Die Anleger zeigten sich erstmals wieder sehr nervös, aufgeschreckt von den schwindenden Hoffnungen, dass die Pandemie schon bald zu Ende ist und die Konjunktur wieder völlig von ihren Fesseln befreit ist, schrieben die Aktien-Experten der LBBW. Zusätzliche Unruhe bereiteten die heftigen Schwankungen bei einigen Einzelwerten.

Hintergrund ist das Tauziehen zwischen Kleinanlegern und professionellen Investoren wie Hedgefonds, das sich inzwischen auf den Gesamtmarkt auszuwirken beginnt. In diesem Rahmen pushen einige Kleinanleger über Online-Netzwerke in den USA einzelne Werte, bei denen Hedgefonds auf fallende Kurse setzen. Ausgangspunkt waren in dieser Woche die extremen Kurskapriolen der Aktien des US-Videospielhändlers Gamestop und anderer Unternehmen am US-Finanzmarkt. Anleger gingen angesichts der hohen Kursschwankungen in Deckung. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab zum Handelsauftakt am Freitag nach.

Das Thema hat in den USA nun die politische Ebene erreicht. Mehrere Brokerhäuser lockerten auf Druck von Aufsichtsbehörden und Politikern ihre Beschränkungen für den Handel mit Gamestop und anderen Papieren wieder. Börsianer warnten in diesem Kontext vor den Risiken der Gamestop-Kurskapriolen für das gesamte Finanzsystem. "Eine Schieflage bei Hedgefonds kann zu drastischen Verwerfungen führen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Sichere Häfen" wie Gold waren deshalb gefragt und so legte das Edelmetall am Freitag zu.

Hierzulande fielen mit starken Schwankungen vor allem Varta und Evotec auf. Nach ihren Kursexplosionen in dieser Woche verbuchten beide am Freitag hohe Verluste.

Mit Zahlen stand Daimler im Fokus. Die Geschäftszahlen des Stuttgarter Autobauers hätten durch die Bank die Markterwartungen übertroffen, lobte ein Börsianer. Daimler stand deshalb zum Handelsschluss an der DAX-Spitze gefolgt von Covestro und MTU. Fresenius Medical Care verloren am Freitag deutlich und rutschten ans DAX-Ende. Das Analysehaus Jefferies blieb in einer aktuellen Studie skeptisch für die Titel des Dialyseanbieters.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


SAP will mit Qualtrics-Erlös Schulden senken und Dividende erhöhen
Europas größter Softwarehersteller SAP will mit den Erlösen aus dem US-Börsengang seiner Marktforschungstochter Qualtrics vorwiegend die Schulden senken. Allerdings werde man dem Aufsichtsrat auch eine Erhöhung der Dividende vorschlagen, sagte Finanzchef Luka Mucic am Freitag in einer Telefonkonferenz.

Siltronic mit gutem Jahresauftakt - Globalwafers-Offerte im Fokus
Der Digitalisierungsboom verleiht dem Chipindustrie-Zulieferer Siltronic Rückenwind. Die Nachfrage sei aktuell hoch und die Produktion gut ausgelastet, hieß es vom Unternehmen am Freitag in München bei der Veröffentlichung vorläufiger Zahlen für 2020. Konzernchef Christoph von Plotho erwartet daher einen guten Start in das Jahr 2021. Gegenwind kommt dabei vom starken Euro, der 2020 zum US-Dollar spürbar aufgewertet hatte.

BBVA will Geld aus Verkauf des US-Geschäfts für Aktienrückkauf nutzen
Die spanische Großbank BBVA plant dank der erwarteten Milliarden aus dem Verkauf des US-Geschäfts einen umfangreichen Aktienrückkauf. Nach dem Abschluss der Transaktion sollen rund 10 Prozent der eigenen Papiere erworben werden, wie das Unternehmen am Freitag in Madrid mitteilte. Auf Basis einer Marktkapitalisierung von aktuell knapp 26 Milliarden Euro hätte der Rückkauf damit ein Volumen von rund 2,6 Milliarden Euro. Sollten sich keine interessanten Alternativen wie etwa Übernahmen finden, könnte das Volumen noch höher ausfallen, sagte BBVA-Chef Onur Genc während der Telefonkonferenz zu den Zahlen.

Corona-Krise und Ladenschließungen drücken auf H&M-Jahresergebnis
Moderiese Hennes & Mauritz hat im abgelaufenen Corona-Jahr 2020 deutlich weniger Geld eingenommen. Für das von Dezember 2019 bis November 2020 laufende Geschäftsjahr stand bei den Schweden ein Gewinn vor Steuern von 2,05 Milliarden schwedischen Kronen (rund 203 Millionen Euro) zu Buche, wie der Konzern am Freitag in Stockholm mitteilte. Im Vorjahr hatte dieser Wert noch bei knapp 17,4 Milliarden Kronen gelegen.

Lichtkonzern Signify schafft Umsatzplus nur dank Übernahme - Aktie rutscht ab
Der Lichtkonzern Signify hat im Corona-Jahr 2020 ordentlich Federn lassen müssen. Auf vergleichbarer Basis brach das Umsatzwachstum um knapp 13 Prozent ein, wie das Unternehmen am Freitag im niederländischen Eindhoven mitteilte. Zudem belasteten Wechselkurseffekte. Vor allem dank der Übernahme des US-Beleuchtungsherstellers Cooper Lighting stiegen die Konzernerlöse letztendlich auf Jahressicht um 4,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro.

Siemens Gamesa kehrt in die Gewinnzone zurück
Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa hat im ersten Geschäftsquartal von einem guten Geschäft mit Anlagen auf See profitiert. Dazu verlief das Wartungsgeschäft ebenfalls robust, teilte das Unternehmen am Freitag in Zamudio mit. Die Siemens-Energy-Tochter kehrte in den drei Monaten per Ende Dezember unter dem Strich wieder in die schwarzen Zahlen zurück und wies einen Nettogewinn von 11 Millionen Euro aus. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 174 Millionen Euro angefallen.

Caterpillar in Corona-Krise mit Gewinneinbruch - Positive Signale für 1. Quartal
Die Corona-Pandemie hat dem US-Baumaschinenhersteller Caterpillar im vergangenen Jahr einen erheblichen Gewinneinbruch eingebrockt. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen mit knapp drei Milliarden US-Dollar nur rund halb soviel wie im Vorjahr. Der Umsatz sank um gut ein Fünftel auf 41,7 Milliarden Dollar.

Verdi: Härten für Belegschaft bei Commerzbank-Stellenabbau vermeiden
Der geplante Abbau Tausender Stellen bei der Commerzbank alarmiert die Gewerkschaft Verdi. Allein in Deutschland befürchtet Verdi den Wegfall von 7000 Vollzeitjobs bei dem Institut. "Jetzt muss es darum gehen, die richtigen Instrumente auszuhandeln, damit Härten für die Belegschaft vermieden werden", forderte Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann am Freitag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden.

Eli Lilly übertrifft Erwartungen - Corona-Medikament kurbelt Umsatz an
Das Corona-Medikament Bamlanivimab hat dem Pharmakonzern Eli Lilly im Schlussquartal einen kräftigen Umsatzsprung beschert. Die Amerikaner profitierten zudem von einer starken Nachfrage nach weiteren wichtigen Kassenschlagern und konnten so den Gewinn im vierten Quartal unerwartet stark steigern. Nach einem für den Konzern nicht immer leichten Corona-Jahr hofft das Management um Konzernchef David Ricks für 2021 zwar auf weitere Verbesserungen, bleibt aber vorsichtig.

Colgate-Palmolive mit höheren Erlösen in Corona-Krise - Optimistischer Ausblick
Die in der Corona-Pandemie hohe Nachfrage nach Körperpflege- sowie nach Reinigungsprodukten hat dem Konsumgüterkonzern Colgate-Palmolive Ende 2020 mehr Umsatz beschert. Im neuen Jahr soll es weiter aufwärts gehen, teilte das Unternehmen am Freitag in New York mit. Konkret plant Chef Noel Wallace mit einem Umsatzplus um 4 bis 7 Prozent, ohne positive Wechselkurseffekten sowie Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen sollen es 3 bis 5 Prozent werden. Wallace verwies aber auch auf Unsicherheiten durch schwankende Rohstoffpreise sowie das Kaufverhalten seiner Kunden: Viele Menschen hatten gerade zu Beginn der Corona-Pandemie vor etwa einem Jahr ihre Vorratsschränke aufgefüllt und reichlich gehortet. Die Aktien waren im vorbörslichen US-Handel zuletzt kaum verändert.

EMA: Keine Sicherheitsprobleme bei Pfizer-Impfstoff
Gut einen Monat nach Start für den Corona-Impfstoff von Pfizer/Biontech hat die Europäische Arzneimittel-Behörde (EMA) keine Sicherheitsprobleme festgestellt. Die gemeldeten allergischen Reaktionen und Nebenwirkungen zeigten keine Auffälligkeiten, teilte die EMA am Freitag in Amsterdam mit. Gemeldete Todesfälle hätten nichts mit dem Impfstoff zu tun. Die Daten entsprächen dem zuvor bekannten Sicherheitsprofil, so die Behörde. "Neue Nebenwirkungen wurden nicht identifiziert."

Ericsson will Aktionären nach Gewinnanstieg höhere Dividende zahlen
Der Netzwerkausrüster Ericsson profitiert weiter vom Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes. So konnten die Schweden nach einem guten Schlussquartal bei Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr zulegen. Aktionäre sollen eine höhere Dividende erhalten, wie das Unternehmen am Freitag in Stockholm mitteilte. Die Pandemie treibe die Digitalisierung voran, sagte Vorstandschef Börje Ekholm. Der Umsatz stieg 2020 um 2 Prozent auf 232,4 Milliarden schwedische Kronen (knapp 23 Mrd Euro). Dabei legten die Erlöse im Schlussquartal um 5 Prozent zu.

US-Ölriese Chevron schreibt auch zum Jahresende rote Zahlen
Der zweitgrößte US-Ölkonzern Chevron kämpft in der Corona-Krise weiter mit Nachfrageproblemen. Im vierten Quartal erlitt das Unternehmen einen Verlust von 665 Millionen Dollar (547 Mio Euro), wie es am Freitag mitteilte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sanken die Erlöse von 36,4 Milliarden auf 25,2 Milliarden Dollar. Wie der große Rivale ExxonMobil litt Chevron insbesondere wegen der Belastungen für die Weltwirtschaft durch die Corona-Pandemie das ganze Jahr über unter einem geringen Bedarf an Öl und Gas.

rtr/dpa-AFX/iw