Kräftig unter die Räder geriet wieder einmal die Wirecard-Aktie (-8,7 Prozent). Nach einem weiteren kritischen Zeitungsbericht der Financial Times über angeblich dubiose Geschäftspraktiken des Zahlungsabwicklers ging dessen Aktie erneut auf Talfahrt. Damit eskaliert der Streit zwischen der britischen Wirtschaftszeitung und dem DAX-Unternehmen weiter. Mittlerweile wurde von Wirecard sogar eine Schadenersatzklage gegen die Zeitung und den Autor der Berichte eingereicht.
Doch es gab auch gute Nachrichten. So profitierte die Aktie von thyssenkrupp (+3,8 Prozent) von der Aussicht auf einen Großauftrag für die Marinesparte aus Brasilien. Diese ist mit ihrem Partner Embraer Defense & Security bevorzugter Bieter für den Bau von vier Korvetten für die brasilianische Marine. Noch am Vortag rutschte der DAX-Wert zeitweise unter die Marke von 12 Euro, den niedrigsten Wert seit Juni 2012. Für eine generelle Entwarnung scheint die Zeit aber noch nicht reif zu sein.
Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war
Wirecard wehrt sich gegen neue 'FT'-Vorwürfe - Viel Geschäft mit Lizenzpartnern
Die Auseinandersetzung zwischen dem Zahlungsabwickler Wirecard und der kritisch über das Unternehmen berichtenden Londoner "Financial Times (FT)" nimmt weiter an Schärfe zu. In Reaktion auf einen weiteren Bericht der Zeitung warf der Dax-Konzern dem Blatt am Freitag vor, Informationen "absichtlich falsch zitiert" zu haben, "um Tatsache und Fiktion weiter zu verzerren". Das Unternehmen hatte am Donnerstag am Landgericht München Klage gegen das Blatt und den maßgeblichen Autor der kritischen Berichte aus den Vorwochen eingereicht. Der Vorwurf lautet auf wiederholt falsche Darstellung von "vertraulichen Informationen und Betriebsgeheimnissen".
Versum lenkt in Übernahme-Poker ein: Bereit zu Gesprächen mit Merck
Der Halbleiterzulieferer Versum zeigt sich unter dem Druck des feindlichen Übernahmeangebots von Merck offen für Verhandlungen. Die Amerikaner teilten am Freitag in Tempe (Arizona) mit, Gespräche mit dem Dax-Konzern aufnehmen zu wollen. Die Offerte des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns von 48 Dollar je Aktie in bar wies Versum aber erneut zurück. "Das Angebot ist nicht im besten Interesse von Versum oder seinen Aktionären", hieß es.
Flugverbote für Boeing-Jets: Reiseriese Tui rechnet mit Gewinneinbruch
Die Flugverbote für Boeings Mittelstreckenjet 737 Max durchkreuzen die schon gekappten Gewinnpläne des weltgrößten Reisekonzerns Tui. Weil das Unternehmen reihenweise Ersatzflugzeuge mieten muss, rechnet Tui-Chef Fritz Joussen für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September mit deutlichen Einbußen. Am Ende könnte der operative Gewinn um mehr als ein Viertel einbrechen, teilte der Reisekonzern am Freitag in Hannover mit.
Gewinnrückgang bei H&M nicht so stark wie befürchtet - Aktie steigt
Der Modehändler H&M hat im ersten Quartal weniger verdient als ein Jahr zuvor. Grund waren unter anderem millionenschwere Kosten für den Austausch der Onlineplattform in Deutschland. Dennoch übertrafen die Schweden die Erwartungen von Investoren deutlich. die hatten sich im Vorfeld Sorgen um die Profitabilität gemacht. Die Aktie sprang daher am Freitagvormittag zeitweise um 15 Prozent nach oben.
Lufthansa erkennt Ufo-Kündigung nicht an - Gewerkschaft droht
Bei der Lufthansa spitzt sich der Konflikt mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo zu. Deren Vorsitzender Nicoley Baublies hat der Fluggesellschaft bereits drei Monate vor Ende der Friedenspflicht mit einem Streik des Kabinenpersonals im Sommer gedroht. Der Gewerkschafter sagte dem Magazin "Focus": "Nach dem 30. Juni sind die Tarifverträge zur Vergütung und zu den Arbeitsbedingungen offen. Wenn sich die totale Verweigerungshaltung der Lufthansa bis dahin nicht deutlich verbessert, läuft alles auf einen massiven Streik des Kabinenpersonals gegen die LH hinaus."
RIB Software peilt stärkeres Wachstum an - Investitionen belasten
Der Bausoftwarehersteller RIB Software peilt in diesem Jahr ein höheres Wachstum an als zuletzt. Die Erlöse sollen auf 180 bis 200 Millionen Euro klettern, wie das im SDax notierte Unternehmen am Freitag in Stuttgart mitteilte. Das ist mit bis zu 46,1 Prozent Plus schneller als im vergangenen Jahr und auch deutlich über den Schätzungen von Experten.
Volkswagen vernetzt seine Werke mit Siemens-Technik
Siemens soll die weltweit 122 Volkswagen-Fabriken vernetzen. Dazu tritt der Industriekonzern dem Cloud-Bündnis von Volkswagen und Amazon bei, das die Fabriken des Autobauers produktiver machen soll. Siemens steuere vor allem sein Know-how in Sachen Automatisierung und Vernetzung bei - dies betreffe etwa die Qualität der Daten, die in die Cloud fließen, teilten die Unternehmen am Freitag mit. Damit sei es möglich, die Maschinen und Anlagen effizient miteinander zu vernetzen, um komplexe Fertigungsprozesse zu verbessern.
Daimler Trucks übernimmt US-Spezialisten für autonomes Fahren
Daimlers Truck-Sparte treibt die Entwicklung von automatisiert fahrenden Lastwagen mit einem neuen Partner in den USA voran. Der Stuttgarter Konzern übernimmt dazu die Mehrheit an Torc Robotics, einem Unternehmen aus Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia, das auf autonome Fahrzeugsysteme spezialisiert ist. Gemeinsam wollen beide innerhalb der nächsten zehn Jahre serienreife Level-4-Lastwagen in den USA auf die Straße bringen, wie Daimler am Freitag mitteilte. Level 4 ist das sogenannte vollautomatisierte Fahren, die zweithöchste Stufe auf dem Weg zum komplett autonomen Fahren.
rtr/dpa-AFX/jb