Dax und EuroStoxx50 fielen am Mittwoch um jeweils rund 0,6 Prozent auf 12.550 Stellen und 3295 Punkte. An der Wall Street taten sich die Anleger schwer, eine eindeutige Richtung einzuschlagen. Gleichzeitig blieb Gold gefragt. Die "Antikrisen-Währung" übersprang erstmals seit knapp neun Jahren die wichtige Marke von 1800 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und stieg um 0,6 Prozent auf 1804,49 Dollar.
"Die Fed ist besorgt, dass das Virus den US-Konsum belastet", sagte Rohstoff-Experte Alexander Zumpfe vom Edelmetallhändler Heraeus. "Damit ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Stützungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken gestiegen." Dazu zählten auch Zinssenkungen, von denen das auch als Inflationsschutz dienende Gold üblicherweise profitiere. In den vergangenen drei Monaten sind die Edelmetall-Bestände börsennotierter Goldfonds (ETFs) um knapp 30 Prozent auf aktuell mehr als 2400 Tonnen gestiegen. Das ist die stärkste Rally seit zehn Jahren.
STREIT USA/CHINA UM HONGKONG GEHT WEITER
Als weiteren Grund für die Attraktivität von "sicheren Häfen" nannte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge denkt die Regierung in Washington darüber nach, wegen des Streits um das Sicherheitsgesetz für Hongkong den dortigen Instituten den Zugang zur US-Währung zu beschneiden.
In London schickte diese Nachricht das britisch-chinesische Geldhaus HSBC auf Talfahrt. Die Aktien des vor gut 150 Jahren in Hongkong gegründeten Instituts fielen um bis zu 4,2 Prozent. Die Titel der ebenfalls stark in Asien engagierten Bank Standard Chartered verloren gut zwei Prozent.
FÜHRUNGSWECHSEL BEI LKW-BAUER TRATON
Bei den deutschen Unternehmen stand Traton im Rampenlicht, nachdem sich der Lkw-Bauer überraschend von Firmenchef Andreas Renschler trennte. "Weitere Personal-Veränderungen im Volkswagen-Management sind nicht auszuschließen", sagte NordLB-Analyst Frank Schwope. Traton-Titel gaben knapp zwei Prozent nach, die Aktien des Mutterkonzerns Volkswagen büßten 1,4 Prozent ein. An der Wall Street brachen die Aktien von Navistar vorbörslich um mehr als elf Prozent ein. Anleger befürchteten, dass die geplante Fusion mit Traton platzt, sagte ein Börsianer.
Anleger zeigten sich zudem erfreut über die vorübergehend niedrigere Mehrwertsteuer in Großbritannien für Gastronomie und Hotellerie. Papiere der Hotelketten-Inhaber Whitbread und InterContinental stiegen um bis zu drei Prozent. Aktien von Restaurant Group gewannen bis zu neun Prozent, Titel des Pub-Betreibers Mitchells & Butler um bis zu ein Prozent. Unter anderem wird auswärts essen für die Briten mit Vergünstigungen bei Mahlzeiten und nicht-alkoholischen Getränken in ausgewählten Lokalitäten attraktiver gemacht.
rtr