Am Montag kommt ein durch die Corona-Krise fast vergessenes Dauerthema wieder auf den Tisch: der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die Stimmung zwischen den Großmächten wurde von wiederholten Vorwürfen des US-Präsidenten belastet. Donald Trump hatte am Freitag erneut behauptet, Hinweise zu haben, dass die Pandemie ihren Ursprung in einem chinesischen Labor genommen haben dürfte.
Es sei wohl eine Fehleinschätzung gewesen, dass angesichts der Virus-Krise der Handelskonflikt nur noch ein "Relikt aus alten Zeiten" sei, erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Anleger bräuchten daher "in den kommenden Wochen starke Nerven".
Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sieht dies ähnlich: "Die Doppelpackung Corona-Krise und neue Handelsstreit-Eskalation ist zu viel für die exportlastige deutsche Wirtschaft." Der Dax werde daher wohl vorerst weiter unter Druck bleiben und in Richtung 10.000 Punkte tendieren.
Am Montag gab es im deutschen Leitindex keinen einzigen Gewinner. Am besten schlug sich noch die Aktie der Deutschen Börse mit etwas mehr als einem Prozent im Minus. Schlusslicht im DAX war die MTU-Aktie mit mehr als neun Prozent Kursverlust.
Die Wirecard-Aktie sackte um 3,7 Prozent ab, nachdem sowohl die HSBC als auch Morgan Stanley nach der Sonderprüfung der Bilanz durch die Wirtschaftsprüfer der KPMG ihre Kaufempfehlungen strichen. Zudem droht dem Zahlungsdienstleister wegen der verspäteten Vorlage seines Jahresabschlusses 2019 eine Geldstrafe. Weil die Frist für die Veröffentlichung des Geschäftsberichts am vergangenen Donnerstag abgelaufen ist, prüft die Frankfurter Wertpapierbörse nun die Einleitung eines Sanktionsverfahrens, wie ein Sprecher der Wertpapierbörse am Montag sagte.
Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war
Freenet streicht Dividende - Fürchtet Finanzierungsprobleme wegen Virus
Der Mobilfunkanbieter Freenet streicht im Zuge der Corona-Krise seine Dividende für 2019. So befürchtet das Unternehmen Refinanzierungsprobleme. Zahlen will Freenet nur die garantierte Mindestdividende ausschütten. Mit dem am Sonntagabend angekündigten Schritt will das Unternehmen finanziell stabil und flexibel bleiben, um auch bei einer Verschärfung der Situation handlungsfähig zu bleiben.
Thyssenkrupp in Nöten: finanzieller Spielraum geringer als angenommen
Beim angeschlagenen Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp verschlechtert sich durch die Corona-Krise die Lage deutlich. Für den Konzernumbau steht dem Vorstand um Chefin Martina Merz deshalb voraussichtlich weniger Geld zur Verfügung als geplant. "Mittelfristig werden die coronabedingten Liquiditätsabflüsse aller Voraussicht nach dazu führen, dass der finanzielle Spielraum aus dem Verkauf des Aufzuggeschäfts weitaus geringer als ursprünglich angenommen sein wird", heißt es in einem Brief des Vorstands an die Mitarbeiter, der der Deutschen Presse-Agentur am Montag vorlag. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Vor 'Autogipfel' wächst Kritik an möglichen Kaufprämien
Vor dem sogenannten Autogipfel von Bundesregierung und Herstellern wird die Kritik an uneingeschränkten Kaufprämien lauter. Die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer kritisierte die Forderung nach Kaufprämien für Neuwagen als "puren Lobbyismus". Die Autoindustrie habe lange "wichtige Trends wie die E-Mobilität und die Wasserstofftechnologie verschlafen", so die Wirtschaftswissenschaftlerin - und bekommt dafür Unterstützung. Aus Sicht von Verbraucherschützern etwa muss eine Kaufförderung die klimapolitischen Ziele Deutschlands und der EU unterstützen.
Allianz streicht wegen Corona-Unsicherheit Prognose
Der Versicherungskonzern Allianz hat wegen der Corona-Pandemie sein Gewinnziel für das laufende Jahr zurückgezogen. Das Ziel eines operativen Ergebnisses von 11,5 Milliarden bis 12,5 (2019: 11,9) Milliarden Euro im laufenden Jahr sei nicht mehr erreichbar, hat Europas größter Versicherer am Donnerstagabend in München mitgeteilt. Als Grund führte der Konzern die krisenbedingten Unsicherheiten und die aktualisierten Planzahlen der verschiedenen Sparten an. "Ein neues Gewinnziel für 2020 wird der Vorstand nach Abschluss der revidierten Planung kommunizieren", hieß es weiter.
Stahlhändler Klöckner mit höherem Verlust - Keine Staatshilfen nötig
Der Stahlhändler Klöckner & Co hat im ersten Quartal seine Verluste im Vergleich zum Vorjahr ausgeweitet. Dabei belasteten den Konzern unter anderem eine geringere Nachfrage durch die anhaltende Schwäche im Automobil- und Maschinenbausektor. Hinzu kamen erste Ausläufer der Corona-Pandemie. Die wirtschaftlichen Folgen im Zusammenhang mit der Corona-Krise werden dabei erst voll im zweiten Quartal erwartet. Klöckner-Chef Gisbert Rühl sieht sein Unternehmen jedoch finanziell gut aufgestellt. Staatshilfen braucht das Unternehmen nicht. Dennoch gab die Aktie, die in den vergangenen Wochen ohnehin zu den größten Verlierern im SDax gehört hatte, um bis zu zwölf Prozent ein.
Reisebranche: Umsatzeinbußen von fast 11 Milliarden Euro
Die wirtschaftliche Lage der Reisewirtschaft in der Corona-Krise hat sich dem Branchenverband DRV zufolge weiter verschärft. Der Verband rechnet inzwischen mit Umsatzeinbußen von mindestens 10,8 Milliarden Euro bis Ende Juni. "Das Geschäft der Reisebüros und Reiseveranstalter ist durch staatliche Anordnung fast vollständig zum Erliegen gekommen", sagte Verbandspräsident Norbert Fiebig am Montag in Berlin. Eine Besserung sei nicht in Sicht. Die weltweite Reisewarnung aufgrund der Corona-Pandemie war jüngst bis Mitte Juni verlängert worden. "Vor Ende der Pfingstferien in Deutschland werden keine Auslandsreisen möglich sein", sagte Fiebig.
Corona-Krise trifft Stabilus hart - Weiter keine Prognose möglich
Den Automobil- und Industriezulieferer Stabilus hat die Corona-Pandemie bereits im vergangenen Quartal heftig getroffen. Umsatz und operativer Gewinn gingen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. "Nach soliden ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres hat sich unser Geschäftsumfeld aufgrund der sich global zuspitzenden COVID-19-Krise seit März abrupt verändert", sagte Stabilus-Chef Michael Büchsner am Montag bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres.
Roche liefert Corona-Antikörpertest ab Mai in Deutschland aus
Noch im Mai will das Pharmaunternehmen Roche einen neuen Test auf Antikörper gegen das neuartige Coronavirus an Gesundheitseinrichtungen in Deutschland ausliefern. Das vereinbarte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und das Unternehmen am Montag im oberbayerischen Penzberg. "Der neue Test ist eine wichtige neue Wegmarke im Kampf gegen das Virus", sagte Spahn. Drei Millionen Tests sollten noch im Mai ausgeliefert werden, für die dann kommenden Monate seien je fünf Millionen Tests zur Auslieferung nach Deutschland vereinbart.
Deutz streicht Dividende für 2019 endgültig
Der Motorenbauer Deutz will wegen der finanziellen Folgen der Corona-Pandemie für 2019 keine Dividende zahlen. Der Hauptversammlung, die am 25. Juni online stattfinden soll, werde die Aussetzung der Dividendenzahlung vorgeschlagen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Montag in Köln mit. Der Konzern hatte bereits Anfang April mitgeteilt, dass wegen der Unsicherheit infolge der weltweiten Corona-Krise die zuvor angekündigte Dividende von 15 Cent je Stückaktie überprüft werde.
rtr/dpa-AFX/ak