Die massiven Geldspritzen der Europäischen Zentralbank zeigen am europäischen Aktienmarkt doch noch Wirkung: Am Freitag überwanden Anleger ihre Nervosität und langten ordentlich zu. Der Dax stieg um bis zu 3,4 Prozent auf 9823 Punkte, der EuroStoxx50 gewann 3,5 Prozent auf 3074 Zähler. Auch an der Wall Street zeichnete sich am Nachmittag ein freundlicher Wochenausklang ab.

"Es gibt gute Gründe dafür, dass die EZB mit ihrem geldpolitischen Feuerwerk für neuen Schwung an den Kapitalmärkten sorgen kann", sagte Marktexperte Björn Block vom Bankhaus Marcard, Stein & Co. Die überreichliche Liquidität werde weiter zunehmen und die Anleiherenditen blieben niedrig, so dass Aktien als Anlage weiter attraktiv seien. Zudem werde der Euro geschwächt, was gerade exportorientierten Unternehmen helfe.

Um die Kreditvergabe anzukurbeln und eine gefährliche Abwärtsspirale bei den Preisen zu vermeiden, hatte die EZB am Donnerstag erstmals überhaupt den Schlüsselsatz für die Geldversorgung des Bankensystems auf null Prozent gesetzt. Die Währungshüter weiteten zudem das Anleihen-Kaufprogramm deutlich aus.

An den Finanzmärkten war der Dax am Donnerstag allerdings daraufhin 2,3 Prozent eingebrochen. Anleger fürchteten, dass die Währungshüter mit dem Maßnahmenbündel ihr letztes Pulver verschossen haben könnten. Den Marktteilnehmern sei bewusst geworden, "dass es das für einen längeren Zeitraum mit Lockerungsmaßnahmen gewesen sein wird", hieß es bei den Experten der Essener National Bank.

Der Euro hielt sich daher auch einen Tag nach der EZB-Sitzung über der Marke von 1,11 Dollar. Am Rentenmarkt legten die Kurse nach der jüngsten Berg- und Talfahrt wieder zu: Zehnjährige deutsche Titel rentierten mit 0,265 Prozent unter ihrem Vortagesschlusses.

Auf Seite 2: BANKWERTE NACH EZB-ENTSCHEID GEFRAGT





BANKWERTE NACH EZB-ENTSCHEID GEFRAGT



Die Aussicht auf eine neue Serie von langfristigen EZB-Geldspritzen (TLTRO II) beflügelte vor allem die Bankenwerte. Der Branchenindex für die Euro-Zone kletterte in der Spitze um 6,4 Prozent. Im Dax zählten die Deutsche Bank und Commerzbank zu den größten Gewinnern. Sie legten zeitweise um 7,7 und 6,1 Prozent zu. An der Mailänder Börse rückten die Titel der UniCredit, Ubi Banca und Monte dei Paschi di Siena zwischen 8,4 und 7,4 Prozent vor.

Den Finanzinstituten winken besonders günstige längerfristige Kreditlinien bei der Notenbank. Diese sind daran geknüpft, dass die Banken das billige Geld in Form von Krediten an die Wirtschaft weiterreichen.

YUAN-AUFWERTUNG SCHIEBT ÖLPREIS AN



Nach oben ging es auch für den Ölpreis: In der Hoffnung auf eine wieder anziehende Nachfrage aus China griffen Anleger bei dem Rohstoff zu. Die richtungsweisende Öl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 2,4 Prozent auf 41,03 Dollar je Barrel. Genährt wurden diese Spekulationen von der Aufwertung der chinesischen Währung, die Rohöl für Käufer aus der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft günstiger macht. Ein Dollar fiel auf 6,4866 Yuan und war damit so billig wie noch nie in diesem Jahr. Außerdem kehrten immer mehr institutionelle Anleger in den Ölmarkt zurück, sagte Rohstoff-Händler Pete Donovan vom Brokerhaus Liquidity Energy. "Die Fonds sind wieder optimistisch und der Markt scheint entschlossen, den Preis bei etwa 40 Dollar zu halten." Zeitweise hatte sich Brent seit Jahresanfang um gut 27 Prozent verbilligt.

Reuters