"Die Börse hatte gehofft, dass die Schock- und Drohgebärden-Politik der US-Regierung vorbei ist", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die relativ stabilen Kurse seien aber ein Hinweis darauf, dass einer Lösung des Zollstreits zwischen den USA und China mehr Bedeutung beigemessen werde. Dort hatten beide Parteien zuletzt Fortschritte signalisiert.

Kopfzerbrechen bereitete Börsianer erneut das Tauziehen um den Brexit. Premierministerin Theresa May wollte im Tagesverlauf bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron für ihren Plan eines erneuten Aufschubs werben. Allerdings kämen die Gespräche mit der oppositionellen Labour Party über einen Ausweg aus der Brexit-Sackgasse nicht voran, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Dadurch wird es für May schwierig, der EU etwas substanziell Neues anzubieten. Es besteht weiter das Risiko eines ungewollten 'No Deal'-Brexit." Am Mittwoch soll die EU über eine weitere kurzfristige Verschiebung des EU-Ausstiegs Großbritanniens entscheiden. Das Pfund Sterling notierte am Dienstag stabil bei 1,3071 Dollar.

ZOLLDROHUNG BELASTET AIRBUS UND ZULIEFERER


Im Streit über Subventionen für Airbus will US-Präsident Donald Trump europäische Flugzeuge und -zulieferteile sowie Spirituosen und andere Produkte im Volumen von elf Milliarden Dollar mit Zöllen belegen. Die EU-Kommission kündigte Vergeltungsmaßnahmen gegen den Airbus-Rivalen Boeing an, dem sie auch schon seit langem illegale US-Beihilfen vorwirft. Der Streit sei zwar nicht neu, sagte ein Börsianer. "Aber er bekommt eine neue Dynamik."

Vor diesem Hintergrund gaben die Aktien von Airbus und Zulieferern wie MTU aus Deutschland, Rolls-Royce aus Großbritannien sowie Leonardo und Safrag aus Frankreich bis zu 3,1 Prozent nach. Boeing büßte im vorbörslichen US-Geschäft 0,4 Prozent ein. Die Papiere der europäischen Spirituosen-Fabrikanten Diageo, Campari, Remy Cointreau und Pernod Ricard verloren bis zu 0,9 Prozent. Remy würde unter US-Strafzöllen am stärksten leiden, rechnete Analyst Edward Mundy von der Investmentbank Jefferies vor. Fast die gesamte Produkt-Palette des "Metaxa"-Anbieters wäre betroffen. Außerdem verfüge die Firma über keine US-Produktionsstätten.

ÖLPREIS AUF FÜNF-MONATS-HOCH - EZB-ENTSCHEID IM BLICK


Der Ölpreis setzte seinen Höhenflug fort und markierte mit 71,34 Dollar je Barrel (159 Liter) erneut ein Fünf-Monats-Hoch. Neben der Förderbremse der Opec-Staaten und ihrer Verbündeten trieben die drohenden Produktionsausfälle in Libyen wegen der verstärkten Bürgerkriegskämpfe die Kurse, sagte Analyst Nitesh Shah vom Fondsanbieter WisdomTree.

Am Bondmarkt spekulierten Investoren am Tag vor den geldpolitischen Beratungen der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die Währungshüter angesichts der schwächelnden Konjunktur ihre Anleihekäufe über kurz oder lang wieder aufnehmen werden, sagte Anlagestratege Antoine Bouvet von der Investmentbank Mizhuo. Sie griffen vor allem bei Papieren südeuropäischer Staaten zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen portugiesischen Titel auf 1,212 Prozent, den niedrigsten Stand seit mindestens 25 Jahren.

rtr