Die Richtungssuche gehe weiter, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Aktuell sei der DAX von seinem im Juni erreichten jüngsten Hoch genau so weit entfernt wie von seinem jüngsten Tief. Für die Anleger sei daher nicht klar zu erkennen, wohin die Reise weiter gehen werde. "Für die Anleger ist die aktuelle Situation ein Dilemma. Einerseits wollen sie bei möglichen Kursanstiegen dabei sein, andererseits haben sie Angst, dass der Markt noch einmal nach unten wegbrechen könnte."

Die Sorgen vor einer zweiten Welle des Coronavirus legten sich nicht. Unter anderem wegen eines Coronavirus-Ausbruchs in einem Schlachthof liegt der Virus-Reproduktionsfaktor "R" in Deutschland laut Robert-Koch-Institut deutlich über eins. Dies bedeutet, dass ein Infizierter mehr als eine weitere Person ansteckt. Parallel dazu meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Rekordanstieg der Neuinfektionen weltweit. "Ein erneutes Herunterfahren der Weltwirtschaft dürfte den Börsen stark zusetzen", warnte Analyst Timo Emden von Emden Research. Vor diesem Hintergrund legten "sichere Häfen" zu. So stieg der Goldpreis und auch Bundesanleihen waren gefragt.

Das Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen feierte zum Wochenstart den ersten Tag im DAX. Die Aktien des Konzerns legten zu. Die Lufthansa verlor hingegen an ihrem ersten Tag im MDAX deutlich. "Es bleibt ungewiss, ob die Aktionäre der Kranich-Airline auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag dem Rettungspaket des Bundes zustimmen", führte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader aus. "Sollte dies nicht der Fall sein, müsste die Lufthansa Insolvenz beantragen." Lufthansa-Papiere verbilligten sich um bis zu 8,8 Prozent.

Die Blicke der Anleger waren derweil wieder auf die Aktien von Wirecard gerichtet. Dem Management zufolge existieren die fehlenden rund zwei Milliarden Euro mit "überwiegender Wahrscheinlichkeit" nicht. "Wirecard muss sich nun darauf konzentrieren, sich notwendige Kreditlinien zu sichern, um das operative Geschäft am Laufen zu halten", mahnte Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe. Der Bilanzskandal um den Zahlungsabwickler und dessen neuerlicher Kurssturz ist für den Index, der die erste Börsenliga deutscher Unternehmen widerspiegelt, in dieser Art ein Novum. Die Wirecard-Papiere brachen um weitere rund 44 Prozent ein, nachdem sie am vergangenen Donnerstag und Freitag bereits um 75 Prozent abgesackt waren.

Die Aktien des Bezahldienstleisters gingen weit abgeschlagen als DAX-Schlusslicht aus dem Handel. Angeführt wurde der Deutsche Leitindex von RWE gefolgt von Continental und BMW.

Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war


Wirecard steht endgültig mit Rücken zur Wand - Aktie sackt weiter ab
Der Bezahldienstleister Wirecard steht am Abgrund - die Zukunft des Dax-Konzerns hängt vom Wohlwollen der Banken ab. Die vermissten 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Asien gibt es nach Angaben des Unternehmens vom frühen Montagmorgen mit ziemlicher Sicherheit nicht. Deshalb bekommt Wirecard auch kein Testat für die Jahreszahlen 2019. Damit scheint ein Milliardenbetrug offensichtlich. Das monatelange Drama um die Bilanzen von Wirecard steuert auf den letzten Akt zu. An der Börse wurden die Nachrichten mit Schrecken aufgenommen.

Hartes Ringen um die Zukunft der Lufthansa
Die angepeilte staatliche Rettung des Lufthansa-Konzerns in der Corona-Krise steht weiter auf der Kippe. Drei Tage vor der außerordentlichen Hauptversammlung blieb am Montag die Strategie des neuen Großaktionärs Heinz Hermann Thiele unklar. Auch in den fortgesetzten Verhandlungen mit den Gewerkschaften um Sparbeiträge der Beschäftigten zeichnete sich zunächst keine Einigung ab. Wegen der Unsicherheiten musste die Aktie des Dax-Absteigers an ihrem ersten Handelstag im MDax deutliche Abschläge hinnehmen.

Moody's entzieht Wirecard die Einstufung komplett
Die Ratingagentur Moody's hat dem von einem Bilanzskandal erschütterten Zahlungsabwickler Wirecard die Einstufung für die Kreditwürdigkeit komplett entzogen. Moody's begründete den Schritt am Montag damit, dass die vorliegenden Informationen unzureichend seien, um die bisherigen Einstufungen aufrecht zu erhalten und eine Bewertung über die Kreditwürdigkeit abzugeben. Am Freitag hatte Moody's die Kreditwürdigkeit von Wirecard bereits auf "Ramsch" herabgestuft.

Bafin-Chef Hufeld: Wirecard-Bilanzskandal ist 'eine Schande'
Die Finanzaufsicht Bafin zeigt sich entsetzt über den Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard. "Das ist ein komplettes Desaster, das wir da sehen, und es ist eine Schande, dass so etwas passiert ist", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld, am Montag bei einer Konferenz in Frankfurt. "Wir befinden uns mitten in der entsetzlichsten Situation, in der ich jemals einen Dax-Konzern gesehen habe."

Staatsanwaltschaft zu Wirecard: Prüfen alles in Betracht kommende
Nach dem Hinweis auf mögliche Luftbuchungen in Milliardenhöhe muss sich Wirecard auf weitergehende Ermittlungen einstellen. "Wir prüfen alle in Betracht kommenden Straftaten", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I am Montag. Ob konkret wegen Bilanzmanipulation ermittelt wird oder dies geplant ist, sagte die Sprecherin nicht.

Finanzminister Scholz: Lufthansa-Rettungspaket ist 'wohlüberlegt'
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat das staatliche Rettungspaket für die Lufthansa gegen Kritik verteidigt. "Wir hatten eine sehr gute Diskussion mit dem Lufthansa-Management und haben einen sehr guten Plan entwickelt, über den es auch Einigung mit Brüssel gibt", sagte Scholz am Montag bei einer Konferenz in Frankfurt, zu der sich der Minister per Video aus Berlin zuschaltete. "Der Plan ist wohlüberlegt."

Ringen um Personal-Sparpaket bei Lufthansa geht weiter
Bei der schwer angeschlagenen Lufthansa geht das Ringen um Einsparungen beim Personal weiter. Unternehmen und Gewerkschaftsvertreter bestätigten am Montag in Frankfurt die Fortsetzung der Verhandlungen, wollten aber keinen Zeitpunkt für eine mögliche Einigung mehr nennen. Ursprünglich war dieser Montag als Termin avisiert worden, um die Ergebnisse noch vor der für Donnerstag angesetzten außerordentlichen Hauptversammlung (25. Juni) präsentieren zu können.

will sich am Kapitalmarkt Mittel für Osram-Übernahme beschaffen
Der steirische Chip- und Sensorenhersteller AMS will sich neue Mittel am Kapitalmarkt besorgen. Das Unternehmen hat am Montag ein Angebot für Senior Notes im Umfang von 1 Milliarde Euro bekannt gegeben. Die Notes mit einer Laufzeit bis 2025 sollen aber nicht nur auf Euro, sondern auch auf US-Dollar lauten, wie AMS am Montag in Graz mitteilte. Über die genauen Konditionen der Notes wurden in der Meldung keine Angaben gemacht.

Sat.1 kauft Live-Rechte für Bundesliga-Spiele
Sat.1 hat bei der Auktion der Fußball-Bundesliga überraschend ein Live-Rechtepaket erworben. Der TV-Sender darf nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von 2021 an pro Saison neun Spiele im Free-TV zeigen. Zu den Begegnungen gehören der Supercup sowie Erstliga-Partien am 1., 17. und 18. Spieltag, die bis Ende der kommenden Saison beim ZDF laufen. Dazu kommen vier Relegationsspiele und das Auftaktspiel der 2. Bundesliga.

Industrie kritisiert Bundes-Einstieg bei Curevac
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat mangelnde Transparenz beim Bundes-Einstieg beim Biotech-Anbieter Curevac kritisiert, der einen Corona-Impfstoff entwickelt. Fälle dieser Art bedürften eines transparenten und geordneten Verfahrens, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang am Montag. Nur so lasse sich der Anschein willkürlicher Entscheidungen vermeiden.

Studie: Dax-Aufsteiger ziehen Frauenquote nach unten
Aufsteiger in Dax und MDax ziehen die Frauenquote wichtiger börsennotierter Aktiengesellschaften regelmäßig nach unten. Das geht aus Erhebungen der US-Personalberatung Russell Reynolds hervor. Dies sei auch bei den aktuellen Wechseln in den wichtigen deutschen Börsenindizes wieder so, hieß es am Montag.

rtr/dpa-AFX/iw