Am Mittwoch haben sich die Börsianer am deutschen Aktienmarkt deutlich zurückgehalten. Die anfänglichen Gewinne gab der DAX noch vor Mittag ab. Bis Wochenbeginn war der deutsche Leitindex in nur elf Tagen ohne größeren Stopp um fast 19 Prozent nach oben gerannt, bevor am Dienstag Anleger Gewinne mitnahmen.

Der Kampf zwischen den Pessimisten am Markt und den Optimisten werde nun intensiver, betonte Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Für diejenigen, die am Anfang der Kurs-Rally gekauft haben, ist das aktuelle Kursniveau eine gute Verkaufsgelegenheit."

Die US-Notenbank dürfte an ihrem Corona-Krisenkurs zunächst kaum etwas ändern. Beachtung dürften vor allem neue Prognosen zu Wachstum, Inflation und Arbeitsmarkt finden. Die Zentralbank hatte sich dazu eigentlich schon im März äußern wollen. Wegen der massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie wurde das jedoch verschoben. Der Tenor der Fed werde voraussichtlich weiter marktunterstützend bleiben, da die Zentralbanken in der aktuellen Situation weitere Gefahren für die Konjunktur sähen, so die Einschätzung der Deka Bank.

Gewinner am Mittwoch im DAX war RWE mit mehr als 2,5 Prozent im Plus. Schlusslicht im deutschen Leitindex war die Lufthansa-Aktie mit fast 6,5 Prozent im Minus. Ursache hierfür: Die Schweizer Großbank UBS hatte die Aktie von "Buy" auf "Sell" abgestuft. Analyst Jarrod Castle begründete seine Verkaufsempfehlung mit dem massiven Verlust an Aktionärswert infolge der Corona-Krise. Zudem verlängerte die Bundesregierung Reisewarnungen für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union bis Ende August. Am 22. Juni wird die Airline den DAX verlassen.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Großaktionär Cerberus setzt Commerzbank-Spitze unter Druck
Der Großaktionär Cerberus setzt die Commerzbank-Spitze unter Druck. In einem geharnischten Schreiben an den kompletten Aufsichtsrat des Frankfurter Instituts vom 9. Juni kritisiert der US-Finanzinvestor das Management deutlich und fordert zwei Posten im 20-köpfigen Kontrollgremium. Der Aktienkurs legte zuletzt in einem etwas schwächeren Markt um 1,4 Prozent zu. Die Erholung nach dem Corona-Crash setzt sich damit fort.

Hornbach startet furios ins Geschäftsjahr - Aktie legt kräftig zu
Homeoffice, Ausgangssperren, Langeweile - in der Corona-Krise haben viele Menschen in Haus und Garten Hand angelegt. Dem Baumarktbetreiber Hornbach Holding bescherte das im ersten Geschäftsquartal einen satten Umsatz- und Gewinnsprung. Der Aktienkurs schoss daraufhin am Mittwochmorgen prozentual fast zweistellig nach oben. Gegen Mittag notierten die Papiere dann entgegen dem negativen Börsentrend noch 5,69 Prozent im Plus bei 66,90 Euro. Dass das Management wegen der schwer abschätzbaren konjunkturellen Risiken durch die Corona-Krise erst einmal am Ausblick festhält, störte die Anleger nicht. Analyst Thomas Maul von der DZ Bank hält den Ausblick für konservativ.

Werbeeinnahmen bei ProSiebenSat.1 im Keller
Das Kerngeschäft von ProSiebenSat.1 läuft in der Corona-Krise weiterhin schlecht. Vorstandssprecher Rainer Beaujean sagte am Mittwoch auf der Hauptversammlung: "Im April und Mai hatten wir bei den TV-Werbeeinnahmen ein Minus von rund 40 Prozent. Auch im Juni sehen wir noch keine Verbesserungen." Auch das Geschäft der Red Arrow Studios werde durch Produktionsverschiebungen beeinträchtigt.

Gespräche über Kündigungen bei Continental sehr wahrscheinlich
Der Autozulieferer Continental kommt infolge der massiven Auswirkungen der Corona-Krise voraussichtlich nicht um betriebsbedingte Kündigungen herum. Bei dem Dax-Konzern läuft bereits ein Stellenabbau wegen des allgemeinen Umbruchs in der Auto- und Maschinenbauindustrie, der möglichst sozialverträglich geschehen soll. Auch weiterhin gelte das Ziel, eventuell nötige Entlassungen zu minimieren, erklärte Vorstandschef Elmar Degenhart in einer internen Videobotschaft. Aber die Lage werde zunehmend kritisch: "Wir können aktuell keine Jobgarantien geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir über Kündigungen sprechen müssen, ist sehr, sehr hoch", sagte der Manager nach Informationen der "Wirtschaftswoche" (Mittwoch).

Deutsche Bank will im zweiten Quartal mehr Geld für faule Kredite zurücklegen
Die Deutsche Bank wird im zweiten Quartal wohl mehr Geld für faule Kredite in der Corona-Krise zurücklegen als zum Jahresstart. Das Geldhaus werde die Risikovorsorge voraussichtlich um 800 Millionen Euro aufstocken, sagte Finanzvorstand James von Moltke am Mittwoch in einer Online-Veranstaltung für Anleger. Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte der Dax-Konzern für die Monate Januar bis März zu diesem Zweck 506 Millionen Euro zurückgelegt. Für das Gesamtjahr rechnet das Management damit, dass die Risikovorsorge 0,35 bis 0,45 Prozent des gesamten Kreditvolumens erreicht.

K+S will Verkauf von amerikanischem Salzgeschäft 2021 abschließen
Der Dünger- und Salzkonzern K+S treibt den Verkauf seines amerikanisches Salzgeschäfts voran. Potenzielle Investoren seien bereits angesprochen und die Reaktionen bestätigten ein hohes Interesse, sagte Konzernchef Burkhard Lohr am Mittwoch auf der Online-Hauptversammlung in Kassel. Der Manager hält an dem Ziel fest, noch 2020 zu einer schriftlichen Verkaufsvereinbarung zu kommen. "Mit einem Abschluss der Transaktion und einer Kaufpreiszahlung sollte aber nicht vor 2021 gerechnet werden." K+S will aufgrund seiner Verschuldung von zuletzt mehr als drei Milliarden Euro das amerikanische Salzgeschäft verkaufen.

Pfeiffer Vacuum verkleinert Vorstand - Neue Chefin ab Januar 2021
Der Vakuumpumpen-Hersteller Pfeiffer Vacuum verkleinert seinen Vorstand. Ab dem 1. Januar soll es nur noch einen Unternehmenschef und einen Vorstand für das operative Geschäft geben, teilte das im SDax gelistete Unternehmen am Mittwoch im hessischen Aßlar mit. Bislang gehört dem Führungsgremium noch der Finanzvorstand an. Unterstützt werden soll der Vorstand zukünftig durch ein neues Team, dem neben den Vorstandsmitgliedern vor allem der Finanz-, Verkaufs- und Technologiechef angehören sollen.

Waschanlagenhersteller WashTec will Dividendenzahlung aussetzen
Der Autowaschanlagenhersteller Washtec will den Anlegern für 2019 wegen der Corona-Krise keine Dividende Zahlen. Bereits Anfang April hatte das Unternehmen die Prognose für 2020 zurückgenommen und eine Überprüfung der Dividende angekündigt. Die Krise habe zu einem deutlichen Rückgang bei Umsatz und Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) geführt, teilte das Unternehmen nun am Mittwoch in Augsburg mit. Der ursprüngliche Dividendenvorschlag für die am 28. Juli geplante Hauptversammlung hatte bei 1,65 Euro je Aktie gelegen.

dpa-AFX/rtr/ak