bank organisatorisch und finanziell vom Mutterkonzern abgekoppelt: "Die Freigabeprozesse für alle Zahlungen der Bank werden zukünftig ausschließlich innerhalb der Bank und nicht mehr auf Gruppenebene liegen."
Lufthansa-Aktionäre entscheiden über Staatshilfe - Aktie legt zu
Die Lufthansa steht an diesem Donnerstag an einer Wegscheide. Die Aktionäre des Unternehmens entscheiden bei der außerordentlichen Hauptversammlung darüber, ob sie den Staat für rund 300 Millionen Euro als Anteilseigner einsteigen lassen wollen oder nicht. Damit fest verbunden ist das insgesamt neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket, das in den Wochen zuvor mühsam zwischen Frankfurt, Berlin und Brüssel ausgehandelt worden war. Platzt der Staatseinstieg ins Grundkapital, ist auch das übrige Rettungspaket aus stiller Beteiligung und KfW-Kredit erst einmal hinfällig. Unterdessen gelang der Lufthansa eine Einigung über ein weitreichendes Sparpaket mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo.
Lufthansa-Chef: Verhandlungen mit Verdi zu Bodenpersonal schleppend
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat von schleppenden Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi zu Sparbeiträgen des Bodenpersonals berichtet. Während man mit den Piloten in guten Gesprächen sei und mit der Kabinengewerkschaft Ufo bereits eine Vereinbarung getroffen habe, verliefen die Verhandlungen mit Verdi "enttäuschend", sagte Spohr am Donnerstag in Frankfurt bei der Hauptversammlung. Es müssten schnell große Fortschritte erzielt werden, wenn nicht der Personalüberhang am Boden in betriebsbedingte Kündigungen münden solle. Die Gespräche sollen laut Gewerkschaft am Freitag fortgesetzt werden.
EU-Kommission genehmigt Rettungspaket für Lufthansa
Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission haben das Lufthansa-Rettungspaket der Bundesregierung genehmigt. Die Freigabe der Rekapitalisierungshilfen in Höhe von sechs Milliarden Euro unterliegt allerdings der Bedingung, dass die größte deutsche Fluggesellschaft Verpflichtungen zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen einhält.
Bayer will Glyphosat-Klagen hinter sich lassen - Milliarden-Vergleich
Mit einem milliardenschweren Vergleich will Bayer die meisten seiner rechtlichen Probleme in den USA hinter sich lassen. Insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro werde man sich die Einigung mit zahlreichen US-Klägern kosten lassen, teilte der Agrarchemie- und Pharmakonzern am Mittwochabend in Leverkusen mit. Dabei geht es vor allem um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat. Mit dem Kompromiss sollen Bayer zufolge etwa 75 Prozent der aktuellen Roundup-Verfahren abgeschlossen werden - mit insgesamt etwa 125 000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen. Auch die restlichen Verfahren sollten in den kommenden Monaten zum Abschluss kommen.
EU-Behörde empfiehlt Einsatz von Remdesivir gegen Corona-Erkrankung
Der Wirkstoff Remdesivir könnte bald auch in Europa als erstes Mittel gegen eine schwere Corona-Erkrankung auf den Markt kommen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat am Donnerstag in Amsterdam eine Zulassung unter Auflagen für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury empfohlen. Die EU-Kommission muss dem noch zustimmen, was aber als Formsache gilt. Die Entscheidung der Kommission soll laut EMA in der kommenden Woche fallen.
Google kauft erstmals Inhalte bei Zeitungsverlagen ein
Google wird erstmals in seiner Geschichte mit Zeitungsverlagen Lizenzverträge abschließen und Geld für die Präsentation von journalistischen Inhalten ausgeben. Das kündigte der Internet-Konzern am Donnerstag in einem Blog-Eintrag an. Die Inhalte sollen auf Google News und Google Discover erscheinen. Wie die Präsentation der Inhalte für die Nutzer genau aussehen wird, teilte Google noch nicht mit.
Dic zieht Kaufantrag für BASF-Pigmentgeschäft zurück - BASF glaubt weiter daran
Der japanische Feinchemiehersteller Dic hat seinen Antrag bei der EU auf Erlaubnis zum Kauf des BASF-Pigmentgeschäfts zurückgezogen. Das hat die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag berichtet. Das heiße allerdings nicht, dass der Deal geplatzt sei, sagte ein BASF-Sprecher auf Anfrage von der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Konzern gehe weiter davon aus, dass der Verkauf im vierten Quartal über die Bühne gehe - vorausgesetzt es lägen alle kartellrechtlichen Zustimmungen vor.
Easyjet sammelt bei Aktienverkauf 419 Millionen Pfund ein Der britische Billigflieger Easyjet hat sich mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld besorgt. Insgesamt konnte die Airline damit rund 419 Millionen Pfund (463 Millionen Euro) einnehmen, wie es in einer Mitteilung am Donnerstag hieß. Das Unternehmen platzierte mehr als 59 Millionen Aktien zu einem Kurs von 703 Pence pro Stück. Damit lag der Preis je Aktie rund 5 Prozent unter dem Schlusskurs von Mittwoch. Der Anteil der neu ausgegebenen Papiere entspricht fast 15 Prozent des bisherigen Aktienkapitals.
dpa-AFX/rtr/ak