Die US-Notenbank Fed ändert mitten in der Corona-Krise ihre geldpolitische Strategie und signalisiert damit ein längeres Festhalten an Niedrigzinsen. Der am Donnerstag von Fed-Chef Jerome Powell näher erläuterte Richtungswechsel sieht vor, dass für die Notenbank künftig der in der Krise arg gebeutelte Arbeitsmarkt oberste Priorität hat. Zugleich erlaubt er mehr Spielraum beim Ansteuern des Inflationsziels von zwei Prozent. Die Fed könnte somit die Teuerungsrate für einen längeren Zeitraum über dem angepeilten Idealwert halten, wenn diese zuvor geraume Zeit darunter geblieben ist. Für Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank lässt der Strategieschwenk der Fed folgenden Schluss zu: "Die US-Geldpolitik wird zukünftig auch bei einer gut laufenden US-Wirtschaft lockerer bleiben können." Die Fed hat den Leitzins in der Corona-Krise auf die Spanne von null bis 0,25 Prozent gesenkt und bereits signalisiert, noch längere Zeit daran festhalten zu wollen.

Der Wirbelsturm Laura hielt derweil den Ölmarkt auf Trab. Der Hurrikan hat die Küste von Louisiana mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde erreicht und befindet sich etwa 70 Kilometer östlich von Port Arthur in Texas, wo mehrere Ölraffinerien liegen. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich deshalb.

Im DAX führte zum Handelsschluss MTU gefolgt von Volkswagen und BMW. Als Schlusslicht ging der DAX-Neuling Delivery Hero aus dem Handel. Der Essenslieferdienst bezahlte den Bestellrekord während der Corona-Pandemie mit tiefroten Zahlen. Dennoch setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour in der Welt fort und übernimmt den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai. Berenberg-Analystin Sarah Simon zufolge zweifelten Investoren offenbar, ob sich das Geschäft mit Supermarkt-Lieferungen lohne. Die Aktie geriet deshalb unter Druck.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Hoher Verlust: Triebwerksbauer Rolls-Royce will Töchter losschlagen
Der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce will sich nach einem Milliardenverlust in der Corona-Krise mit dem Verkauf von Geschäftsteilen Geld beschaffen. Der Verkauf von Beteiligungen wie dem spanischen Hersteller ITP Aero könne mehr als zwei Milliarden britische Pfund (2,2 Mrd Euro) einbringen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in London mit. Die Erholung des Geschäfts auf das Vorkrisenniveau dürfte einige Jahre dauern, schätzt das Management.

Delivery Hero bezahlt Bestellboom mit mehr Verlust - Übernahme in Dubai
Der Bestellrekord während der Corona-Pandemie hat dem Essenslieferdienst Delivery Hero tiefrote Zahlen eingebrockt. Unter dem Strich stand im ersten Halbjahr im fortgeführten Geschäft ein Verlust von rund 443 Millionen Euro und damit mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor, wie das seit dieser Woche im Dax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Derweil setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour in der Welt fort. Das Unternehmen hat den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai übernommen, der sein Geschäft im Nahen Osten und in Nordafrika betreibt.

Siemens Gamesa will bis 2023 deutlich profitabler werden - Kurs fällt
Der schwächelnde Windanlagenbauer Siemens Gamesa traut sich in den kommenden Jahren reichlich Wachstum zu. Die Spanier haben sich vorgenommen, bis 2023 stärker zu wachsen als der Markt, in dem sie sich bewegen. Das teilte der Konzern im Rahmen seines Kapitalmarkttages am Donnerstag mit. Zudem will das Management die Profitabilität verbessern, das Verhältnis zwischen dem operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) und Umsatz soll wachsen.

Mischkonzern Bouygues rechnet mit Geschäftsbelebung - Aktie legt zu
Der von der Corona-Krise hart getroffene Mischkonzern Bouygues sieht wieder Licht am Himmel. Zwar gibt das Management um Konzernchef Martin Bouygues weiterhin keinen konkreten Ausblick. Im zweiten Halbjahr werde das Unternehmen aber wieder deutlich profitabel sein, teilten die Franzosen am Donnerstag in Paris im Zuge der Vorlage von Halbjahreszahlen mit. Das hohe Niveau des Vorjahres werde allerdings nicht erreicht, hieß es weiter. In den ersten sechs Monaten 2020 sorge die Corona-Krise derweil für einen hohen Verlust. Vor allem das Bau- und das Fernsehgeschäft traf der Lockdown hart. Die Aktien stiegen am Donnerstag gegen Mittag um fast drei Prozent.

Post sieht sich für mögliche zweite Corona-Welle gut gewappnet
Die Deutsche Post DHL sieht sich für eine mögliche Verschärfung der Corona-Krise gewappnet. "Wir sind gut vorbereitet - selbst wenn sich eine zweite Welle abzeichnet", sagte der Chef des "gelben Riesen", Frank Appel, am Donnerstag auf der virtuellen Hauptversammlung des Logistikkonzerns in Bonn.

Fielmann stellt Unternehmenskauf in neuem Markt in Aussicht
Deutschlands führender Optiker Fielmann will in den kommenden zwölf Monaten ein Unternehmen kaufen und damit in einen neuen Markt eintreten. Laufende Gespräche stimmten zuversichtlich, teilte das Unternehmen am Donnerstag anlässlich der Zahlen zum Halbjahr in Hamburg mit. Nähere Informationen wurden nicht gegeben. Fielmann arbeitet daran, Sehprüfungen sowie die Anpassung von Brillen in hoher Qualität auch online anzubieten und hat sich dazu bereits an Tech-Firmen beteiligt oder arbeitet mit ihnen zusammen.

Instone steht 2020 Durchhänger bevor - Kapitalerhöhung geplant
Beim Immobilienentwickler Instone Real Estate bremst die Corona-Pandemie das Geschäft aus. Nachdem der Vorstand seine alte Jahresprognose im Mai kassiert hatte, stellt er nun bei Umsatz und Ergebnis für 2020 deutliche Rückgänge in Aussicht. Bereits das erste Halbjahr brachte einen Gewinneinbruch. Jetzt will sich die Gesellschaft mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld zur Finanzierung zusätzlicher Grundstücksinvestitionen besorgen, wie sie bereits am Mittwochabend mitteilte.

Edeljuwelier Tiffany schreibt wieder schwarze Zahlen - Übernahmefrist verlängert
Nach einem verlustreichen Jahresstart hat die US-Juwelierkette Tiffany im vergangenen Geschäftsquartal wieder schwarze Zahlen geschrieben. Allerdings machte die Corona-Pandemie dem Unternehmen weiterhin enorm zu schaffen. Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 747 Millionen US-Dollar (631 Mio Euro) ein, während der Gewinn um rund drei Viertel auf 31,9 Millionen Dollar (ca 27 Mio Euro) zurückging, wie das Unternehmen am Donnerstag in New York mitteilte. Die Zahlen lagen damit unter den Prognosen der Wall-Street-Analysten.

Philips baut Kapazitäten bei Gefäßerkrankungen mit Millionenübernahme aus
Der niederländische Medizintechnikkonzern Philips baut sein Geschäft zur Behandlung von Gefäßkrankheiten mit einer Übernahme aus. Für das US-Unternehmen Intact Vascular würden zunächst 275 Millionen US-Dollar (234 Mio Euro) in bar gezahlt, teilte Philips am Donnerstag in Amsterdam mit. Daneben sollen laut der Vereinbarung nach Abschluss der Übernahme in Summe weitere etwa 85 Millionen Dollar fließen. Der Zukauf soll noch im dritten Quartal abgeschlossen werden. Das US-Unternehmen entwickelt Geräte für minimal-invasive Eingriffe bei Gefäßerkrankungen, wie etwa zur Behandlung von Ablagerungen in Blutgefäßen, und soll die Möglichkeiten von Philips in diesem Bereich erweitern.

rtr/dpa-AFX/iw