Nach einer anfänglichen Erholung am Montagmorgen setzte der deutsche Leitindex schon bald seine Talfahrt fort. Vergangene Woche war der DAX um mehr als zwölf Prozent eingebrochen. Grund dafür war die Furcht vor einer Coronavirus-Pandemie.

Die Sorgen ließen die Anleger auch in der neuen Woche nicht los. Die EU-Gesundheitsagentur ECDC hat das Risiko durch das neue Coronavirus in der Europäischen Union von moderat auf hoch heraufgestuft. "Das Geschehen an den Märkten wird von Angst und Panik dominiert", sagte Anlagestratege Michael Winkler von der St. Galler Kantonalbank. Der hektische Handel mit starken Kursschwankungen werde in den nächsten Wochen fortdauern, denn die konjunkturellen Bremsspuren des Coronavirus seien noch immer nicht abschätzbar. Etwas gebremst wurde der Kursrutsch von der Hoffnung auf Notenbank-Hilfen.

David Riley, leitender Anlagestratege des Vermögensverwalters BlueBay setzt auf die Fed: "Der Schlüssel ist die US-Notenbank Fed. Sie wird nur schwer auf eine Zinssenkung verzichten können, wenn die wirtschaftlichen Belastungen offensichtlicher werden." Ob das aber so viel bringen würde, sei fraglich, sagte Christian Wieschnewski, Portfoliomanager beim Bankhaus Bauer. Schließlich führe eine Zinssenkung in den USA nicht dazu, dass Produkte aus China schneller geliefert würden. "Davon abgesehen können sich Zinssenkungen aber durchaus kursstützend auswirken."

Auf Währungsseite gab das Pfund Sterling deutlich nach. Anlass war der Auftakt der Handelsgespräche zwischen Großbritannien und der EU. Gold war hingegen nach dem Kursrutsch vom Freitag begehrt und verteuerte sich. Hier spielten Börsianern zufolge auch die Zinssenkungsfantasien eine Rolle, da das Edelmetall oft als Inflationsschutz dient.

Nach soliden Geschäftszahlen rückten Aktien von Rheinmetall zum Start um fast zehn Prozent vor, drehten anschließend jedoch mit dem schwachen Gesamtmarkt ins Minus. Am Nachmittag konnte sich der Wert erholen und kehrte zurück ins Plus.

Die Lufthansa ging als DAX-Schlusslicht aus dem Handel. Die Airline setzt wegen des Coronavirus Flüge nach Festlandchina weiterhin aus und kappt das Flugangebot nach Italien. An der DAX-Spitze stand RWE gefolgt von Vonovia und Fresenius Medical Care.

Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war



Lufthansa kürzt Flüge nach Italien und Asien - Aktie im Keller
Die Lufthansa und ihre Töchter fahren ihr Flugangebot wegen der Coronavirus-Epidemie teils deutlich zurück. Neben Flügen nach Asien fallen vorerst vor allem viele Verbindungen nach Italien weg. Auch das innerdeutsche Flugprogramm wird ausgedünnt. Flüge nach Festland-China bleiben bis 24. April gestrichen, gleiches gilt für Verbindungen in die iranische Hauptstadt Teheran bis 30. April, wie der Konzern am Montag in Frankfurt mitteilte.

Isra Vision spürt erste Auswirkungen des neuen Coronavirus
Trotz einer guten Auftragsdynamik spürt der Spezialmaschinenbauer Isra Vision erste Auswirkungen des neuartigen Coronavirus. Es gebe erste Verzögerungen bei Projekten mit Kunden in China, teilte der SDax-Konzern am Montag in Darmstadt mit. Aufgrund der aktuellen Lage sei eine Jahresprognose daher nur begrenzt möglich. Die erwartete Erholung in diesem Jahr bleibe nun erst einmal offen. Die Auftragseingänge insbesondere aus Asien hingen in den nächsten Monaten maßgeblich davon ab, wie sich die Lage in Bezug auf das Coronavirus entwickelt.

Chefwechsel bei Nokia nach 5G-Problemen
Der Netzwerk-Ausrüster Nokia wechselt mitten im Kampf um entscheidende Aufträge zum 5G-Ausbau den Chef aus. Zum 1. September soll Pekka Lundmark den Spitzenjob von Rajeev Suri übernehmen, wie das finnische Unternehmen am Montag mitteilte. Lundmark ist aktuell Chef der Energiefirma Fortum, ist aber ein Nokia-Rückkehrer: Er war einst unter anderem für die Strategie in der Netzwerk-Sparte verantwortlich.

Rüstung hält Rheinmetall auf Rekordkurs - Autobereich schwächelt
Gute Geschäfte in der Rüstungssparte haben Rheinmetall 2019 die schwache Nachfrage nach Auto-Teilen verschmerzen lassen. Nachdem das Management seine Jahresprognose im November gekappt hatte, schnitt Rheinmetall nun besser ab als von Analysten erwartet. Umsatz und Gewinn legten konzernweit zu, und die Auftragsbücher der Sparte rund um Panzer, Militärlastwagen und Flugabwehrsysteme sind prall gefüllt. "Der Auftragsbestand im Konzern übertrifft erstmals die Zehn-Milliarden-Euro-Schwelle", teilte Rheinmetall am Montag in Düsseldorf mit.

Branche: Zeitweise Preiserhöhungen bei Elektronik möglich
Bei Unterhaltungselektronik wird es durch das neuartige Coronavirus nach Branchen-Einschätzung zeitweise Engpässe und möglicherweise auch Preiserhöhungen geben. Grund seien die verlängerten Werksferien und Produktionsausfälle in China, sagte der Aufsichtsratschef der Industrievereinigung gfu, Hans-Joachim Kamp. Eines sei deutlich, das Coronavirus werde Auswirkungen haben. "Das sieht man an der Lieferkette", betonte er. Viele Anbieter seien zumindest bei einzelnen Bauteilen betroffen.

Finnen im Ringen um Mehrheit bei Uniper kurz vor dem Ziel
Im Ringen um die Mehrheit beim Düsseldorfer Kraftwerksbetreiber Uniper sieht sich der finnische Energiekonzern Fortum kurz vor dem Ziel. Die russische Antimonopolbehörde habe den Erwerb von weiteren Uniper-Aktien gebilligt, teilte Fortum am Montag in Espoo mit. Die Fusionsfreigabe werde in den kommenden Wochen erwartet. Fortum hält bislang 49,99 Prozent an Uniper und hat sich weitere mehr als 20 Prozent gesichert, die bislang von Investoren gehalten werden. Ein Veto aus Russland hatte bisher die Übernahme der Mehrheit durch Fortum blockiert.

Morphosys: FDA prüft Zulassung für Tafasitamab vorrangig
Der Wirkstoffforscher und Antikörperspezialist Morphosys kommt bei seinem Antrag auf Zulassung seines Mittels Tafasitamab zur Behandlung einer bestimmten Form des Lymphdrüsenkrebses in den USA voran. Die US-Arzneimittelbehörde FDA habe Morphosys Antrag akzeptiert und werde Tafasitamab in Kombination mit dem Wirkstoff Lenalidomid vorrangig prüfen, teilte der MDax-Konzern am Montag in Planegg bei München mit. Die FDA will den Angaben zufolge bis zum 30. August 2020 über die Zulassung des Antikörpers Tafasitamab zur Therapie von therapieresistentem oder wiederkehrendem diffusen großen B-Zell-Lymphom (R/R DLBCL) entscheiden.

rtr/dpa-AFX/iw