Einer der Gründe für die Antriebslosigkeit der Anleger ist laut Börsianern die noch immer fehlende Einigung in der US-Politik auf ein weiteres Konjunkturprogramm in der Corona-Krise. "Je länger sich die Verhandlungen in die Länge ziehen, desto größer dürfte die Nervosität auf dem Börsenparkett werden", warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Kursgewinne an der Wall Street ermunterten Anleger am Nachmittag schließlich zum Kauf europäischer Aktien. Der DAX legte daraufhin deutlich zu. "Die Hoffnungen auf den Durchbruch in den Diskussionen um ein US-Hilfspaket und die damit verbundene konjunkturelle Zuversicht der Anleger hievt den Dax wieder über die 13.000er-Marke", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research.

Unterdessen stabilisierte sich der Goldpreis nach dem Ausverkauf der vergangenen Tage. Allein am Dienstag rutschte er um mehr als sechs Prozent ab, so stark wie zuletzt vor mehr als sieben Jahren. Am Mittwoch verteuerte sich das Edelmetall um mehr als ein Prozent. Mittelfristig werde es seine Rekordjagd wieder aufnehmen, prognostizierte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Denn das fundamentale Umfeld bleibt für Gold und Silber dank negativer Realzinsen, einer beispiellosen Geldmengenausweitung und einer ausufernden Verschuldung ausgesprochen positiv."

Auch am Rohölmarkt war die Nachfrage groß und die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich. Sie profitiere vom überraschend starken Rückgang der US-Lagerbestände, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.

Derweil setzte sich die aktuelle Berichtssaison fort. Zahlreiche Unternehmen gewährten Einblick in ihre Zahlen, darunter E.ON aus dem DAX. Der Energiekonzern senkte wegen der Covid-19-Pandemie die Prognose. Die Titel gaben nach. Lesen Sie hier unsere Einschätzung.

Als DAX Gewinner ging die Deutsche Börse aus dem Handel gefolgt von RWE und Münchener Rück. Schlusslicht war der insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Freenet will bei Schweizer Sunrise milliardenschwer Kasse machen
Der Mobilfunkanbieter Freenet will mit dem geplanten Verkauf seiner Anteile am Schweizer Mobilfunker Sunrise eine Milliardensumme einstreichen. Im Zuge eines Übernahmeangebots des US-Kabelkonzerns Liberty Global will Freenet seinen Anteil von 24,4 Prozent an den Schweizern abgeben, wie sie am Mittwoch in Hamburg mitteilten. Seit Jahren bahnt sich eine Fusion auf dem Schweizer Telekommarkt an - beim letzten Versuch war es aber gerade das Freenet-Management gewesen, das sich querstellte.

Tesla kündigt Aktiensplit an - Kurs schießt nach oben
Der US-Elektroautobauer Tesla hat einen Aktiensplit angekündigt. Aktionäre erhielten für je ein Papier vier weitere Anteilscheine als Dividende, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Damit solle es mehr Angestellten und Investoren ermöglicht werden, Aktionär zu werden. Wirksam werden soll das Verfahren am 31. August.

Weniger Stromverbrauch in Corona-Krise: Eon senkt Jahresprognose
Geschlossene Fabriken, weniger Industrieproduktion: Die Corona-Krise macht sich auch beim Energiekonzern Eon bemerkbar. Der Dax-Konzern blickt etwas pessimistischer auf 2020. Wegen einer geringeren Nachfrage musste der Netzbetreiber bereits beschafften Strom im zweiten Quartal wieder verkaufen. Zudem legte der Konzern Geld für mögliche Zahlungsausfälle von Kunden beiseite. Inklusive dieser Effekte rechnet Eon für 2020 mit coronabedingten Belastungen von 300 Millionen Euro, bleibt mittelfristig aber zuversichtlich und geht davon aus, einen Teil in den kommenden Jahren wieder reinholen zu können. Die Aktien sank im frühen Handel um 0,91 Prozent.

Bechtle verdient in Corona-Krise überraschend viel - Prognosen stehen
Der IT-Dienstleister Bechtle hat im zweiten Quartal trotz der Corona-Krise überraschend viel Gewinn gemacht. Im Onlinehandel mit IT-Produkten bekam Bechtle - wie von Unternehmenschef Thomas Olemotz im Mai insgesamt angekündigt - die Kaufzurückhaltung von Kunden deutlich zu spüren. Beim Management von IT-Systemen in Firmen und Behörden konnte Bechtle aber weiter punkten.

Autozulieferer Leoni rutscht in Corona-Krise tiefer in die roten Zahlen
Die Folgen der Corona-Krise haben den ohnehin angeschlagenen Autozulieferer Leoni im zweiten Quartal schwer belastet. Unter dem Strich stand ein Verlust von 123 Millionen Euro, wie der im Nebenwerteindex SDax notierte Kabel- und Bordnetzspezialist am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Leoni hatte bereits im ersten Quartal und auch im Vorjahreszeitraum rote Zahlen geschrieben. Das Minus fiel nun nochmals erheblich größer aus. Schon im vergangenen Jahr litt der mitten im Umbau steckende Autozulieferer unter der mauen Autokonjunktur und teils auch unter hausgemachten Problemen, nun kommt auch noch die Pandemie hinzu.

Evotec bestätigt Prognose - Höhere Ausgaben für Forschung
Der Wirkstoffforscher Evotec hat trotz coronabedingter leichter Verzögerungen bei Meilensteinzahlungen und Vertragsabschlüssen die Umsatz- und Gewinnprognose für 2020 bestätigt. Die Covid-19-Pandemie habe weiter keine wesentlichen Auswirkungen auf die finanzielle und strategische Entwicklung, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Hamburg zur Vorlage der Halbjahreszahlen mit. An der Börse nahmen die Anleger derweil Gewinne mit.

Talanx warnt nach Gewinneinbruch vor weiteren Corona-Schäden
Der Versicherungskonzern Talanx (HDI) warnt nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal vor weiteren Schäden durch die Coronavirus-Pandemie. "Wir werden uns auf eine Corona-Belastung im zweiten Halbjahr einstellen müssen, von der wir noch nicht sagen können, wie hoch sie ausfällt", sagte der scheidende Finanzvorstand Immo Querner bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Mittwoch in Hannover. Wer sage, "wir machen jetzt einen Deckel drauf und sind durch", handle "unseriös". Zu einer neuen Gewinnprognose für 2020 sah sich der Vorstand weiterhin nicht in der Lage.

Deutsche Pfandbriefbank sieht sich für Krise gerüstet - Aktie legt zu
Die Deutsche Pfandbriefbank (PBB) rechnet trotz drohender Kreditausfälle durch die Corona-Krise in diesem Jahr mit schwarzen Zahlen. Für den Finanzierer von Gewerbeimmobilien dürfte das zweite Halbjahr besser laufen als das erste, sagte Vorstandschef Andreas Arndt in einer Telefonkonferenz am Mittwoch in München. Für weitere pauschale Abschreibungen auf gefährdete Kredite sieht der Manager derzeit keinen Anlass. Das Filialsterben im Einzelhandel und der Trend zum Home Office könnten allerdings auch Folgen für die kreditgebenden Banken haben.

Gea hält an Mittelfristzielen fest und legt beim Nettogewinn kräftig zu
Der im Umbau steckende Maschinen- und Anlagenbauer Gea hält trotz der Corona-Krise an seinen Mittelfristzielen fest. Der Konzern sei nach wie vor davon überzeugt, seine mittelfristigen Finanzziele zu schaffen, betonte Unternehmenschef Stefan Klebert am Mittwoch in Düsseldorf bei der Vorlage ausführlicher Zahlen für das zweite Quartal. Demnach soll bis 2022 der Umsatz jährlich zwischen zwei und drei Prozent zulegen und die um Kosten für den Umbau bereinigte Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 11,5 bis 13,5 Prozent steigen. Ungeachtet dessen werde allerdings auch die zweite Jahreshälfte 2020 schwierig bleiben, mahnte der Chef des MDax-Konzerns.

Hafenkonzern HHLA mit Gewinn- und Umsatzeinbruch
Der Hamburger Hafenbetreiber HHLA hat im zweiten Quartal durch die Corona-Krise deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Unter dem Strich brach der Gewinn nach Minderheiten um 84 Prozent auf 3,97 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Mittwoch in Hamburg mitteilte. Die Pandemie habe die Ertragslage wesentlich beeinflusst, hieß es weiter.

rtr/dpa-AFX/iw