"Obwohl die Aktienmärkte derzeit etwa 20 Prozent über ihrem Niveau vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie notieren, haben sie dank einer Kombination aus kräftigem Gewinnwachstum, einer im Vergleich zu den geringen Bond-Renditen akzeptablen Bewertung noch Luft nach oben", sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS.

Mut machte Investoren unter anderem die gute Stimmung der europäischen Einkaufsmanager. Der Index für Mai wurde im Vergleich zur Erstschätzung auf 63,1 Punkte von 62,8 Zählern hochgesetzt und lag damit deutlich über der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert. Dies hievte die Indizes für die konjunkturabhängigen Branchen Automobil und Banken auf den höchsten Stand seit dreieinhalb beziehungsweise eineinhalb Jahren.

Vom überraschend starken Anstieg der Inflation ließen sich Anleger nicht aus dem Konzept bringen. Die Zahlen seien durch Corona-Sondereffekte verzerrt, gab Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank zu bedenken. "Der Inflationsanstieg beruht auf einer geringen Vergleichsbasis des Vorjahres." Daher sei der Handlungsdruck für die Europäische Zentralbank (EZB), die geldpolitischen Zügel anzuziehen, gering. Vor diesem Hintergrund entspannte sich die Lage bei den Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Bundestitel fiel auf bis zu minus 0,197 Prozent.

ÖLPREIS STEIGT AUF DREI-MONATS-HOCH


Rohöl-Anleger setzten ebenfalls auf eine kraftvolle Erholung der Konjunktur. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis 2,5 Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch von 71,05 Dollar je Barrel (159 Liter). "Zwar gibt es Sorgen um neue Pandemie-Beschränkungen in Teilen Asiens", schrieben die Analysten der ING Bank. "Der Markt scheint sich aber eher auf die positiven Nachfrage-Nachrichten aus den USA und Teilen Europas zu konzentrieren." Vor diesem Hintergrund gewann der Index der europäischen Öl- und Gas-Industrie gut zwei Prozent.

Parallel dazu werde sich die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells Opec weitere Förderländer wie Russland gehören, bei ihrer Sitzung am Dienstag voraussichtlich erneut zu einer behutsamen Lockerung ihrer Förderbremse bekennen, prognostizierte Bjarne Schieldrop, Chef-Anlagestratege für Rohstoffe der Bank SEB. "Es gibt keine Anzeichen für eine Spaltung der Gruppe."

SPEKULATIONEN UM BÖRSENGANG VON PORSCHE


Am deutschen Aktienmarkt rückte Volkswagen ins Rampenlicht. Grund seien die wieder hochgekochten Spekulationen um einen Börsengang des Sportwagenbauers Porsche. Dies verhalf der VW-Aktie zu einem Plus von 3,4 Prozent. Die Papiere des Großaktionäres Porsche SE gewannen sogar 5,3 Prozent.

Die Titel von Daimler rückten zeitweise drei Prozent vor und stellten mit 78,42 Euro ihr Fünfeinhalb-Jahres-Hoch aus der vergangenen Woche ein. Der Autobauer legte einen langwierigen Patentstreit mit Nokia um die Nutzung Telekomtechnik in Fahrzeugen bei.

In London steuerten die Papiere von M&C Saatchi mit einem Plus von zeitweise mehr als 13 Prozent auf den größten Tagesgewinn des Jahres zu. Die Werbeagentur stellte unter anderem dank einer Kampagne für die Dating-App "Tinder" ein Gesamtjahresergebnis über Markterwartungen in Aussicht. "Die neue Strategie zahlt sich bereits aus", lobte Analyst Harry Read von der Investmentbank Liberum. Die Aktien der Rivalen WPP und Publicis gewannen bis zu 3,7 Prozent.

rtr