Zur Wochenmitte richteten Anleger ihre Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf die weltweit steigenden Corona-Zahlen. Zuletzt hatten viele Investoren die damit verbundenen Risiken für die Wirtschaft teils ausgeblendet. "Angesichts der negativen Schlagzeilen und steigenden Corona-Zahlen bleibt es für die Aktienmärkte schwierig, für eine Fortsetzung der Erholungsrally den nötigen Schwung zu gewinnen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Zuversichtlich blieb derweil Chart-Experte Andreas Büchler von Index Radar. Trotz der technischen Hindernisse auf dem Weg nach oben scheinen sich die Käufer dem Fachmann zufolge vorerst nur minimal abschrecken zu lassen. Eine Konsolidierung auf hohem Niveau sei daher momentan noch das wahrscheinlichste Szenario für den DAX.
"Die Fed ist besorgt, dass das Virus den US-Konsum belastet", sagte Rohstoff-Experte Alexander Zumpfe vom Edelmetallhändler Heraeus. "Damit ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Stützungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken gestiegen." Dazu zählten auch Zinssenkungen, von denen das auch als Inflationsschutz dienende Gold üblicherweise profitiere.
Auf Unternehmensseite verteidigte am Mittwoch RWE die DAX-Spitze. Gefolgt wurde der Energieversorger von der Deutschen Post. Der Logistikkonzern verzeichnete im zweiten Quartal einen Gewinnanstieg. Das Unternehmen komme besser durch die Krise als ursprünglich erwartet, erklärte Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. Dabei habe es unter anderem von einem starken Onlinehandel und Expressgeschäft profitiert. Die Aktien des durch einen Bilanzskandal unter die Räder geratenen Zahlungsabwicklers Wirecard schwankten zur Wochenmitte erneut stark. Zum Handelsschluss stand das Aschheimer Unternehmen am DAX-Ende.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Deutsche Post kehrt mit neuer Prognose langsam zur Normalität zurück
Die Deutsche Post hat nach einem Ergebniseinbruch zum Jahresauftakt im zweiten Quartal wieder bessere Geschäfte verzeichnet. Bei dem Dax-Konzern kehre langsam die Normalität zurück, fasste Post-Chef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz die Situation zusammen. Das Geschäft in China aber auch in Europa erhole sich.
Das nächste VW-Personalkarussell: Renschler raus, Gründler rein
Im VW-Konzern bringt ein großangelegter Personalwechsel neue Topmanager an die Spitze der Nutzfahrzeugsparte. Die auf den ersten Blick prominentesten Verlierer: Andreas Renschler, Chef des börsennotierten Lkw- und Busgeschäfts von Traton , sowie Joachim Drees, Vorstandsvorsitzender der Münchner Tochter MAN. Beide sollen in der kommenden Woche abtreten. Wie Volkswagen und mehrere Marken der Gruppe am Dienstagabend ankündigten, sind mit den Entscheidungen weitere Ämtertausche und -erweiterungen verbunden.
Commerzbank-Aufsichtsrat vor wichtigen Weichenstellungen
Mitten im Streit um neue Sparpläne muss der Aufsichtsrat der Commerzbank zwei Spitzenpositionen neu besetzen. Ungewiss ist allerdings, ob bei der Sitzung des Kontrollgremiums an diesem Mittwoch bereits eine dauerhafte Lösung für den Aufsichtsratsvorsitz gefunden sowie über die Nachfolge für Konzernchef Martin Zielke entschieden wird. Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hatten am Freitag ihren Rücktritt angekündigt. Schmittmann will sein Mandat bereits zum 3. August 2020 niederlegen, Zielkes Vertrag soll einvernehmlich spätestens zum 31. Dezember des laufenden Jahres aufgelöst werden.
Delivery Hero sammelt Geld ein - Analystin: mögliche Übernahmepläne
Der Essenslieferdienst Delivery Hero will sich über Wandelanleihen frische Mittel für das Wachstum verschaffen. Dabei werden Bruttoerlöse von insgesamt 1,5 Milliarden Euro angestrebt, wie Delivery Hero am Dienstagabend mitteilte. Die Papiere sollen in zwei Tranchen mit Laufzeiten bis 2025 und 2028 begeben werden. Das Bezugsrecht für Aktionäre schloss das Unternehmen dabei aus. Die Aktie von Delivery Hero verlor am Mittwoch zum Auftakt rund 2 Prozent.
'Daimler kann mehr' - Källenius verspricht Besserung
Die Corona-Krise zwingt Daimler zu einem noch härteren Sparkurs. Zwar bemühte sich Vorstandschef Ola Källenius bei der Online-Hauptversammlung am Mittwoch um Aufbruchstimmung. Er machte aber klar, dass weitere Einschnitte notwendig seien, um den Autohersteller auf mehr Effizienz und Rendite zu trimmen.
Daimler sieht nach Verkaufseinbruch im Halbjahr Silberstreif am Horizont
Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler geht nach einem Absatzeinbruch im ersten Halbjahr zuversichtlicher in den Rest des Jahres. "Knapp 870 000 Autos der Marke Mercedes-Benz haben wir seit Jahresbeginn abgesetzt", sagte Daimler-Vorstandschef Ola Källenius am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns laut Redetext. "Das sind fast 19 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum." Im zweiten Quartal habe das Unternehmen jedoch bereits wieder etwas Boden gutgemacht. Im Juni lagen die Pkw-Auslieferungen an die Endkunden laut Källenius wieder leicht über dem Vorjahresniveau.
Audi büßt fast ein Viertel an Absatz ein - Aufwärtstrend in China
Audi hat im zweiten Quartal fast ein Viertel seines Absatzes eingebüßt. Insgesamt lieferte der Autohersteller von April bis Juni 354 232 Fahrzeuge aus, wie er am Mittwoch auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Das ist ein Rückgang um 22,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Chinas Autonachfrage schwächelt wieder - PCA-Daten
Die chinesischen Autokäufer haben sich im Juni wieder zurückgehalten und damit die Erholung nach dem Corona-Lockdown etwas gebremst. Im Vormonat verkauften die Händler 1,68 Millionen Pkw, SUV und kleinere Mehrzweckfahrzeuge an die Endkunden und damit 6,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Mittwoch in Peking mitteilte. Allerdings lagen die Verkäufe 2,6 Prozent höher als noch im Mai.
Oberklasse-Hersteller im Rückwärtsgang - China stützt
Die drei großen deutschen Oberklasse-Autohersteller haben im Gleichschritt mit der Corona-Pandemie zu kämpfen. Im zweiten Quartal sackten die Absätze von BMW, Audi und Mercedes-Benz - getrieben vom Einbruch in Europa und den USA - ab, wie aus den am Dienstag und Mittwoch vorgelegten Zahlen der Unternehmen hervorgeht. Einen positiven Auslieferungstrend melden dagegen alle drei aus China.
rtr/dpa-AFX/iw