"Nüchtern betrachtet, gibt es für die US-Notenbank keinen akuten Handlungsbedarf", sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Regierung in Washington meldete 224.000 neue Stellen. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 160.000 gerechnet. Die Arbeitslosenquote stieg im Juni um einen Tick auf 3,7 Prozent, die Stundenlöhne wuchsen etwas langsamer als erwartet. "Ob sich aber die Fed tatsächlich bei ihrer geldpolitischen Entscheidung nur von den objektiven Fakten bei der kommenden Zinssitzung leiten lässt, bleibt fraglich", sagte Gitzel. Denn es gebe Druck aus dem Weißen Haus und die Furcht, dass die Handelskonflikte mit etwas zeitlicher Verzögerung größere wirtschaftliche Dellen verursachen könnten.
Eine Zinssenkung der Notenbank Fed um einen Viertel Prozentpunkt galt an den Börsen zuletzt als sehr wahrscheinlich. Viele Experten rechnen bereits für das Monatsende damit. 2018 hatte die Fed den Schlüsselsatz vier Mal angehoben - zuletzt im Dezember auf die Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent, bevor sie eine Pause einlegte.
Am Devisenmarkt stieg der Dollar-Index auf den höchsten Stand seit Mitte Juni. Der Euro wertete im Gegenzug um 0,5 Prozent ab auf 1,1231 Dollar. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg auf ein Tageshoch von minus 0,371 Prozent und lag damit wieder oberhalb des aktuellen EZB-Einlagesatzes.
ZWEIFEL AN ÜBERNAHME BREMST OSRAM-KURSANSTIEG
Die unter den niedrigen Zinsen leidenden europäischen Bankenwerte bekamen durch die US-Daten Oberwasser. Der Branchenindex drehte ins Plus und gewann 0,4 Prozent. Dax-Favorit waren die Titel von Deutsche Bank, die mehr als zwei Prozent zulegten. Der seit längerem in der Kritik stehende Investmentbanking-Chef Garth Ritchie verlässt das Geldhaus, das Insidern zufolge die Investmentbank in ihrer bisherigen Form zerschlagen will.
Zudem standen Osram erneut im Rampenlicht. Börsianern zufolge bezweifelten Anleger, dass die Finanzinvestoren Carlyle und Bain Capital mit der geplanten Übernahme des Leuchten-Herstellers Erfolg haben werden. "Daher treiben sie den Preis nicht in Richtung der Angebotssumme von 35 Euro je Aktie", sagte einer von ihnen. Osram-Titel legten 1,8 Prozent auf 33,08 Euro zu.
Der aktuelle Preisverfall bei Eisenerz machte europäischen Minen-Betreibern und Stahlkochern zu schaffen. Die Aktien der Bergbaukonzerne Anglo American, Antofagasta, BHP Billiton, Glencore und Rio Tinto verloren am Freitag in London bis zu 2,5 Prozent. Die Stahlkonzerne ArcelorMittal, Thyssenkrupp und Voestalpine büßten bis zu 3,3 Prozent ein.
rtr