Die Wahl in Großbritannien und die drohende Verschärfung der US-Strafzölle auf chinesische Waren hielten Anleger zunächst weitgehend von den Börsen fern. Am Donnerstag entscheiden die Wähler in Großbritannien nicht nur über den künftigen Premierminister, sondern auch über die Fortsetzung des Brexit-Dramas. In den Umfragen liegen die Tories von Amtsinhaber Boris Johnson vorn. Bei einer absoluten Mehrheit für seine Partei erwarten Experten eine wirtschaftsfreundliche Politik und den geordneten EU-Ausstieg Großbritanniens zum 31. Januar 2020.
Am Nachmittag legte der DAX jedoch deutlich zu, denn US-Präsident Donald Trump schürte Hoffnung auf eine Einigung im monatelangen Handelsstreit mit China. Er twitterte am Donnerstag, man sei einem Deal sehr nahe. "Sie wollen es - und wir auch." Es wurde erwartet, dass der Republikaner noch am Donnerstag seine Top-Berater in Handelsfragen trifft.
Daneben lag das Augenmerk der Anleger auf der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hält auch unter der neuen Präsidentin Christine Lagarde an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Der EZB-Rat beließ am Donnerstag den Leitzins im Euroraum unverändert auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg um 0,8 Prozent auf 64,20 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Opec rechnet wegen der verschärften Förderbremse damit, dass die Nachfrage das Angebot im kommenden Jahr leicht übersteigt. Die Internationale Energie-Agentur sagt dagegen weiterhin ein Überangebot voraus.
An der DAX-Spitze ging die Deutsche Bank, gefolgt von Infineon und Covestro aus dem Handel. Schlusslicht im DAX mit mehr als zwei Prozent Minus waren die Papiere des Triebwerkbauers MTU nach einer Abstufung durch die Commerzbank.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Metro erwartet Ergebnisstagnation - Aktie fällt
Der Umbau zu einem reinen Großhändler wird das Ergebnis des Handelskonzerns Metro im laufenden Geschäftsjahr belasten. Die Restrukturierungskosten sowie ein weiterer zu erwartender Ergebnisrückgang im wichtigen Russlandgeschäft dürften das operative Ergebnis (Ebitda) drücken. Im vergangenen Geschäftsjahr sorgte die zum Verkauf stehende Supermarktkette Real für Verluste bei den Düsseldorfern. Die Aktie geriet am Donnerstag unter Druck.
Nord Stream 2: US-Repräsentantenhaus stimmt für Sanktionen
Das US-Repräsentantenhaus hat Sanktionen gegen Firmen im Zusammenhang mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 auf den Weg gebracht. Die Abgeordneten votierten am Mittwochabend (Ortszeit) mit 377 zu 48 Stimmen für ein Gesetzespaket zum Verteidigungshaushalt (NDAA), in das das Sanktionsgesetz eingefügt worden war. Erwartet wird, dass der Senat das Paket noch vor Beginn der Sitzungspause Ende nächster Woche verabschiedet. Ein Termin dafür steht noch nicht fest. Das Weiße Haus hat bereits deutlich gemacht, dass US-Präsident Donald Trump das Gesetzespaket unterzeichnen wird.
Champions League nach Sky-Aus fast nur Netz - Finals im ZDF
Die Fußball-Fans müssen sich umstellen. Wer von der Saison 2021/22 an die Live-Übertragungen der Champions League sehen will, benötigt einen schnellen Internetzugang und Geld für zwei Abonnements. Ohne Zusatzzahlung gibt es bis 2024 nur drei Partien live zu sehen: Das ZDF sicherte sich die Übertragungsrechte für die drei Endspiele ab 2022. Zudem verhandelt der öffentlich-rechtliche TV-Sender noch über ein Medienpaket für eine Höhepunkte-Sendung. "Gespräche über die Zusammenfassungen der Spiele der Champions League am Mittwochabend sind mit der UEFA noch nicht komplett abgeschlossen", sagte ZDF-Sprecher Alexander Stock am Donnerstag.
Millionenbußen gegen Stahl-Hersteller wegen Preisabsprachen
Wegen unrechtmäßiger Preisabsprachen bei sogenannten Quartoblechen hat das Bundeskartellamt Millionenbußen gegen mehrere Stahlhersteller verhängt. Quartobleche kommen unter anderem beim Bau von Brücken, Schiffen oder Pipelines, aber auch im allgemeinen Maschinenbau zum Einsatz. Man fordere insgesamt rund 646 Millionen Euro von den Unternehmen, teilten die Bonner Kartellwächter am Donnerstag mit.
Entwicklungsdienstleister Bertrandt spürt maue Autokonjunktur
Die Schwäche der Autoindustrie hat beim Entwicklungsdienstleister Bertrandt im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/2019 deutlich auf den Gewinn gedrückt. Das Ergebnis nach Steuern sackte um knapp 18 Prozent auf 39 Millionen Euro ab, wie das SDax-Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage seiner Jahresbilanz (per 30. September) im baden-württembergischen Ehningen mitteilte.
Nestle verkauft US-Speiseeisgeschäft an Joint Venture Froneri
Nestlé und die Beteiligungsgesellschaft PAI Partners erweitern ihr bereits bestehendes Speiseeis-Joint-Venture. Der Schweizer Lebensmittelkonzern verkauft sein amerikanisches Glacé-Geschäft für 4 Milliarden Dollar an Froneri, wie es in einer Medienmitteilung vom Mittwochabend hieß.
737-Max-Abstürze: Whistleblower erhebt schwere Vorwürfe gegen Boeing
Der US-Luftfahrtriese Boeing gerät in der Krise um seinen nach zwei verheerenden Abstürzen weltweit mit Startverboten belegten Unglücksjet 737 Max immer weiter unter Druck. Ein Whistleblower erhob bei einer Kongressanhörung in Washington am Mittwoch (Ortszeit) schwere Anschuldigungen gegen den Flugzeugbauer.
rtr/dpa-AFX/iw