Der DAX ist am Montag mit deutlichen Gewinne in die verkürzte Handelswoche gestartet. Die Hoffnung auf Geldspritzen der Notenbanken sowie die Aussicht auf Lockerungen der schärfsten Restriktionen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie haben Europas Anleger zum Wochenauftakt in Kaufstimmung gebracht. Für Freude sorgten sowohl Kurssprünge der Aktien der Deutschen Bank, der Lufthansa und von Bayer als auch positive Nachrichten aus Japan. So greift Japans Notenbank der Wirtschaft im Kampf gegen die Corona-Krise mit weiteren Maßnahmen unter die Arme. Unter anderem sollen noch mehr Staats- und Unternehmensanleihen gekauft werden. Dabei setzt sich die Bank of Japan beim Kauf von Staatsanleihen kein eigenes Limit mehr.
Gute Nachrichten gab es auch rund um das Thema Corona-Pandemie. So lockern einige Staaten nach wochenlangem Stillstand ihre teils einscheidenden Beschränkungen im Alltags- und Wirtschaftsleben. Dazu zählen Italien, Spanien und Frankreich. "Am Markt herrscht das Gefühl vor, dass die Normalität bald zurückkehren könnte, wenn auch nur sehr langsam", sagte Marktanalyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets UK.
Der Ölpreis stand derweil weiterhin unter Druck. Der Terminkontrakt auf die US-Sorte WTI fiel um knapp ein Viertel auf 12,85 Dollar je Barrel (159 Liter). In diesem Zuge verlor die Sorte Brent aus der Nordsee zeitweise knapp sieben Prozent. "Am Markt besteht die große Sorge, dass sich die Entwicklung von Anfang vergangener Woche wiederholt, weil die US-Lagerkapazitäten in Cushing sich immer mehr füllen", sagte Harry Tchilinguirian, Ölstratege bei BNP Paribas. Damals war der Kurs erstmals unter Null gefallen, weil Investoren ihre auslaufenden Mai-Kontrakte um jeden Preis loswerden wollten. Denn derjenige, der den Future bei dessen Ablauf hält, muss das Rohöl physisch entgegennehmen.
Bei den Aktienwerten legte die Deutsche Bank mit einem Kursplus von mehr als zehn Prozent am stärksten zu. Das Quartalsergebnis des Geldhauses habe über den Erwartungen gelegen, sagte ein Aktienhändler. Gefolgt wurde die deutsche Bank von der Lufthansa, die davon profitierte, dass sich die Airline Air France ein staatliches Hilfspaket über sieben Milliarden Euro gesichert hatte. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier signalisierte grundsätzliche Bereitschaft für eine ähnliche Unterstützung der Lufthansa. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern trotzte der Corona-Krise und übertraf die Erwartungen. Als Schlusslicht ging Beiersdorf aus dem Handel.
Was am Montag außerdem wichtig war
Deutsche Bank überrascht in Krise mit Quartalsgewinn - Aktie legt zu
Die Deutsche Bank ist trotz hoher Rückstellungen für wackelnde Kredite besser ins Jahr gestartet als gedacht. Der Dax-Konzern legte zwar eine halbe Milliarde Euro für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise zurück, blieb aber auch nach Steuern knapp in den schwarzen Zahlen, wie er am späten Sonntagabend in Frankfurt mitteilte. Von der Bank selbst befragte Analysten hatten nach Steuern durchweg mit einem Verlust gerechnet. Zu der positiven Überraschung trugen überraschend gestiegene Erträge bei.
Adidas mit Umsatz- und Gewinneinbruch wegen Corona-Pandemie
Der Sportartikelhersteller Adidas hat im ersten Quartal wegen der Corona-Pandemie einen Umsatz- und Gewinneinbruch erlitten. So musste der Konzern wegen der Ausbreitung des Virus weltweit eine Vielzahl seiner Läden schließen. In den noch offenen Läden kauften zudem erheblich weniger Kunden ein als sonst. Der Internethandel konnte dies nicht ausgleichen. Eine Besserung sieht das Management um Konzernchef Kasper Rorsted kurzfristig nicht, im Gegenteil. So dürfte das zweite Quartal noch einmal erheblich schwächer ausfallen und das Unternehmen operativ in die Verlustzone rutschen, kündigte Adidas bei der Vorlage der Zahlen am Montag in Herzogenaurach an.
Bayer trotzt Corona-Krise - Glyphosat-Einigung dauert noch
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat im ersten Quartal dank einer starken Nachfrage nach Maissaat und dem Gerinnungshemmer Xarelto der Corona-Krise getrotzt. Umsatz und Gewinn entwickelten sich besser als von Analysten erwartet. Konzernchef Werner Baumann hält auch an den Prognosen für 2020 fest. Allerdings sind darin weiter keine Folgen der Corona-Pandemie enthalten. Denn aus seiner Sicht ist eine verlässliche Bewertung der Effekte erst im weiteren Jahresverlauf möglich. Derweil verzögert die Pandemie eine Einigung im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter. Für die Bayer-Aktien ging es zum Handelsstart am Montag um rund drei Prozent nach oben.
VW-Chef: 'Baldige kraftvolle Maßnahmen' für Auto-Kaufanreize nötig
VW-Chef Herbert Diess hat die Politik zu einer möglichst raschen Entscheidung über Kaufanreize für Autos wegen der Corona-Krise aufgerufen. "Baldige kraftvolle Maßnahmen wären wichtig", sagte der Manager am Montag im Wolfsburger Stammwerk zum Wiederanlauf der Produktion. Um den Nachfrageeinbruch abzufedern, brauche die Branche "so bald als möglich" Klarheit, ob auch mit staatlicher Hilfe der Absatz angekurbelt werden könne. Niedersachsens Ministerpräsident und Volkswagen-Aufseher Stephan Weil (SPD) meinte mit Blick auf die am Mittwoch geplanten Beratungen mit seinen Amtskollegen in den beiden anderen Autoländern Bayern und Baden-Württemberg, die Branche sei "von fundamentaler Bedeutung".
Der große Hochlauf: VW schaltet auch am Stammsitz wieder Bänder an
Nach fast eineinhalb Monaten Zwangspause in der Corona-Krise fährt der VW-Konzern am Montag die Autoproduktion auch in der Wolfsburger Zentrale wieder langsam an. Im sächsischen Zwickau, wo das neue E-Modell ID.3 gefertigt wird, sowie bei den SUVs und Kleinwagen in Bratislava (Slowakei) hatte das Unternehmen kürzlich schon mit dem Neustart begonnen. Neben Wolfsburg sollen nun Hannover und Emden sowie weitere Standorte in Europa hinzukommen.
EU-Kommission genehmigt Staatshilfen für Condor in Corona-Krise
Der angeschlagene Ferienflieger Condor bekommt neue Staatshilfen. Die EU-Kommission erteilte wegen der Coronavirus-Pandemie am Montag die Genehmigung für ein Kreditprogramm der Bundesregierung und des Landes Hessen in Höhe von insgesamt 550 Millionen Euro.
Scheuer: Lufthansa sollte flexibel bleiben
In der Debatte um Staatshilfen für die von der Corona-Krise getroffene Lufthansa hat sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer dafür ausgesprochen, den Konzern "flexibel" zu halten. Das Unternehmen habe bewiesen, dass es durch "flexibles wirtschaftliches Handeln" erfolgreich sein könne, er wolle, "dass dieses Unternehmen auch flexibel bleibt", sagte der CSU-Politiker am Montag. Teilweise werde großen Unternehmen die Flexibilität genommen, wenn der Staat "zu sehr drin ist". Es ist auch innerhalb der schwarz-roten Koalition umstritten, wie viel Mitspracherecht der Staat sich sichern solle, wenn er der Fluggesellschaft hilft.
Boeing bläst Deal mit Embraer ab - Brasilianer wollen klagen
Der US-Flugzeugbauer Boeing will doch nicht den brasilianischen Rivalen Embraer übernehmen. Der Kauf von vier Fünfteln des Verkehrsflugzeugsgeschäfts von Embraer für 4,2 Milliarden Dollar sei gescheitert, teilte Boeing am Samstag mit.
Corona-Krise: US-Autoriese GM setzt Dividende und Aktienrückkäufe aus
Der größte US-Autobauer General Motors (GM) hat weitere Schritte zur Stärkung der Bilanz in der Corona-Krise ergriffen. Das Unternehmen teilte am Montag in Detroit mit, die Quartalsdividende und Aktienrückkäufe ausgesetzt sowie weitere erhebliche Sparmaßnahmen beschlossen zu haben, um in der Pandemie das Geld beisammenzuhalten. Bei Anlegern kam die Nachricht nicht gut an, die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit Kursverlusten.
Gabelstaplerhersteller Jungheinrich streicht Prognose - Nachfrage sinkt ab April
Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich hat wegen der Corona-Krise den Ausblick auf des Geschäftsjahr zurückgezogen. Die derzeitige Ausbreitung der Pandemie sowie die Gegenmaßnahmen ließen aktuell keine verlässliche Einschätzung der Geschäftsentwicklung zu, teilte der SDax-Konzern am Montag in Hamburg mit. Die Unsicherheit habe sich deutlich erhöht.
Bahntechnikkonzern Vossloh mit besseren Geschäften
Der Bahntechnikkonzern Vossloh hat im ersten Quartal solide Ergebnisse erzielen können. Der Umsatz ging zwar nominal um 3,7 Prozent auf 182,9 Millionen Euro zurück, wie das im SDax notierte Unternehmen am Montag in Werdohl auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Das lag aber an Unternehmensverkäufen. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreserlös von 177,5 Millionen Euro betrug das Wachstum demnach gut 3 Prozent. Vor allem dank Bewertungserträgen bei einem Gemeinschaftsunternehmen lag der Gewinn vor Zinsen und Steuern diesmal bei 16,5 Millionen Euro, ein Jahr zuvor hatte Vossloh noch rote Zahlen geschrieben mit einem Verlust von 0,6 Millionen Euro.
Verkaufsverbot für große Geschäfte in Bayern verfassungswidrig
Bayerns höchstes Verwaltungsgericht hat das von der Staatsregierung in der Corona-Krise verhängte Verkaufsverbot für große Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern für verfassungswidrig erklärt. Die Richter sehen das wegen der Ungleichbehandlung mit kleineren Läden als Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes. Das teilte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof am Montag mit.
rtr/dpa-AFX/iw