Nach zwei Gewinntagen haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag die Füße still gehalten. So sorgten sich die Investoren vor einem weiteren Haushaltsstreit zwischen der italienischen Regierung und der EU. Wegen der steigenden Staatsverschuldung droht Rom ein Strafverfahren der EU. Zudem kündigte der italienische Vizeregierungschef Matteo Salvini der rechtspopulistischen Lega - die bei der Europawahl einen Sieg errungen hatte - an, die Haushaltsregeln der EU mit "aller Kraft" zu bekämpfen.
Der Leitindex an der Börse in Mailand gab rund ein Prozent nach, die Rendite der zehnjährigen Italien-Anleihe stieg auf den höchsten Stand seit zwei Wochen bei 2,731 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel hingegen auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren bei minus 0,163 Prozent, da einige Anleger in die als sicher geltenden Papiere des deutschen Staates umschichteten.
Für positive Impulse am deutschen Aktienmarkt in Frankfurt sorgte am Nachmittag indes die freundliche Eröffnung der US-Börsen an der Wall Street, die am Montag feiertagsbedingt geschlossen hatten. Der Dow Jones gewann rund 0,4 Prozent. In New York standen die US-Zahlungsabwickler im Fokus der Aktionäre. Global Payments will den Rivalen Total System übernehmen. Die im DAX notierte Aktie des deutschen Konkurrenten Wirecard stieg mit einem Plus von knapp einem Prozent an die Index-Spitze.
Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war
Pessimismus in Wirtschaft wächst - Konsumenten einzige Stütze
Die privaten Haushalte sind mit ihrer ungebrochenen Konsumlaune die letzte verlässliche Stütze für die deutsche Konjunktur. Während der Pessimismus in den Unternehmen angesichts der globalen Großwetterlage zusehends wächst, zeigt sich die Stimmung der Konsumenten nur wenig verändert, wie die Konsumforscher der Nürnberger GfK am Dienstag berichteten. Auf Jahressicht geht die GfK weiter von einem Anstieg der privaten Konsumausgaben um etwa 1,5 Prozent aus, deutlich mehr als im vergangenen Jahr mit 1,1 Prozent.
Fraport will Hälfte der Gewinne im Ausland machen
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport will künftig die Hälfte seiner Gewinne im Ausland erwirtschaften. Das kündigte der Vorstandschef des MDax-Konzerns, Stefan Schulte, am Dienstag bei der Hauptversammlung in Frankfurt an. Im vergangenen Jahr hatte das Beteiligungsgeschäft den Rekordanteil von 36 Prozent am Ebitda-Gewinn erreicht und damit erstmals die traditionellen Geschäftsbereiche Luftverkehr und Immobilienverwaltung am Heimatdrehkreuz überflügelt. "Wir sind da auf dem richtigen Weg", erklärte Schulte.
Frankreich verlangt Garantien für Fusion von Fiat Chrysler mit Renault
Für eine mögliche Fusion der Autohersteller Fiat Chrysler und Renault verlangt Paris die Zusicherung, dass in Frankreich Stellen in der Fertigung und Werke erhalten bleiben. Er werde sehr wachsam sein, kündigte Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am Dienstag im Sender RTL an.
Evonik beklagt schwachen Aktienkurs - 'In Sippenhaftung genommen'
Der Essener Spezialchemiekonzern Evonik ist mit der Entwicklung seines Aktienkurses unzufrieden. Trotz einer guten Geschäftsentwicklung sei Evonik vom Abwärtstrend bei den Chemieaktien erfasst worden, sagte Vorstandschef Christian Kullmann am Dienstag bei der Hauptversammlung in Essen. Es habe im letzten Quartal des vergangenen Jahres wegen der Angst vor einem Abschwung eine regelrechte Flucht aus Chemieaktien gegeben. "Evonik wurde quasi in Sippenhaftung genommen", beklagte Kullmann.
Home24 wächst stark in Brasilien - Investitionen belasten weiterhin
Der Online-Möbelversender Home24 rutscht im ersten Quartal wegen Investitionen und einem schwierigen Marktumfeld tiefer in die Verlustzone. In Lateinamerika kann das Unternehmen aber deutlich wachsen. In Brasilien zog das um Währungseffekte bereinigte Umsatzwachstum um mehr als ein Drittel an, wie das Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. An der Börse sorgte diese Nachricht für gute Stimmung. Der Kurs der Aktie kletterte zu Handelsstart um 7,8 Prozent. Home24 bestätigte seinen Ausblick für das Gesamtjahr.
Landesbank Helaba macht im ersten Quartal weniger Gewinn
Das Jahr 2019 hat für die Landesbank Hessen-Thüringen mit einem Gewinneinbruch begonnen. Im ersten Quartal verdiente Deutschlands drittgrößte Landesbank sowohl vor als auch nach Steuern etwa ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor, wie die Helaba am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Dennoch erwarte der Vorstand "für 2019 unverändert ein Ergebnis vor Steuern auf Vorjahresniveau", bekräftigte Vorstandschef Herbert Hans Grüntker.
Durchsuchungen bei Porsche: Verdacht auf Bestechung und Untreue
Staatsanwaltschaft, Steuerfahndung und Landeskriminalamt haben am Dienstag Räume bei Porsche und Finanzbehörden durchsucht. Nach den bisherigen Ermittlungen soll ein Beamter des Konzernprüfungsamtes Stuttgart bei einer Betriebsprüfung geheime Informationen an einen Steuerberater der Porsche AG verraten haben und im Gegenzug Vorteile angenommen haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Durchsucht wurden auch die Kanzlei des Steuerberaters sowie Privatwohnungen in den Landkreisen Karlsruhe und Pforzheim sowie im Ostalbkreis.
rtr/dpa-AFX/fh