Am deutschen Aktienmarkt haben Anleger am Dienstag weiter die Füße still gehalten. Für schlechte Stimmung im DAX sorgte die gesenkte Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF). Damit nahmen die Konjunktursorgen wieder Überhand.
Der IWF rechnet in seinem bereits am Montag veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick für das laufende und kommende Jahr mit einem Wachstum von 3,5 und 3,6 Prozent. Bisher hatte der IWF ein Plus von jeweils 3,7 Prozent erwartet. "Das war die zweite Prognose-Senkung in drei Monaten", so Hussein Sayed, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses FXTM. "Sollte der Handelsstreit eskalieren, Großbritannien ohne Deal aus der EU ausscheiden oder sich Chinas Konjunktur schneller abkühlen, muss kurzfristig mit weiteren Korrekturen gerechnet werden."
Kopfschütteln erntete Premierministerin Theresa May für ihren "Plan B" zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU. "Im Prinzip bleibt es beim Vorschlag, der letzte Woche mit großer Mehrheit vom Parlament abgelehnt wurde", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Selbst wenn May Änderungen in der Irland-Frage durch das Unterhaus bringe, sei fraglich, ob die EU dem zustimme. Das Pfund Sterling und der Euro stagnierten bei 1,2896 und 1,1357 Dollar.
Auf Unternehmensseite stand Linde im Fokus. Der mit dem US-Konzern Praxair fusionierte Gasehersteller überraschte mit einem Rekord-Aktienrückkaufprogramm von sechs Milliarden Dollar. Der Kurs der DAX-Aktie gewann rund zwei Prozent.
Die Lufthansa-Aktie stieg ebenfalls um rund zwei Prozent. Ein positiver Analystenkommentar der US-Investmentbank Morgan Stanley beflügelte. Für zusätzlichen Schub sorgten die guten Zahlen des Billigfliegers Easyjet. Die Flugausfälle wegen Drohnen-Alarm am Londoner Airport Gatwick hätten die Gewinne des Billigfliegers zwar belastet, aber nicht komplett verhagelt, sagte Analyst Nicholas Hyett vom Broker Hargreaves Landsdown. EasyJet-Aktien standen mit einem Kursplus von bis zu 7,6 Prozent vor dem größten Tagesgewinn seit siebeneinhalb Jahren
Um zeitweise rund drei Prozent nach unten ging es für das Papier der Deutschen Bank. Auslöser war ein überraschend schwaches Ergebnis der UBS im vierten Quartal 2018 und die Warnung vor einem schwierigen Jahresauftakt 2019. Vor allem das Investmentbanking des Instituts habe schlecht abgeschnitten, so Analyst Tomasz Grzelak von der Baader Helvea Bank. UBS-Aktien fielen in Zürich um bis zu fünf Prozent und steuerten auf den größten Tagesverlust seit zweieinhalb Jahren zu.
Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war
Brexit Plan B: Machtkampf in London, Ratlosigkeit in Brüssel
Im Brexit-Streit versuchen Abgeordnete im britischen Parlament der Regierung die Kontrolle zu entreißen und selbst einen Ausweg aus der völlig verfahrenen Lage zu weisen. Eine fraktionsübergreifende Gruppe legte dazu in der Nacht zum Dienstag mehrere Anträge vor. Denn der sogenannte Plan B von Premierministerin Theresa May hat keine Klarheit geschaffen, wie ein EU-Austritt ohne Vertrag am 29. März zu vermeiden ist. Auch die EU-Kommission sieht in Mays Äußerungen nichts Neues und verlangte rasche Klärung.
ZEW-Konjunkturerwartungen steigen dritten Monat in Folge
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich zu Beginn des Jahres überraschend weiter verbessert. Wie das Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte, stieg der entsprechende Indexwert im Januar im Vergleich zum Vormonat um 2,5 Punkte auf minus 15,0 Zähler. Das ist der dritte Anstieg in Folge und der beste Wert seit vergangenen September. Analysten hatten im Schnitt einen Dämpfer erwartet und einen Indexwert von minus 18,5 Punkte prognostiziert.
Gutes Weihnachtsgeschäft lässt Hugo Boss hoffen - Aktie steigt deutlich
Nach einem hitzebedingt schwachen Sommer lässt das gute Weihnachtsgeschäft den Modekonzern Hugo Boss aufatmen. Weil die Kauflaune der Kunden wieder zurückkehrte, erreichten die Schwaben ihre eigenen Jahresziele. Unternehmenschef Mark Langer strahlt deshalb volle Zuversicht aus, dass der Konzern nach Jahren des Umbaus endlich die Kurve gekriegt hat.
Pharmageschäft hält Johnson & Johnson auf Kurs
Der US-Konzern Johnson & Johnson (J&J) hat im vergangenen Jahr vor allem von seinem brummenden Pharmageschäft profitiert und die eigenen Jahresziele teils noch überflügelt. Für 2019 verspricht der Hersteller von Medizintechnik, Konsumgütern und Pharmazeutika weiteres deutliches Ergebniswachstum, wie J&J am Dienstag in New Brunswick mitteilte.
EU-Kommission verhängt 570 Millionen Euro Strafe gegen Mastercard
Die EU-Wettbewerbshüter verhängen gegen den Kreditkartenanbieter Mastercard eine Geldstrafe in Höhe von 570 Millionen Euro. Das begründete die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel mit überhöhten Gebühren.
Mauer Wind bremst Innogy - RWE-Tochter investiert in Solar
Die RWE-Ökostromtochter Innogy hat unter dem windarmen Sommer 2018 gelitten. Von Mai bis August habe das Windaufkommen in beinahe ganz Europa deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt gelegen, sagte Hans Bünting, Chef der Sparte für erneuerbare Energien, am Dienstag in Essen. Auch im Herbst sei es nicht viel besser geworden. Innogy hatte in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres wegen der anhaltenden Flaute in Europa in der Sparte einen geringeren Gewinn erzielt und die Aussichten für den Bereich für das Gesamtjahr 2018 gesenkt.
rtr/dpa-AFX/fh