Die Hoffnung auf einen guten Ausgang des Brexit-Dramas hat die Anleger zum Wochenauftakt in Kauflaune versetzt. Zusätzlich hoben Anzeichen für eine Entspannung im Zollstreit die Stimmung an der Börse. "Die Anleger fokussieren sich weiterhin auf das Positive und die Hoffnung auf Besserung", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners.
Der britische Premierminister Boris Johnson wollte das Unterhaus eigentlich bereits am Samstag über den Brexit-Vertrag mit "Ja" oder "Nein" abstimmen lassen. Die Abgeordneten verschoben ihre Entscheidung jedoch. Am Montag wurde nun bekannt: Auch am Montag, wird das britische Parlament nicht abstimmen. Parlamentspräsident John Bercow erklärte, weder der Inhalt noch die Umstände rechtfertigten ein erneutes Votum über dieselbe Vorlage wie am Samstag. Es stehe der Regierung jedoch frei, ihre Gesetzgebung zur Umsetzung des EU-Austritts zur Abstimmung einzubringen. "Das Risiko eines No-Deal-Brexits scheint jetzt aber minimal zu sein, und die Chancen für eine Vereinbarung sind deutlich höher als noch vor ein paar Wochen", sagte Rupert Thompson, Chefanalyst beim Vermögensberater Henderson Rowe. Das Pfund Sterling verteidigte seine jüngsten Kursgewinne nach einer anfänglichen Schwäche. Die Währung kostete 1,2916 Dollar und 1,1623 Euro.
Auf Unternehmensseite sorgte am Montag Wirecard mit einem Kursplus von bis zu 8,3 Prozent für Aufsehen. Der Online-Zahlungsabwickler will die jüngsten Vorwürfe der Bilanzfälschung nun doch von externen Gutachtern überprüfen lassen. Analysten begrüßten den Schritt. "Die zusätzliche unabhängige KPMG-Prüfung sollte etwas Vertrauen zurückgeben", schrieb DZ-Bank-Experte Harald Schnitzer.
Auch zum Handelsschluss wurde der deutsche Leitindex weiterhin von Wirecard angeführt, gefolgt von Infineon und der Deutschen Bank. Das Schlusslicht bildeten MTU und die Deutsche Börse.
Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war
Wirecard will 'FT'-Vorwürfe mit Sonderprüfung entkräften
Der stark in die Kritik geratene Zahlungsdienstleister Wirecard will mit einer Sonderprüfung seiner Bücher verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Das Unternehmen beauftragt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit einer unabhängigen Untersuchung, wie der Dax-Konzern am Montag in Aschheim bei München mitteilte. Das hätten Vorstand auf Aufsichtsrat beschlossen. Damit sollen Vorwürfe der Wirtschaftszeitung "Financial Times" ("FT") rund um Bilanzierungspraktiken ausgeräumt werden. Die zuletzt wieder deutlich unter Druck geratene Wirecard-Aktie kletterte am Montag um fast 7 Prozent.
Kretinsky-Firma CMI steigt bei ProSieben ein
Die tschechische Investmentfirma Czech Media Invest (CMI) hat sich einen kleinen Anteil am Medienkonzern ProSiebenSat.1 gesichert. Durch Aktienkäufe an den Wertpapierbörsen sei man nun mit 4,07 Prozent an dem deutschen Unternehmen beteiligt, teilte CMI am Freitagabend mit. Dies sei der erste Schritt einer Strategie, Minderheitsanteile an europäischen Medienunternehmen mit einem attraktiven Investmentpotential zu erwerben.
737-Max-Ermittlungen: FAA fordert 'sofortige Erklärung' von Boeing
Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat wegen angeblicher Versäumnisse im Zusammenhang mit Ermittlungen zur Zulassung des Krisenjets 737 Max Vorwürfe gegen Boeing erhoben. FAA-Chef Steve Dickson forderte in einem am Freitag von der Behörde veröffentlichten Brief an Boeing-Chef Dennis Muilenburg eine "sofortige Erklärung", warum ein "beunruhigendes Dokument" Aufsehern erst mit Monaten Verspätung vorgelegt wurde. Boeing äußerte sich zunächst nicht.
AMS wagt neuen Anlauf zur Übernahme von Osram
Der österreichische Sensorspezialist AMS startet einen neuen Anlauf zur milliardenschweren Übernahme des Lichtkonzerns Osram. Das Gebot solle wie die gescheiterte Offerte bei 41 Euro je Aktie liegen, teilten Osram und AMS am Freitag mit. AMS will sich diesmal damit zufriedengeben, mindestens 55 Prozent der Osram-Anteile zu erhalten. Der erste Anlauf war vor wenigen Tagen daran gescheitert, dass die Österreicher die selbst gesetzte Mindestschwelle von 62,5 Prozent der Anteile verfehlten.
Sartorius wird optimistischer für 2019 - Zukauf geplant
Die Geschäfte mit biopharmazeutischen Produkten des Pharma- und Laborzulieferer Sartorius laufen weiterhin glänzend. Die Göttinger steigerten Umsatz und Gewinn in den ersten neun Monaten kräftig. Zudem kündigte der im MDax notierte Konzern am Montag an, seine Segmente Bioanalytik und Bioprozesstechnik mit einem Zukauf stärken zu wollen. Die Aktie legte im frühen Handel um dreineinhalb Prozent zu.
Höchstmiete bei Neuvermietung in Berlin soll 9,80 Euro betragen
Wohnungen in Berlin sollen bei Wiedervermietung künftig maximal 9,80 Euro kalt je Quadratmeter kosten dürfen. Das geht aus der am Montag bekanntgewordenen Tabelle von Obergrenzen für das geplante Gesetz zum Mietendeckel hervor. Im Moment liegt der Durchschnitt der Angebotsmieten laut Portal Immowelt bei 11,60 Euro.
Vorerst keine Warnstreiks bei Lufthansa - Konflikt schwelt weiter
Bei der Lufthansa drohen in den kommenden Wochen weitere Streiks der Flugbegleiter. Zwar verzichtet die Kabinengewerkschaft Ufo nach der ersten Warnstreikwelle vom Sonntag auf weitere Aktionen in dieser Woche, hat aber zugleich ihre Mitglieder in fünf Betrieben des Lufthansa-Konzerns zu Urabstimmungen über unbefristete Streiks aufgerufen. Dazu gehören neben der Lufthansa-Kerngesellschaft die vier am Sonntag bestreikten Flugbetriebe Eurowings, Germanwings, Lufthansa Cityline und Sunexpress Deutschland.
Kreise: Aareal Bank gibt Druck nach und erwägt Verkauf von IT-Tochter Aareon
Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank gibt Kreisen zufolge dem Druck eins aktivistischen Investors nach. Das Institut erwäge den Verkauf seiner IT-Dienstleistungstochter Aareon, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Vor einigen Wochen hatte der Hedgefonds Teleios Capital Partners Kreisen zufolge das Aareal-Management aufgefordert, genau dies zu tun.
SAP setzt auf neue Partnerschaft mit Microsoft und Effizienzgewinne
Auch durch eine stärkere Zusammenarbeit mit Microsoft wollen die neuen SAP-Chefs Jennifer Morgan und Christian Klein Europas größten Softwarehersteller weiter zum Wachstum antreiben. Das Management um die beiden Mitte Oktober berufenen Co-Vorstandsvorsitzenden sehe "andauernde Effizienzgewinne" im operativen Bereich, teilte das Dax-Schwergewicht am Montag in Walldorf mit. Dabei gab SAP eine neue Partnerschaft mit Microsoft bekannt. Ziel sei es, dass Kunden SAP-Programme künftig einfacher in den Cloud-Rechenzentren des US-Konzerns laufen lassen könnten. Im dritten Quartal beschleunigte dieses Modell nach SAP-Angaben bereits den Auftragseingang bei den Walldorfern, im vierten Quartal würden daraus dann auch Umsätze entstehen.
Hypoport bleibt auf Wachstumskurs - Anleger nach Rekordhoch vorsichtig
Der Finanzdienstleister Hypoport bleibt auf Wachstumskurs: Sowohl Umsatz als auch operativen Gewinn (Ebit) hat der SDax-Konzern im dritten Quartal gesteigert. Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahr um knapp 30 Prozent auf 90 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen am Montag in Berlin mitteilte. Der operative Gewinn verbesserte sich demnach um 25 Prozent auf 9 Millionen Euro. Die endgültigen Zahlen will das Unternehmen Anfang November vorlegen.
Hannover Rück: Kfz-Versicherer senken Prämien 2020 nur für Neukunden
Der Preiskampf in der deutschen Kfz-Versicherung wird nach Einschätzung der Hannover Rück vor allem Neukunden zugute kommen. Über alle Verträge hinweg dürften die Prämien in den Haftpflicht- und Vollkasko-Tarifen der Branche in etwa stabil bleiben, sagte Hannover-Rück-Manager Andreas Kelb am Montag beim jährlichen Branchentreffen in Baden-Baden. "Die Preissenkungen im Neugeschäft hindern Versicherer nicht daran, im Bestandsgeschäft Preisanpassungen nach oben vorzunehmen."
Munich Re sieht Cyber-Versicherung in Europa auf dem Vormarsch
Der Rückversicherer Munich Re rechnet angesichts wachsender Gefahren durch Hacker-Angriffe und Schadsoftware mit einer stark steigenden Nachfrage für Cyber-Versicherungen in Europa. Die Prämieneinnahmen der Branche in diesem Segment dürften bis zum Jahr 2025 von zuletzt 600 Millionen auf 5 Milliarden US-Dollar (4,5 Mrd Euro) wachsen, sagte Munich-Re-Vorstandsmitglied Doris Höpke am Montag beim jährlichen Branchentreffen in Baden-Baden. Dies entspricht einem jährlichen Wachstum um durchschnittlich 37 Prozent.
rtr/dpa-AFX/iw