Die Anleger im DAX haben am Montag - mit Blick auf die bevorstehenden Ereignisse in den kommenden Tagen - die Füße still gehalten. Die US-Notenbank Fed entscheidet am Mittwoch über die Leitzinsen. Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank folgt am Donnerstag. Experten erwarten, dass die beiden Notenbanken die Zinsen nicht antasten. Ebenfalls am Donnerstag finden in Großbritannien die Parlamentswahlen statt. Die Konservativen um Premierminister Boris Johnson steigerten ihren Vorsprung auf die Labour Party aus der Opposition Umfragen zufolge von neun auf 14 Prozentpunkte.
Die Furcht vor den Folgen des Zollstreits zwischen den USA und China dämpfte zusätzlich die Kauflaune der Anleger. Am Sonntag könnten die nächsten US-Strafzölle auf chinesische Güter in Kraft treten - betroffen wären davon unter anderem Smartphones und Spielsachen. Am Markt werde aber damit gerechnet, dass es nicht so weit komme, sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt beim Brokerhaus Spartan Capital Securities.
Auf die Stimmung drückten die jüngsten Exportdaten aus China: Die Ausfuhren aus dem Fernostland gingen im November den vierten Monat in Folge zurück. "Wir sehen ganz offensichtlich, dass die chinesische Wirtschaft wirklich leidet, aber das könnte sie vor dem Inkrafttreten der Zölle zu einer Geste des guten Willens bewegen", sagte Cardillo.
Auf Unternehmensseite stand Osram im Fokus der Aktionäre. Der Sensor-Spezialist AMS aus Österreich übernimmt den Leuchtenhersteller im zweiten Anlauf. Die Aktie legte um 15 Prozent auf 44,19 Euro zu und war damit mehr wert als die vom österreichischen Halbleiterhersteller gebotenen 41 Euro. Es sei alles andere als klar gewesen, dass AMS dieses Mal erfolgreich sein würde, sagte ein Händler. Spekulanten, die auf ein erneutes Scheitern und damit fallende Kurse beim deutschen Lichttechnikkonzern gesetzt hätten, könnten wegen des Kursanstiegs nun unter Handlungsdruck geraten sein. Dies könne den Kurssprung zusätzlich angetrieben haben.
Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war
Rocket Internet und United Internet verringern gegenseitige Beteiligungen
Der Start-up-Investor Rocket Internet und der Telekomanbieter United Internet bauen im Zuge von Aktienrückkäufen ihre Überkreuzbeteiligungen ab. Rocket Internet will bis zu rund 15 Millionen eigene Papiere, also bis zu zehn Prozent des Grundkapitals, für je 21,50 Euro erwerben, teilte das MDax-Unternehmen am Montag in Berlin mit. Der an Rocket beteiligte Telekomanbieter United Internet dient im Rahmen des Angebots rund 11 Millionen unmittelbar gehaltenen Aktien an. Von den insgesamt bis rund 324 Millionen Euro, die Rocket in das Programm steckt, würden United damit bis zu etwa 241 Millionen Euro zufließen. Das ist auch die Summe, die im Zuge eines Aktienrückkaufprogramms von United Internet wieder an Rocket fließt.
Sanofi will mit Milliarden-Zukauf in den USA Krebsgeschäft ausbauen
Der französische Pharmakonzern Sanofi will mit dem Kauf des US-Pharmaunternehmens Synthorx sein Krebsgeschäft stärken. Den Aktionären von Synthorx werden 68 US-Dollar je Aktie geboten, wie Sanofi am Montag in Paris mitteilte. Damit werde das US-Unternehmen mit rund 2,5 Milliarden Dollar bewertet. Mit dem Gebot erhalten Synthorx-Anteilseigner einen Aufschlag von 172 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs von Freitag. Das Synthorx-Management unterstützt das Angebot. Die an der Nasdaq gelistete Synthorx entwickelt Gen-Therapien gegen Krebs und Autoimmunkrankheiten.
Defekte Teile in 737-Jets: Boeing soll Millionenstrafe zahlen
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA will gegen Boeing eine Strafe in Höhe von 3,9 Millionen Dollar (3,5 Mio Euro) wegen defekter Bauteile in Flugzeugen verhängen. Die Behörde beschuldigt den Hersteller laut Mitteilung vom Freitag, bei rund 133 Jets Mängel zugelassen zu haben. Dabei gehe es um die 737-Modellreihe, zu der die nach zwei verheerenden Abstürzen mit Startverboten belegte Max-Serie und der ältere Flugzeugtyp NG (Next Generation) zählen.
US-Gerichte verschieben Glyphosat-Prozesse gegen Bayer
Zwei weitere wichtige US-Prozesse gegen Bayer wegen möglicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter sind vertagt worden. Eine eigentlich für den 15. Januar geplante Gerichtsverhandlung im kalifornischen Lake County wurde nach Bayer-Angaben von Freitag um etwa sechs Monate verschoben. Einer der Gründe dafür sei, dass die Streitparteien mehr Zeit für Vergleichsverhandlungen erhalten. Das gelte auch für einen Prozess in Alameda County, ebenfalls in Kalifornien, der am 21. Januar hätte beginnen sollen und nun auf zunächst unbestimmte Zeit vertagt wurde.
rtr/dpa-AFX/fh