Der DAX hat sich am Freitag von seiner wackeligen Seite gezeigt. Zu Handelsbeginn hatten noch die starken Quartalszahlen der US-Technologie-Unternehmen Amazon, Apple, Facebook und Alphabet den Leitindex beflügelt. Die überraschend starken Zahlen von Apple, Amazon und Facebook kamen als Erleichterung für die Börsianer, die zuvor aus Furcht vor einer zweiten Welle in der Pandemie in Deckung gegangen waren. "Es ist ein Balanceakt zwischen den positiven und den negativen Nachrichten - die guten Zahlen der Firmen auf der einen Seite, der Streit im Kongress über das Hilfspaket auf der anderen", sagte Dan Eye, Chefstratege beim Finanzdienstleister Fort Pitt Capital Group.

Die Apple-Aktien schnellten um 7,1 Prozent auf ein Rekordhoch, die Amazon-Titel legten 6,4 Prozent zu, Facebook-Anteilsscheine verteuerten sich um 7,1 Prozent und kosteten damit auch so viel wie nie zuvor. Die Firmen profitierten von den weltweiten Ausgangssperren, weil Menschen online bestellten, sich mit neuen Kommunikationsgeräten wie dem iPhone ausstatteten und vermehrt soziale Netze für den Kontakt zu ihrer Familie und ihren Freunden nutzten. Um 3,1 Prozent abwärts ging es für die Alphabet-Aktien: Weil viele Unternehmen sparen mussten und weniger Anzeigen schalteten, ging der Umsatz zurück. Unsere Einschätzung zu den Amazon-Quartalszahlen lesen Sie hier.

Die Kurssprünge bei den Tech-Aktien konnten die US-Standardwerteindizes allerdings konnten nicht stützen. So verlor der Dow Jones Industrial zuletzt rund 0,7 Prozent. Der historisch große Rückgang der US-Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise hatte bereits am Donnerstag belastet. Mit den schwachen Impulsen von den US-Märkten ging es dann auch für den DAX nach unten.

Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war


Viel weniger TV-Werbespots: ProSiebenSat.1 schreibt rote Zahlen
Fehlende TV-Werbeerlöse in der Corona-Krise haben das Ergebnis des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 in die Verlustzone gedrückt. Wie bei anderen TV-Sendern in Deutschland stieg zwar das Interesse der Zuschauer an Programminhalten - aber die wichtige Ertragssäule Fernsehwerbung knickte ein. Die im MDax notierte Aktie verlor deutlich an Boden.

'Bestes Geschäft weg' - Thyssenkrupp hat Aufzugssparte verkauft
Mit dem Verkauf seiner Aufzugssparte für 17,2 Milliarden Euro hat sich der schwer angeschlagene Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp finanziell Luft verschafft. Durch das am Freitag abgewickelte Geschäft verliert Thyssenkrupp aber zugleich seinen wertvollsten Unternehmenszweig und derzeit einzigen nennenswerten Gewinnbringer sowie mehr als 50 000 Mitarbeiter.

Exxon erleidet Milliardenverlust in Corona-Krise
Der größte US-Ölkonzern ExxonMobil ist wegen der Corona-Krise tief in die roten Zahlen geraten. Im zweiten Quartal fiel unterm Strich ein Verlust von 1,1 Milliarden Dollar (0,9 Mrd Euro) an, wie das Unternehmen am Freitag im texanischen Irving mitteilte. Vor einem Jahr hatte Exxon noch 3,1 Milliarden Dollar verdient. Die Pandemie und das Überangebot an den Ölmärkten hätten Nachfrage, Preise und Gewinnspannen belastet, deshalb habe die Bilanz stark gelitten, erklärte Exxon-Chef Darren Woods. Die Erlöse sanken um gut 50 Prozent auf 32,6 Milliarden Dollar, die Ölproduktion ging um sieben Prozent auf 3,6 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag zurück. Insgesamt lagen die Zahlen unter den Markterwartungen, die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit leichten Kursabschlägen./mis

VW-Tochter Traton: 2020 womöglich Verlust - 'Drastischer Absatzrückgang'
Die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding Traton kann wegen der Kaufzurückhaltung der Kunden einen Verlust im Gesamtjahr nicht ausschließen. Zwar ist der neue Traton-Chef Matthias Gründler zuversichtlich für eine gewisse Erholung in der zweiten Jahreshälfte. "Da sich unser Geschäft nach dem starken Einbruch im April langsam stabilisiert hat, rechnen wir für das laufende Quartal mit einer schrittweisen Erholung der Verkäufe, sofern die Zahl der Neuinfektionen nicht erneut ansteigt", sagte der Manager.

Triebwerksbauer MTU wagt neue Prognosen: Klar schwarze Zahlen 2020
Der Triebwerksbauer MTU wagt nach dem absehbaren Geschäftseinbruch durch die Corona-Krise neue Prognosen für das laufende Jahr. Der Umsatz dürfte zwischen 4,0 und 4,4 Milliarden Euro erreichen, teilte der Dax-Konzern überraschend am Freitag in München mit. Davon sollen zwischen 9 und 10 Prozent als operativer Gewinn (bereinigtes Ebit) beim Unternehmen hängen bleiben. Im Vorjahr hatte MTU einen Umsatz von gut 4,6 Milliarden Euro und eine bereinigte Ebit-Marge von 16,4 Prozent erreicht. Die in der Corona-Krise schwer gebeutelte MTU-Aktie legte nach den Neuigkeiten um rund drei Prozent zu.

rtr/dpa-AFX/fh