Siemens Energy gefragt. Wirtschaftsverbände werfen Blick auf 2023. Von Wolfgang Ehrensberger

Nach dem verlängerten Weihnachtswochenende ist der DAX am Dienstag mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 14.048 Punkte in die neue Woche gestartet. Weitere Corona-Lockerungen in China hatten am Morgen bereits die Asien-Börsen angetrieben. "Das Reich der Mitte könnte eine schnelle konjunkturelle Erholung durchlaufen, da die Kreditbedingungen vor der Lockerung der Corona-Maßnahmen deutlich verbessert wurden", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Die Aktien von Siemens Energy https://www.boerse-online.de/aktie/siemensenergyag-de000ener6y0.html legten rund zwei Prozent zu und gehören damit zu den größten Gewinnern im Dax. Die ehemalige Siemens-Tochter hatte vor dem verlängerten Weihnachtswochenende angekündigt, am 2. Januar mit einem Aktienrückkauf zu beginnen.

In Deutschland gab es verhalten positive Signale von Unternehmensverbänden und Volkswirten. So rechnet der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, mit einem milden Verlauf der Winterrezession. Der Handelskammerverband DIHK hofft auf ein Ende der Lieferkettenprobleme. Die Container-Frachtpreise näherten sich bereits ihren langjährigen Normalwerten, die Staus vor internationalen Häfen lösten sich langsam auf, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. Laut einer Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft ist allerdings die Lage in vielen Branchen wegen der globalen Eintrübung der Wirtschaft weiterhin angespannt. 

Die im Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag (Ausgabe 51/52 2022) befragten Volkswirte beurteilten in der Dezember-Umfrage die Lage der deutschen Wirtschaft erneut besser. Vor allem Der Ausblick auf 2023 hellte sich deutlich auf. 56 Prozent der Teilnehmer der Umfrage rechnen damit, dass die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr ein kleines Plus zwischen null und einem Prozent schafft. 27 Prozent rechnen mit einer leichten Rezession mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zwischen Null und einem Prozent. 



Konjunkturdaten im Fokus

Viele Investoren hatten sich vor dem Weihnachtswochenende nach der Veröffentlichung von US-Konsumdaten verhalten gezeigt. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex 0,2 Prozent höher bei 13.940,93 Punkten geschlossen. Bei den Konjunkturdaten stehen heute Zahlen zum Verbrauchervertrauen und zu Immobilienpreisen in den USA im Fokus der Anleger. Auf Unternehmensseite bleibt es in der verkürzten Handelswoche ruhig. Die Börsen in Großbritannien, Australien, Japan und Hongkong sind noch geschlossen.

Trotz Entspannung rund bei der Energiekrise und bei den Lieferproblemen bleibt die Lage in vielen Branchen der deutschen Wirtschaft unterdessen trübe. Wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des IW-Instituts hervorgeht, bewerten 39 von 49 Verbänden ihre wirtschaftliche Situation zum Jahreswechsel schlechter als vor einem Jahr. Denn ungeachtet staatlicher Hilfen in puncto Energiekrise habe sich die geopolitische Lage keineswegs entspannt. "Damit bleiben die globalen Produktions- und Zuliefernetzwerke unvermindert anfällig für Störungen." Das gelte besonders für die Energieversorgung im Winterhalbjahr 2023/2024. "Aufgrund der geopolitischen Lage, der weltweiten Energie- und Rohstoffprobleme und der dadurch hohen Inflation haben sich zudem die Aussichten für die Weltkonjunktur eingetrübt."

Die deutsche Wirtschaft rechnet trotz Gegenwind durch Energiekrise, Materialmangel und mauer Weltkonjunktur nur mit einer milden Rezession im kommenden Jahr. "Das letzte Quartal des Jahres 2022 und der Jahresauftakt 2023 dürften mit einer rückläufigen Wirtschaftstätigkeit einhergehen", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, in einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter großen Verbänden. "Wir erwarten aber nur einen leichten Einbruch." Das Wachstum werde bis 2024 allerdings eher verhalten ausfallen. "Denn die gesamte Welt befindet sich in einer Schwächephase", sagte Russwurm mit Blick auf die exportabhängige deutsche Wirtschaft. 

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hofft vor allem auf ein Ende der Störungen in der Lieferkette, von denen noch immer vier von zehn Unternehmen betroffen sind. "Aktuell deutet vieles darauf hin, dass sich die Störungen allmählich abbauen: Frachtraten für Containerpreise nähern sich wieder den langjährigen Normalwerten, die Staus vor internationalen Häfen lösen sich langsam auf", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. "Sollten die angekündigten Lockerungen der Null-Covid-Politik Chinas so auch vollzogen werden, wäre das ebenfalls ein positives Signal für die globalen Lieferketten." Der DIHK rechnet aber erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit einer konjunkturellen Belebung.