Nach dem sehr schwachen Wochenstart, an dem der deutsche Leitindex um fast acht Prozent abgesackt war, ging es dem DAX am Dienstag nur zeitweise besser. Wegen wachsender, durch das Virus ausgelöster Rezessionssorgen und der zusätzlichen Gefahr eines Ölpreiskrieges stießen Anleger panikartig Aktien ab. Als auch in den USA die Börse am Montag dann crashte, kündigte US-Präsident Donald Trump ein Hilfspaket gegen die wirtschaftlichen Folgen des Virus an. Von diesen Aussichten profitierte am Dienstag auch der deutsche Aktienmarkt. Bei der jüngsten Erholung handele es sich aber nur um eine kurzfristige Gegenbewegung und nicht um einen Stimmungsumschwung, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Zwar könne mit staatlichen Hilfen für die angeschlagene Weltwirtschaft gerechnet werden, eine Entspannung der Coronavirus-Krise sei aber nicht in Sicht.
Der Ölmarkt erholte sich etwas von dem rund 30-prozentigen Preissturz am Montag. Gescheiterte Verhandlungen über eine Drosselung der Fördermenge waren der Grund gewesen.
Das Coronavirus bleibt jedoch weiter Thema. So wurde ganz Italien von der Regierung mittlerweile zur Sperrzone erklärt. Für internationale Zug- und Flugverbindungen sowie den öffentlichen Nahverkehr gibt es indes keine Beschränkungen. In China, wo das neuartige Coronavirus ausbrach, meldeten die Behörden dagegen mit nur noch 19 neu nachgewiesenen Fällen den niedrigsten Anstieg der Infektionen seit Beginn der täglichen Epidemie-Berichte vor sieben Wochen. Aus "sicheren Häfen" zogen sie Anleger dagegen zurück. So verbilligte sich Gold.
Angeführt wurde der DAX zum Handelsschluss am Dienstag von der Deutschen Post. Die Aktie legte nach den Verlusten am Montag wieder zu. Der Logistikkonzern verdiente 2019 unterm Strich mehr und hob die Dividende an. Gefolgt wurde die Deutsche Post von SAP und MTU. Als Schlusslicht schloss E.ON.
Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war
Post: Folgen des Coronavirus noch nicht absehbar - Dividende steigt
Die Deutsche Post tut sich noch schwer die Folgen der Coronavirus-Epidemie zu beziffern. Ein Rückgang des Paketaufkommens sei in Europa zwar noch nicht zu verzeichnen, aber das sei "nicht ausgeschlossen", erklärte Post-Chef Frank Appel am Dienstag bei der Bilanzvorlage in Bonn. In China hatte der Logistikkonzern die Folgen der Epedemie im Februar bereits deutlich zu spüren bekommen und war auch daher vorsichtiger geworden. Für Europa sei es aber zu früh, die Lage zu beurteilen, so Appel.
Infineon erhält US-Genehmigung für Cypress-Übernahme - Aktie steigt
Der Chiphersteller Infineon hat bei der geplanten Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor eine wichtige Hürde genommen. Die US-Behörde Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) habe die Transaktion genehmigt, teilte Infineon am Dienstag in München mit. Nach wie vor offen ist jedoch die Freigabe durch die chinesischen Behörden. "Der Abschluss der Übernahme unterliegt weiterhin der Genehmigung durch die Staatliche Verwaltung für Marktregulierung Chinas (State Administration for Market Regulation, SAMR) und weiteren allgemein üblichen Abschlussbedingungen im Rahmen der Übernahmevereinbarung", teilte der Halbleiterspezialist aus Neubiberg weiter mit.
Zulieferer Schaeffler mit vorsichtigem Ausblick - Aktie auf Höhenflug
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler schaut angesichts der mauen Autokonjunktur und der Coronavirus-Krise vorsichtig auf das Geschäftsjahr 2020. So erwartet der Vorstand um Konzernchef Klaus Rosenfeld beim Umsatz einen währungsbereinigten Rückgang von bis zu zwei Prozent. Bestenfalls dürften die Erlöse das Vorjahresniveau erreichen, teilte das SDax-Unternehmen bei der Vorlage der Jahresbilanz am Dienstag in Herzogenaurach mit. 2019 stagnierte der Umsatz währungsbereinigt bei 14,4 Milliarden Euro.
Symrise trotzt Corona-Krise - Will schneller wachsen als der Markt
Der Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise will auch in Zeiten der Coronavirus-Krise das Branchenwachstum überflügeln. Dabei setzt das Unternehmen unverändert auf globale Megatrends wie Urbanisierung und nachhaltige Ernährung sowie auf eine breite Aufstellung. Erst jüngst wurde das Geschäft mit Tierfutterzusätzen mit dem Kauf des US-Herstellers ADF/IDF ausgebaut. All das soll auch in konjunkturell schwierigen Zeiten zu einem stabilen Geschäft führen. Bei den Anlegern kamen Bilanz und Ausblick gut an. Mit einem Plus von mehr als 5 Prozent erholten sich die Aktien am Dienstag stärker als der von der Coronavirus-Krise ebenfalls arg gebeutelte Gesamtmarkt.
Kreise: Henkel und KKR weiter im Rennen um Wella
Der Konsumgüterkonzern Henkel sowie der Finanzinvestor KKR sind Kreisen zufolge im Verkaufsprozess um die Haarpflegemarke Wella weiter dabei. Sie gehören zu einer kleinen Gruppe Interessenten, die sich um das professionelle Haar- und Nagelpflegegeschäft von Coty bemühen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet. Raus sollen die Finanzinvestoren Advent und Cinven sein.
Coronavirus-Unsicherheit bei Tui - politische Hilfen 'sehr wichtig'
Tui-Chef Fritz Joussen richtet die Kunden und Mitarbeiter des weltgrößten Touristikkonzerns auf möglicherweise länger anhaltende Folgen der Coronakrise ein. "Wir waren sehr stark gestartet ins Jahr. Dieser Vorsprung schmilzt im Augenblick ab", sagte der Manager am Dienstag am Rande einer Betriebsräte-Konferenz in Hannover. Derzeit sei die Zurückhaltung sehr hoch. "Und das wird sicherlich auch noch einige Wochen so bleiben." Nach dem Plus von 14 Prozent bei den Sommerbuchungen und der Erwartung eines "Boom-Jahres" nach der Insolvenz des Rivalen Thomas Cook sehe man die Lage heute mit gemischten Gefühlen: "Wie das Jahr wird, wissen wir nicht."
Lanxess will eigene Aktien für bis zu 500 Millionen Euro zurückkaufen
Der Spezialchemiekonzern Lanxess will in den kommenden 24 Monaten eigene Aktien mit einem Gesamtvolumen von bis zu 500 Millionen Euro zurückkaufen. Auf Basis des Kursniveaus vom Montag von 40,30 Euro je Aktie könnten rund 8,75 Millionen eigene Aktien oder zehn Prozent des Grundkapitals für rund 352,4 Millionen Euro erworben werden, teilte der MDax-Konzern am Dienstag in Köln mit. Die gekauften Aktien sollen anschließend eingezogen werden.
Rational wird für 2020 vorsichtiger - Dividende für 2019 steigt
Die konjunkturellen Risiken infolge der Coronavirus-Epidemie stimmen Rational vorsichtiger. Nur einen Monat nach dem ersten Ausblick für 2020 rudert der Ausrüster von Großküchen zurück. Für das laufende Jahr werde nun mit einem Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich sowie einer Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von 20 bis 25 Prozent gerechnet, wie das Unternehmen am Dienstag in Landsberg am Lech mitteilte. Das operative Ergebnis dürfte daher 2020 im hohen einstelligen bis niedrig zweistelligen Prozentbereich sinken. Die Aktien gerieten auf die Nachricht hin unter Druck.
rtr/dpa-AFX/iw