Die zweite Jahreshälfte 2020 wollte nicht so recht anlaufen. Zum Handelsauftakt hatte eine technische Störung den Xetra-Handel an der Deutschen Börse für rund drei Stunden zum Erliegen gebracht. Danach drückten den DAX vor allem die negativen US-Vorbörsen ins Minus.
Am Dienstag endete für den deutschen Leitindex ein extremes erstes Börsenhalbjahr, das geprägt war von der Corona-Pandemie. Die Bilanz für die ersten sechs Monate des Jahres ist negativ: Das Minus belief sich auf 7,1 Prozent. Im zweiten Quartal allerdings verzeichnete das Börsenbarometer ein sattes Plus von fast 24 Prozent. Im Monat Juni stand ein Plus von gut sechs Prozent auf dem Kurszettel. "Noch nie ist der Dax so rapide gefallen und fast genauso rapide wieder gestiegen", stellte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets fest.
Derzeit finden Anleger keine genaue Richtung, sind hin- und hergerissen zwischen der Furcht vor einer zweiten Corona-Welle und der Hoffnung auf eine Fortsetzung der Erholung der Wirtschaft. Bester Wert im DAX war am Mittwoch die Henkel-Aktie mit gut 1,5 Prozent im Plus.
Schlechtester Wert im Börsenbarometer: Wirecard. Dort ging es auch am Mittwoch weiter turbulent zu. Zumindest für Teile des in einen Bilanzskandal verwickelten Zahlungsabwicklers gibt es Interessenten. Es hätten sich bereits zahlreiche Investoren aus aller Welt gemeldet, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé. Tags zuvor die Wirecard-Aktie bis auf über neun Euro hochgeschnellt. Am Mittwoch schließt die Aktie mit mehr als 16 Prozent im Minus bei 4,81 Euro.
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Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Airbus will Tausende Jobs in Deutschland streichen - Aktie sackt ab
Stellenstreichungen beim Flugzeugbauer Airbus treffen Deutschland besonders hart. Dort sollen 5100 Stellen wegfallen - viele müssen nun um ihren Job fürchten. Der Konzern hat betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Weltweit will Airbus wegen der Corona-Krise 15 000 Stellen streichen, wie der Konzern am Dienstagabend in Toulouse mitteilte. Arbeitnehmervertreter schlagen Alarm - sie befürchten einen Kahlschlag. Airbus-Chef Guillaume Faury betonte, man habe derartige Maßnahmen vermeiden wollen - müsse nun aber der Realität ins Auge sehen. Die Pläne sollen bis Sommer 2021 umgesetzt werden.
VW stoppt Pläne für neues Werk in der Türkei
Der VW -Konzern stoppt die Pläne für den Bau eines neuen Werks in der Türkei. "Hintergrund ist der durch die Corona-Krise erfolgte Einbruch der globalen Automobilnachfrage", erklärte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg. Das Projekt für die Fabrik in Manisa bei Izmir war eigentlich so gut wie beschlossen, hatte aber zuletzt auf Eis gelegen. Über die Absage hatte zuvor auch das Fachblatt "Automobilwoche" berichtet.
Wirecard vor der Zerlegung - Neue Durchsuchungen
Der in einen milliardenschweren Bilanzskandal verwickelte Dax -Konzern Wirecard wird voraussichtlich in Einzelteile zerlegt und verkauft. Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé meldete in der Nacht zum Mittwoch, dass sich bereits "zahlreiche Interessenten weltweit für den Erwerb von Geschäftsbereichen gemeldet" hätten. Auf der Suche nach Beweisen für die mutmaßlich frei erfundenen Scheingeschäfte im Mittleren Osten und in Südostasien durchsuchten Dutzende Staatsanwälte, Polizisten und Computerfachleute am Mittwoch fünf Gebäude in Deutschland und Österreich, darunter zum zweiten Mal innerhalb eines Monats die Wirecard-Firmenzentrale im Münchner Vorort Aschheim.
Wegen VW-Abschalteinrichtung: Durchsuchungen bei Continental
Beim Autozulieferer Continental haben Staatsanwaltschaft und Polizei am Mittwoch verschiedene Standorte durchsucht. Dies stehe im Zusammenhang mit Ermittlungen zu den von Volkswagen genutzten Abschaltsystemen in der Abgasreinigung eines Dieselmotors, teilte der Autozulieferer in Hannover mit. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" darüber berichtet.
US-Regierung kauft große Teile der Remdesivir-Produktion auf
Die US-Regierung hat sich einen Großteil der bis September anvisierten Produktionsmenge des Corona-Mittels Remdesivir gesichert. Ein entsprechende Vereinbarung mit dem Biotech-Unternehmen Gilead Sciences sieht laut US-Gesundheitsministerium den Erwerb von Wirkstoff-Dosen für mehr als 500 000 Behandlungen vor. Das entspreche 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und September. Remdesivir gilt als eines der aussichtsreichsten Medikamente bei schweren Corona-Symptomen. Es kann Studien zufolge den Krankenhausaufenthalt bei Covid-19 verkürzen.
Paketdienst Fedex kommt besser durch Krise als erwartet - Aktie springt
Der US-Paketdienstleister Fedex steckt die Corona-Krise bislang besser weg als erwartet. Im jüngsten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) sanken die Erlöse im Jahresvergleich nur um überraschend geringe zwei Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar (15,5 Mrd Euro), wie der Deutsche-Post-Rivale am Dienstag nach US-Börsenschluss in Memphis mitteilte. Analysten hatten mit deutlich stärkeren Einbußen gerechnet. Anleger reagierten erfreut und ließen die Aktie nachbörslich um über neun Prozent steigen.
Online-Möbelhändler Home24 wird nach starkem 2. Quartal wieder optimistischer
Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste steigende Kauflust im Internet hat dem Online-Möbelhändler Home24 ein starkes zweites Quartal beschert. Die Umsätze zogen um rund 40 Prozent an, wie das Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch anhand vorläufiger Daten mitteilte. Währungsbereinigt betrug das Plus rund 45 Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) werde dadurch ebenfalls positiv beeinflusst, hieß es. Home24 gehe daher von einem deutlich positiven Ebitda im ersten Halbjahr aus. Auch die Wiedereröffnung der stationären Geschäfte habe dabei die starke Nachfrage nach Online-Angeboten nicht bremsen können. Da einige Bestellungen erst noch in den Folgemonaten ausgeliefert werden, sieht Home24 auch noch positive Auswirkungen auf das dritte Quartal.
Hugo Boss baut Onlinegeschäft aus - 400 Millionen Euro Umsatz bis 2022
Der Modehändler Hugo Boss will sein Onlinegeschäft deutlich ausbauen. Bis 2022 soll der Onlineumsatz von 151 Millionen 2019 auf mehr als 400 Millionen Euro steigen, teilte Hugo Boss am Mittwoch in Metzingen mit. Dies soll sowohl über den eigenen Onlineshop als auch über das Konzessionsgeschäft mit Partnern erreicht werden.
Händler Steinhoff verbucht 2018/19 Milliardenverlust
Der kriselnde Handelskonzern Steinhoff International hat das vergangene Geschäftsjahr 2018/19 mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Per Ende September 2019 stand unter dem Strich ein Minus von 1,6 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am späten Dienstagabend im südafrikanischen Stellenbosch mitteilte. Im Vorjahr war ein Fehlbetrag von 1,25 Milliarden Euro angefallen. Der Umsatz im fortgeführten Geschäft nahm um 5 Prozent auf knapp 12 Milliarden Euro zu.
dpa-AFX/rtr/ak