Nicht zuletzt war die Erholung im insgesamt dünnen Handel den Börsen in den USA zu verdanken. Die Wall Street war zwar mit Verlusten gestartet, verringerte diese im frühen Geschäft aber deutlich. Die technologielastige Nasdaq-Börse drehte zugleich ins Plus.
Vor knapp einer Woche, am Donnerstag nach Weihnachten, war der Dax noch mit 10 279 Punkten bis auf das Niveau von November 2016 abgesackt, bevor es im verkürzten Handel am Freitag wieder etwas nach oben gegangen war. Insgesamt aber verbuchte das deutsche Börsenbarometer 2018 nach sechs Gewinnjahren in Folge einen Verlust von mehr als 18 Prozent. Das ist seine schwächste Bilanz seit der weltweiten Finanzkrise 2008.
"Die Probleme zu Jahresbeginn sind die gleichen wie zum Jahresende", gab allerdings Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners zu bedenken. Dabei verwies er auf den teilweisen Regierungsstillstand in den USA sowie die deutlich nachlassende Wachstumsdynamik in China. Wie am Morgen mitgeteilt, hatte sich in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt im Dezember die Stimmung unter den kleinen und mittelgroßen, meist privaten Industriebetrieben deutlich eingetrübt. "Und es ist nicht mehr nur der Handelsstreit mit den USA, der die Wirtschaft im Reich der Mitte belastet, auch die Chinesen selbst reduzieren ihren Konsum", ergänzte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Er hält eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft für zunehmend wahrscheinlicher.
Auf die Einzelwerte geblickt, versammelten sich im Dax die Aktien der Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) mit Verlusten zwischen 1,4 und 1,9 Prozent am Index-Ende. Sie gelten als besonders konjunktursensibel und leiden zudem nach wie vor unter dem von den USA angezettelten Zollstreit.
Zu den Favoriten gehörten indes die aufgrund ihrer relativen Unabhängigkeit von der Wirtschaftssituation als defensiv eingestuften Versorgerwerte. RWE legten um 1,8 Prozent zu und Eon (EON SE) als Dax-Spitzenwert um 3,2 Prozent.
Ein skeptischer Kommentar der US-Bank JPMorgan drückte im MDax die Anteilscheine von Gerresheimer mit minus 5,8 Prozent an das Ende des Index für mittelgroße Unternehmen. Zeitweise waren sie bei 52,65 Euro sogar auf den tiefsten Stand seit Juli 2015 gesackt. Der Spezialverpackungshersteller habe weiterhin mit Gegenwind zu kämpfen, schrieb Analyst David Adlington, der die Aktie zudem für überbewertet hält.
Schlusslicht im Kleinwerteindex SDAX waren die Aktien von Corestate Capital mit minus 5,6 Prozent. Der Immobilieninvestor hatte sich zum Jahreswechsel überraschend von seinem Vorstandschef getrennt. Dagegen gewannen die BVB-Aktien (BVB (Borussia Dortmund)) 6,3 Prozent. Die Ablösesumme von 64 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler Christian Pulisic, der nun zum FC Chelsea wechselt, kam bei den Anlegern offensichtlich gut an.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,10 Prozent am Freitag auf 0,07 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,23 Prozent auf 142,16 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,65 Prozent auf 164,63 Punkte. Der Eurokurs fiel wieder unter die Marke von 1,14 US-Dollar und wurde am frühen Abend bei 1,1355 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1397 (Montag: 1,1450) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8774 (0,8734) Euro gekostet./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---