Anleger haben sich am Montag weiter zurückgehalten. Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sieht den Dax "weiter in der Hand der Bären", also der Kurspessimisten. Die Gefahr einer Rezession steige weltweit, "weil die Wahrscheinlichkeit dafür schwindet, dass die Amerikaner einen Handelsvertrag mit China zustande bekommen". Unsere aktuelle DAX-Chartanalyse finden Sie hier. Die zunehmenden Krisenherde sorgten weiter für Unsicherheit.
So sorgten sich Investoren zunehmend um die Konjunktur, die durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China unter die Räder kommen könnte. Sollten sich die beiden Staaten nicht einigen, treten am 1. September neue Strafzölle in Kraft. "Wenn US-Präsident Donald Trump dieses Datum verschiebt, könnten wir eine kurze Zeit Ruhe haben, aber so lange die Drohung neuer Zölle im Raum steht, wird die Volatilität hoch bleiben", sagte Randy Frederick, Vize-Präsident für Handel und Derivate bei Charles Schwab.
Auch die Regierungskrise in Italien belastete die Stimmung am Markt. Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini von der rechten Lega hatte zuletzt die Koalition mit der populistischen 5-Sterne-Bewegung gesprengt und strebt Neuwahlen an. Dagegen stößt er jedoch auf wachsenden Widerstand. Neben 5-Sterne-Chef Luigi Di Maio sprach sich auch der Ex-Parteichef der oppositionellen Demokratischen Partei, Matteo Reniz, gegen den Plan aus.
Händler verwiesen angesichts der sich zuspitzenden Protestwelle in Hongkong zudem auf einen weiteren Unsicherheitsfaktor. So hatte Hongkongs Flughafen wegen der anhaltenden Proteste der Demokratie-Bewegung am Montag sämtliche Abflüge für den Rest des Tages gestrichen. Der Flughafen gilt als wichtiges Drehkreuz in Südostasien und ist einer der belebtesten Airports weltweit.
An den US-Börsen verhagelte ebenfalls die Furcht vor einer weltweiten Rezession als Folge des Handelskonflikts USA/China den Anlegern die Stimmung. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete 0,7 Prozent schwächer bei 26.113 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,5 Prozent auf 2903 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,5 Prozent nach auf 7920 Stellen. Unsere aktuelle Dow Jones-Chartanalyse finden Sie hier.
Kampf um Osram: Österreichische AMS wieder im Rennen
Der österreichische Halbleiterkonzern AMS macht mit seiner Offerte für den deutschen Beleuchtungshersteller Osram ernst. Die Österreicher wollen den Osram-Anteilseignern 38,50 Euro je Aktie bieten. Das sind zehn Prozent mehr als die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle zahlen wollen, wie das vergleichsweise kleine Unternehmen aus Premstätten in der Steiermark mitteilte. Zudem liegt das AMS-Gebot knapp 22 Prozent über dem Xetra-Schluss der Osram-Aktie vom Freitag. AMS hatte bereits Mitte Juli einmal einen Vorstoß gewagt, diesen aber schnell wieder beendet.
Ein Osram-Sprecher bestätigte auf Nachfrage, dass der Konzern die Unterlagen von AMS über das Übernahmeinteresse erhalten habe. Diese würden derzeit ausgewertet, anschließend werde sich Osram dazu äußern. Einen genauen Zeitpunkt nannte er jedoch nicht. AMS ist laut eigener Aussage bereit, Osram bis zum 15. August ein konkretes Übernahmeangebot mit Beginn der Angebotsfrist vor dem 5. September dieses Jahres zu unterbreiten. Voraussetzung sei allerdings die Aufhebung des Stillhalteabkommens durch den Lichtkonzern, welches verhindere, dass AMS ein Übernahmeangebot für Osram abgeben könne. Nun ist laut AMS Osram am Zug.
Bei den Osram-Anlegern sorgten die Nachrichten für Begeisterung. Die Osram-Aktie zog nach Handelsbeginn um rund elf Prozent an.
Aus Sicht von Analyst Christian Sandherr von der Privatbank Hauck & Aufhäuser wäre der Kauf des Lichttechnikspezialisten Osram durch AMS strategisch sinnvoll und würde den Gewinn je Aktie nach einer Integration steigern. Allerdings würden vorübergehend die Schuldenquote und die operativen Risiken durch die starke Ausrichtung von Osram auf die Autobranche steigen, gibt Sandherr zu bedenken. Da die angebotenen 38,50 Euro aber wohl unter dem Einstiegspreis einiger großer Anteilseigner lägen, könnte AMS eventuell gezwungen sein, die Offerte zu erhöhen, vermutet der Analyst. Mehr zu Osram finden Sie hier
Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war
Thomas Cook will noch mehr frisches Geld für Rettung - Aktie sackt ab
Der kriselnde Reisekonzern Thomas Cook treibt die Pläne für seine Rettung voran. Die faktische Übernahme durch den chinesischen Fosun-Konzern und die Banken samt 750 Millionen Pfund an frischem Geld solle Anfang Oktober umgesetzt werden, teilte Europas zweitgrößter Reiseveranstalter mit Marken wie Neckermann Reisen und dem deutschen Ferienflieger Condor am Montag in London mit. Außerdem sollen die Anleihegläubiger jetzt zusätzlich 150 Millionen Pfund zuschießen.
Salzgitter rutscht in die roten Zahlen und wird vorsichtiger
Der Stahlkonzern Salzgitter hat im zweiten Quartal wegen trüberer konjunktureller Rahmenbedingungen deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Für das Gesamtjahr wird Salzgitter nun vorsichtiger. Damit folgt der Stahlhersteller der Konkurrenz von Thyssenkrupp, die vor wenigen Tagen nach einem schwachen Halbjahresergebnis ihre Prognose senken musste.
Anlagenbauer Gea Group ergattert mehrere Großaufträge
Nach einem Gewinnrückgang im zweiten Quartal sicherte sich der Anlagenbauer Gea Group zu Beginn des dritten Jahresviertel mehreren Großaufträgen. Darunter sind insgesamt drei Projekte aus dem Milchverarbeitungs- und Pharmabereich mit jeweils einem Volumen zwischen 10 und 30 Millionen Euro, wie das Düsseldorfer Unternehmen am Montag mitteilte. Die Gea-Aktien profitierten etwas von der Nachricht und zogen leicht an. Zuletzt notierten sie 0,17 Prozent im Plus.
Talanx mit besseren Gewinnaussichten dank Generali-Deal
Die Abwicklung des deutschen Lebensversicherers Generali Leben verbessert die Gewinnaussichten für den Konkurrenten Talanx (HDI). Weil die Talanx-Tochter Hannover Rück an dem Geschäft beteiligt ist und einen Sondergewinn einstreicht, rechnet auch Talanx-Chef Torsten Leue in diesem Jahr jetzt mit einem Überschuss über den bisher angepeilten 900 Millionen Euro. Analysten gingen im Schnitt zuletzt aber schon von 985 Millionen Euro aus.
Kretinsky scheitert mit Übernahmeangebot für Metro
Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky ist mit seinem freiwilligen Übernahmeangebot für den Handelskonzern Metro gescheitert. Insgesamt wurden 41,7 Prozent der Aktien angedient, teilte das Bieterkonsortium EPGC am Freitagabend nach Börsenschluss mit. Damit verfehlte Kretinsky die vorgesehene Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent.
Lufthansa streicht Hongkong-Flüge
Die Lufthansa hat wegen der anhaltenden Proteste am Flughafen Hongkong mehrere Flüge in die Millionenmetropole gestrichen. Betroffen sind Lufthansa-Verbindungen von München und Frankfurt sowie der Swiss nach Zürich, wie ein Konzernsprecher am Montag mitteilte. Die Entscheidung gelte zunächst nur für den Montag, die Lage müsse in den Folgetagen jeweils neu bewertet werden. Aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong starteten aktuell ohnehin keine Flieger mehr. Dort stünden derzeit zwei Lufthansa-Langstrecken-Jets. Den betroffenen Passagieren bietet das Unternehmen kostenfrei Umbuchungen an.
rtr/dpa-AFX/fh