Es sei zwar möglich, dass Powell in seiner Rede am Abend (MESZ) Zinssenkungsspekulationen dämpfen werde, sagte Volkswirt Kevin Cummins vom Brokerhaus NatWest Markets. "Wir gehen aber davon aus, dass er seine Aussagen der vergangenen Woche bekräftigt." Der Fed-Chef hatte eine Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt.

Beim Blick auf die Handelsgespräche zwischen Trump und Xi Ende der Woche im Rahmen des Gipfels der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G20) schwankten Anleger zwischen Hoffen und Bangen, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Scheitern die Gespräche erneut und dann wohl für lange Zeit, würde die Gefahr einer weltweiten Rezession deutlich steigen. Dann wären die Gewinnwarnungen von Lufthansa und Daimler nur der Anfang einer ganzen Reihe von Prognosesenkungen."

ÖLPREIS FÄLLT TROTZ IRAN-KRISE


Kopfschmerzen bereiteten Investoren außerdem die wachsenden Spannungen zwischen den USA und Iran. Tom O'Sullivan, Gründer der Beratungsfirma Mathyos, kritisierte die US-Sanktionen gegen führende Persönlichkeiten Irans. "Dies macht Gespräche oder Verhandlungen zur Überwindung der Krise praktisch unmöglich." Der Ölpreis fiel dennoch. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 64,47 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Furcht vor den Folgen des Zollstreits zwischen den USA und China für die Weltwirtschaft überlagere andere Faktoren, sagte Experte O'Sullivan.

Die "Antikrisen-Währung" Gold war mit 1438,63 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) dagegen zeitweise so teuer wie zuletzt vor sechs Jahren. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, eines anderen "sicheren Anlagehafens", fiel auf ein Rekordtief von minus 0,332 Prozent.

Einige Investoren flüchteten zudem in Bitcoin. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise markierte mit 11.509 Dollar pro Bitcoin ein 15-Monats-Hoch und kostete damit rund drei Mal so viel wie Anfang April. Die Diskussion um die Facebook-Kryptowährung "Libra" und das wachsende Interesse Institutioneller Anleger dürfe aber über eines nicht hinwegtäuschen, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com: "Am Ende handelt es sich wieder um eine Spekulationsblase."

LUFTHANSA IM MINUS - BRITISCHE SUPERMÄRKTE UNTER DRUCK


Am Tag nach der Investorenkonferenz setzten die Titel der Lufthansa ihren Sinkflug fort und verbilligten sich um 0,8 Prozent auf 14,59 Euro. Das Management der Fluggesellschaft habe alle richtigen Dinge gesagt, insbesondere zu den Sparplänen der Billig-Tochter Eurowings, schrieb Analyst Gerald Khoo von der Investmentbank Liberum. Da bei Kernpunkten die Zustimmung der Gewerkschaften notwendig sei, bestehe allerdings die Gefahr, nicht alles umsetzen zu können.

In London rutschten Tesco und WM Morrison um jeweils etwa zwei Prozent ab. Dem Branchendienst Kantar zufolge stagnierten oder schrumpften die Umsätze der britischen Supermarktketten in den vergangenen Monaten, während die Discounter Aldi und Lidl Zuwächse von bis zu 9,3 Prozent verzeichneten.

rtr