Gerade für die im DAX schwer gewichteten deutschen Exporteure wird die aufwertende Gemeinschaftswährung zunehmend zum Problem. Der Rally am deutschen Aktienmarkt geht deshalb immer mehr die Luft aus. Zu hohen Infektionszahlen und Lockdowns komme nun auch noch ein steigender Euro als Belastungsfaktor hinzu, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. "Dass sich der DAX in diesem Umfeld weiter relativ stabil zeigt, ist schon ein wenig erstaunlich." Aus Angst, eine Rally zum Jahresende zu verpassen, schienen sich nur wenige Anleger derzeit von Aktien trennen zu wollen, vermutete der Experte.
Das Ringen um eine Brexit-Einigung zwischen Großbritannien und der EU sorgte am Devisenmarkt ebenfalls für Nervosität. Das britische Pfund legte zu. Im Gegensatz dazu tippten Investoren an den Terminmärkten aber auf ein Scheitern der Gespräche zwischen der EU und Großbritannien. So zeigte der auf Sicht von einem Monat basierende Risikoindikator eine Zunahme von Wetten auf einen Pfund-Kursrückgang an. "Wir glauben, dass man sich schließlich in allerletzter Minute auf eine Art sehr begrenztes Abkommen einigen wird, nicht zu detailreich oder ein übergreifendes Abkommen", sagte Teeuwe Mevissen, leitender Marktökonom bei der Rabobank.
Die Ölpreise gaben derweil nach. Mit Spannung wurden dabei die Beratungen der Opec+ über die Fördermengen verfolgt. Insidern zufolge bewegen sich die Produzenten dabei auf einen Kompromiss zu.
Zum Handelsschluss stand Adidas an der DAX-Spitze. Der Kurs des Sportartikelherstellers hatte zuletzt deutlich nachgegeben, auf dem tieferen Kursniveau griffen Anleger nun wieder zu. Gefolgt wurde Adidas von den Aktien der Deutschen Bank und MTU. Größter Kursverlierer im DAX war die Aktie von Covestro.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Autobauer: Deutscher Markt dieses Jahr um ein Fünftel geschrumpft
Die Deutschen kaufen in diesem Jahr ein Fünftel weniger Autos als noch 2019. Davon geht der Verband der Automobilindustrie aus. "Wir erwarten für das Gesamtjahr 2020 ein Volumen von rund 2,9 Millionen Neuzulassungen", teilte die Präsidentin Hildegard Müller am Donnerstag mit. Sie führte den Rückgang um 20 Prozent allein auf die Corona-Krise zurück. Im November lagen die Neuzulassungen mit 290 200 drei Prozent unter dem Vorjahreswert.
Pischetsrieder soll Daimler-Aufsichtsrat führen
Der frühere BMW- und Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder soll künftig den Aufsichtsrat beim Autobauer Daimler lenken. Der 72-Jährige soll nach der Hauptversammlung Ende März an die Spitze des Kontrollgremiums gewählt werden, dem er seit 2014 angehört, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Er folgt damit auf den langjährigen Vorsitzenden Manfred Bischoff (78), dessen Amtszeit dann turnusgemäß endet. Ex-Vorstandschef Dieter Zetsche, lange als Anwärter auf die Bischoff-Nachfolge gehandelt, hatte nach anhaltender Kritik von Aktionären einen Rückzieher gemacht.
Aufträge im Maschinenbau erstmals seit Januar nicht mehr rückläufig
Die Erholung im deutschen Maschinenbau hat sich im Oktober verfestigt. Die Bestellungen erreichten ihr Vorjahresniveau und waren damit zum ersten Mal seit Januar 2020 nicht mehr rückläufig, wie der Branchenverband VDMA am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. "Die in Folge der zweiten Corona-Welle zunehmenden Einschränkungen und Verunsicherungen haben sich im Oktober noch nicht in den Auftragsbüchern niedergeschlagen", erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.
Daimler geht dank China-Schwung zuversichtlich ins kommende Jahr
Daimler-Chef Ola Källenius will das Tempo der Erholung aus der Corona-Krise hoch halten. Der Konzern gehe auch mit einem Wachstumsschwung in das Jahr 2021 und bleibe für China optimistisch, sagte der Manager in einem Interview der "Financial Times" (Donnerstag). Ein Teil der zuletzt starken Verkäufe in dem wichtigsten Einzelmarkt sei auch einem Nachholeffekt aus dem stark pandemiebelasteten Frühjahr zu verdanken.
Krones will weitere Stellen in Deutschland abbauen
Der Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller Krones will noch mehr Stellen in Deutschland streichen als bislang angekündigt. Neben den bereits rund 400 Mitarbeitern, die bereits Aufhebungsangebote angenommen hatten, sollen nun zusätzliche 350 Arbeitsplätze wegfallen, wie das im SDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Neutraubling bei Regensburg mitteilte. Den weiteren Personalabbau wolle Krones "möglichst sozialverträglich" umsetzen. Er sei nötig, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern, hieß es.
Nestle will mit 3,2 Milliarden Franken CO2-Ausstoß senken
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé will in den nächsten Jahren für die Senkung seiner CO2-Emissionen 3,2 Milliarden Franken (2,95 Mrd. Euro) ausgeben. Unter anderem durch die Einführung der regenerativen Landwirtschaft entlang der gesamten Lieferkette soll bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreicht werden, teilte der Lebensmittel-Riese am Donnerstag in Lausanne mit.
Telekomkonzern Orange will nach Steuerrückzahlung Sonderdividende ausschütten
Der französische Telekomkonzern Orange will einen Teil einer Steuerrückzahlung als Sonderdividende an seine Aktionäre ausschütten. Der Vorstand wolle die Mittel "auf faire und ausgewogene Weise auf die Entwicklung des Unternehmens, die Mitarbeiter sowie die Aktionäre verteilen", hieß es in einer am späten Mittwochabend veröffentlichten Mitteilung des Unternehmens in Paris. Der Verwaltungsrat überlege, eine Extradividende in Höhe von 20 Cent je Aktie auszuzahlen. Das entspricht 532 Millionen Euro in Summe. Orange hatte bisher eine reguläre Dividende von insgesamt 0,70 Euro je Aktie für das Jahr 2020 in Aussicht gestellt.
rtr/dpa-AFX/iw