Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Abend (MESZ) haben die Anleger im DAX die Füße still gehalten. Fed-Chef Jerome Powell werde wohl erneut betonen, dass die Notenbank bereit sei, zur Stützung der Wirtschaft falls nötig noch mehr zu tun, hieß es von der Commerzbank. Viel Neues sei aber nicht zu erwarten.
Anleger hofften zudem auf eine weitere Konjunkturspritze seitens der US-Regierung, sagte Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Der Streit der Demokraten und der Regierung um das Corona-Hilfspaket setze sich jedoch fort, es sei keine schnelle Einigung in Sicht. Sollten in naher Zukunft keine anderen positiven Impulse folgen, könnten die Investoren am Aktienmarkt bald die Geduld verlieren, mahnte der Experte.
Auch die weiter steigenden Coronavirus-Infektionszahlen sorgen für Nervosität unter den Börsianern. "Die weltweit wieder verstärkt auftretenden Coronavirus-Fälle führen zu der Erkenntnis, dass die Hoffnungen auf eine V-förmige Erholung utopisch sind", sagte Analyst Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.
Auf Unternehmensseite stand die Deutsche Bank im Fokus der Anleger. Das Geldhaus schnitt im zweiten Quartal gut ab und bewältigte die Belastungen durch die Corona-Krise besser als befürchtet worden war. Bei der Prognose für das Gesamtjahr blieben die Frankfurter zurückhaltend. Man arbeite weiterhin auf das ursprüngliche Ziel hin, auch im Gesamtjahr vor Steuern schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Finanzchef James von Moltke bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Mittwoch. Zwischenzeitlich hatte er sich skeptischer geäußert. Angesichts der Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Pandemie sei man aber noch vorsichtig, sagte der Finanzchef nun. Nach anfänglichen Kursgewinnen drehte die Deutsche-Bank-Aktie ins Minus und notierte zeitweise gut vier Prozent schwächer. Unsere Einschätzung zu den Quartalszahlen der Deutschen Bank lesen Sie hier.
Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war
BASF rechnet mit schwierigem dritten Quartal - Stellenabbau läuft
Die Corona-Krise und eine schwache Nachfrage der Autoindustrie belasten weiterhin die Geschäfte des Chemiekonzerns BASF . "Nach wie vor ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung für uns alle", sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal am Mittwoch in Ludwigshafen. Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit der wirtschaftlichen Entwicklung gibt BASF weiterhin keine Ziele für das Gesamtjahr 2020 aus.
Corona-Krise brockt Boeing Milliardenverlust ein
Die Corona-Krise hat dem US-Flugzeugbauer Boeing im abgelaufenen Quartal einen höheren Verlust eingebrockt als befürchtet. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust von rund 2,4 Milliarden US-Dollar (gut 2 Mrd Euro), nachdem das Flugverbot für den Mittelstreckenjet 737 Max dem Konzern ein Jahr zuvor bereits ein Minus von 2,9 Milliarden Dollar eingebrockt hatte. Damit fiel der neuerliche Verlust in etwa doppelt so hoch aus wie von Analysten im Schnitt erwartet. Jetzt will der Konzern die Produktion seiner Langstreckenjets noch weiter zurückfahren, wie er am Mittwoch in Chicago mitteilte. Immerhin: Mit 5,3 Milliarden Dollar verbrannte der Konzern im abgelaufenen Quartal im Tagesgeschäft weniger Geld als befürchtet.
Puma rutscht wegen Corona in die roten Zahlen - Aktie dennoch im Plus
Der Sportartikelhersteller Puma ist im zweiten Quartal wegen der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie in die Verlustzone gerutscht. Dabei fiel die Entwicklung jedoch nicht ganz so schlecht aus wie vom Management erwartet. Seit Mai verzeichnet Konzern eine graduelle Erholung seiner Geschäfte, seitdem die Läden sukzessive wieder öffnen. Die Unsicherheit bleibt jedoch hoch. Eine Prognose traut sich der Adidas-Konkurrent nicht zu. An der Börse wurden die Nachrichten in der Summe positiv aufgenommen - die Aktie legte zu. Unsere Einschätzung zu den Puma-Quartalszahlen lesen Sie hier.
Anleger schieben Deutsche-Bank-Fondstochter DWS Milliarden zu
Die Börsenturbulenzen infolge der Corona-Krise haben der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS im zweiten Quartal überraschend hohe Mittelzuflüsse gebracht. Netto sammelte das Unternehmen bei Anlegern 8,7 Milliarden Euro ein, wie es am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Experten hatten im Schnitt lediglich mit 3,5 Milliarden Euro gerechnet. Zulauf verzeichnete die DWS vor allem bei passiv gemanagten Fonds (ETF) sowie Cash-Produkten, während institutionelle Anleger Geld aus aktiv gemanagten Fonds abzogen.
Tiefrote Zahlen bei Osram - Schwarze beim neuen Eigner AMS
Osram und sein neuer Mehrheitseigner AMS kommen sehr unterschiedlich durch die Corona-Krise. Während der angeschlagene Münchner Lichtkonzern am Mittwoch tiefrote Zahlen und einen Umsatzeinbruch für das abgelaufene Quartal meldete, verbuchte der österreichische Sensorspezialist das umsatzstärkste zweite Quartal seiner Geschichte und konnte sich trotz Krise in den schwarzen Zahlen halten.
Sanofi erhöht Prognose - Entwicklung von Corona-Impfstoff kommt voran
Der Pharmakonzern Sanofi wird nach einem Gewinnanstieg im zweiten Quartal für das laufende Jahr optimistischer. So profitiert das Unternehmen von seinem Sparprogramm und guten Verkäufen seines Wachstumstreibers Dupixent. Zudem forciert der französische Arzneimittelhersteller die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus.
rtr/dpa-AFX/fh