Der DAX schloss zur Mitte der Woche wieder über 11.000 Punkte. Beflügelt habe vor allem die Nachricht, dass die US-Biotechfirma Gilead mit dem Wirkstoff Remdesivir zur potenziellen Behandlung von Covid-19 einen Zwischenerfolg erzielt habe, sind sich einige Händler sicher. Angesichts der Stabilisierung der Infektionszahlen bei der Coronavirus-Pandemie setzen offenbar immer mehr Anleger auf eine Wirtschaftserholung. Positive Impulse liefern auch die steigenden Ölpreise. Unterdessen nähert sich die Quartalsberichtssaison der Unternehmen ihrem Höhepunkt. Am Abend steht die Zinsentscheidung der US-Notenbank auf der Agenda.
Tagesgewinner waren am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch vor allem die Auto-Werte. Die VW-Aktie legte zeitweise um mehr als sechs Prozent zu - Auslöser der Rally waren Äußerungen von VW-Finanzchef Witter zum Geschäft im zweiten Quartal und zu den Entschädigungen in der Diesel-Affäre. Im Sog der VW-Gewinne zogen auch die Papiere von Daimler und BMW an und gewannen zuletzt 3,8 beziehungsweise 4,9 Prozent.
Nach dem aktuellen Quartalsbericht setzten die Papiere der Deutschen Bank ihre Erholungsrally fort und stiegen um weitere elf Prozent. Mit fast 25 Prozent in drei Handelstagen wiesen sie damit eine eindrucksvolle Kursbilanz auf. Die Deutsche Bank rechnet im laufenden Jahr trotz der Corona-Pandemie weiter mit stabilen Erträgen im Kerngeschäft.
Zweiter Gewinner im Leitindex war am Mittwoch das Papier von MTU mit zeitweise mehr als neun Prozent Kursgewinn. Morgen legt der Triebwerkshersteller die Zahlen fürs erste Quartal vor.
Aufmerksamkeit zog auch wieder einmal Wirecard auf sich. Sie bekamen am Mittwoch die Nachwehen des vom Markt kritisch interpretierten KPMG-Bilanzprüfungsberichts zu spüren und sackten zeitweise um 14 Prozent ab. Am Vortag waren die Wirecard-Titel bereits mit einem Minus von mehr als 25 Prozent aus dem Handel gegangen. Damit war die Aktie des Zahlungsabwicklers das Schlusslicht im Leitindex.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Corona-Krise und 737-Max-Debakel brocken Boeing Verlust ein
Die Corona-Pandemie und das Debakel rund um den Unglücksflieger 737 Max haben Boeing im ersten Quartal in die roten Zahlen gebracht. Unterm Strich fiel ein Verlust von 641 Millionen Dollar (591 Mio Euro) an, wie der US-Luftfahrtkonzern am Mittwoch in Chicago mitteilte. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte Boeing noch einen Gewinn von 2,1 Milliarden Dollar erzielt. Der Umsatz des Airbus-Erzrivalen sank um 26 Prozent auf 16,9 Milliarden Dollar.
Corona-Krise reißt Airbus in die roten Zahlen - Aktie im Auf und Ab
Die Corona-Krise und Sonderabschreibungen haben den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus im ersten Quartal in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 481 Millionen Euro nach einem Gewinn von 40 Millionen ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Mittwoch in Toulouse mitteilte. Der Einbruch im laufenden Geschäft fiel zwar nicht ganz so heftig aus wie von Analysten erwartet. Doch für eine neue Prognose ist die Lage nach Ansicht von Airbus-Chef Guillaume Faury noch viel zu unsicher.
VW erwartet wegen Corona 2020 'gravierend rückläufiges Ergebnis'
Der VW -Konzern stellt sich wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf deutlich schlechtere Geschäftszahlen im laufenden Jahr ein. Man erwarte ein "im Vorjahresvergleich gravierend rückläufiges" operatives Ergebnis, das aber noch im positiven Bereich landen werde. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mit. Auch der Umsatz dürfte "voraussichtlich deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen", hieß es.
Corona-Krise sorgt für heftigen Gewinneinbruch bei Daimler
Die Coronavirus-Krise setzt den zuletzt ohnehin schwächelnden Autobauer Daimler noch stärker unter Druck und reißt tiefe Löcher in die Kasse. Im ersten Quartal kommt der Konzern um rote Zahlen zwar gerade noch so herum. Im schon laufenden zweiten Vierteljahr rechnet der Konzern aber mit noch schlechteren Zahlen. Um das Geld zusammenzuhalten, kürzt Vorstandschef Ola Källenius weiter bei Investitionen und den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, allerdings explizit nicht bei Zukunftsthemen wie Elektrifizierung und Digitalisierung, wie er am Mittwoch betonte. "Diese Schlüsseltechnologien für die Zukunft stehen nicht zur Disposition", sagte Källenius.
Munich Re warnt vor Rechtsänderung zu Pandemie-Risiken - Quartalsgewinn
Munich-Re-Chef Joachim Wenning warnt die Politik davor, Versicherer trotz anderslautender Verträge zur Deckung von Pandemie-Schäden zu verpflichten. Es gebe derzeit weltweit eine Diskussion zu der Frage, ob Versicherer für pandemiebedingte Kosten von Unternehmen und Privatpersonen haften müssen, selbst wenn sie dies in den Policen ausgeschlossen hätten, sagte der Chef des Rückversicherers am Mittwoch bei der Hauptversammlung in München. Ein rückwirkender Eingriff in Verträge sei mit rechtsstaatlichen Prinzipien jedoch unvereinbar.
Deutsche Bank erwartet schwieriges Jahr - Aktie legt weiter zu
Die Deutsche Bank erwartet nach fünf Verlustjahren in Folge ein erneut schwieriges Jahr. "Der Start ins Jahr war zwar besser als erwartet, aber es ist noch nicht abzusehen, wie sich der Rest des Jahres entwickeln wird", sagte Finanzvorstand James von Moltke am Mittwoch in einer Telefonkonferenz anlässlich der Veröffentlichung der detaillierten Zahlen zum ersten Quartal. Ob es wie bisher angestrebt im Gesamtjahr zu einem Gewinn vor Steuern reichen wird, blieb offen. Es sei derzeit zu früh, um Aussagen zur Profitabilität zu treffen, sagte von Moltke.
Covestro nur knapp in der Gewinnzone - Dividendenhöhe unklar
Der Kunststoffspezialist Covestro bekommt die Coronavirus-Krise mit voller Wucht zu spüren. Der Stillstand in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen machte dem Dax-Konzern zum Jahresstart zusätzlich zum ohnehin hohen Konkurrenzdruck das Leben schwer. Die Höhe der Dividende für 2019 ist zudem offen. Die Aktien setzen am Mittwochvormittag davon unbeeindruckt ihre jüngste Erholung mit einem Plus von 1,67 Prozent auf 31,020 Euro fort. Seit dem Beginn der Corona-Krise im Februar beläuft sich das Minus damit aber immer noch auf rund 22 Prozent.
Google-Mutter Alphabet legt im ersten Quartal trotz Corona-Krise zu
Die Google -Mutter Alphabet wird von der Corona-Krise deutlich gebremst und stellt sich auf harte Monate ein. Im März seien die Anzeigenerlöse um rund 15 Prozent geschrumpft und das laufende Quartal werde schwierig, warnte Finanzchefin Ruth Porat. Getragen von einem starken Start ins Jahr verbuchte der Internet-Riese jedoch im gesamten ersten Vierteljahr Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. Konzernchef Sundar Pichai will zugleich stärker ins Geschäft mit Unternehmen kommen, die für den Weg aus der Krise auf digitalen Wandel setzen. Hier könne Google unter anderem mit seinen Cloud-Diensten punkten.
US-Biotechkonzern Gilead kommt bei Covid-19-Wirkstoff voran
Die US-amerikanische Biotech-Firma Gilead landet mit dem Wirkstoff Remdesivir zur potenziellen Behandlung von Covid-19 einen Zwischenerfolg. In einer vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) durchgeführten Studie habe das Mittel den primären Endpunkt erreicht, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Detaillierte Informationen dazu soll es demnächst durch das Forschungszentrum selbst geben. Noch sei Remdesivir nicht lizensiert oder zugelassen und habe sich auch nicht als sichere oder effektive Behandlungsmethode gegen Covid-19 erwiesen. Gilead führe jedoch auch eigene Studien mit dem Mittel durch und stehe im kontinuierlichen Austausch mit den Behörden über die mögliche Verwendung als Covid-19-Therapie.
dpa-AFX/rtr/ak