"Das unveränderte Wording bezüglich des Anleihekaufprogramms, das im Bedarfsfall weiterhin ausgeweitet werden kann, zeigt, dass es die EZB mit der geldpolitischen Wende nicht besonders eilig hat", erklärten die Analysten der Landesbank Helaba.

Mit Spannung warteten Börsianer nun auf die Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi. Lasse er die Geldschleusen verbal offen, werde dies den Euro schwächen und den Dax in den Höhe treiben, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. Der Euro gab nach der Zinsentscheidung bereits etwas nach und notierte 0,3 Prozent schwächer bei 1,1481 Dollar. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen rutschten deutlich ab auf 0,529 Prozent.

Die EZB hatte sich zuletzt optimistischer zur Konjunktur geäußert, weitere Zinssenkungen aber vorerst ausgeschlossen. Die Option auf noch tiefere Zinsen war bereits im Juni gestrichen worden.

LUFTHANSA & CO IM SINKFLUG - "DIE LUFT IST EINFACH RAUS"



Zu verdauen hatten Anleger neben der EZB-Zinsentscheidung auch eine Reihe von Quartalsbilanzen dies- und jenseits des Atlantiks. In den USA hielten sich Börsianer mit größeren Engagements zurück. Banken und Broker rechneten mit kaum veränderten Kursen zu Handelsbeginn.

In hohem Bogen warfen die Anleger europaweit die Aktien von Fluggesellschaften aus ihren Depots: Lufthansa, Air France-KLM und die British-Airways-Mutter IAG verloren bis zu sieben Prozent. "Die Anleger machen nach der guten Kursentwicklung der letzten Monate Kasse", spielte ein Händler auf das bisherige Jahresplus der Lufthansa von fast 70 Prozent an. Da helfe auch die Prognoseanhebung des britischen Billigfliegers Easyjet nicht. Dessen Aktien sackten in London um 5,7 Prozent ab.

Unbeliebt waren auch die Anteilsscheine von SAP, sie gaben ein Prozent nach. Experten kritisierten, der Softwarekonzern habe durchwachsene Quartalszahlen vorgelegt. SAP habe zwar mit dem Umsatz die Erwartungen übertroffen, aber mit der Ergebnisentwicklung und dem nur geringfügig angehobenen Ausblick enttäuscht, sagte Analyst Markus Friebel vom Brokerhaus Independent Research.

ADVA UND ZOOPLUS GEHEN IN DIE KNIE



Für große Enttäuschung sorgten im TecDax der Netzwerkausrüster Adva Optical und im SDax der Tierfutterhändler Zooplus: Adva-Papiere stürzten 15 Prozent ab, nachdem der Konzern seine Geschäftsprognose gedämpft hat. Zooplus erlöste weniger als Analysten erwartet haben[nL5N1KB21, für die Aktien ging es 9,5 Prozent nach unten.

Im MDax kamen Krones und Hella mit ihren Quartalszahlen dagegen gut an: Die Titel des Abfüllanlagenbauers und des Scheinwerferspezialisten legten jeweils mehr als zwei Prozent zu.

An der Börse in Paris gewannen Publicis-Titel 3,6 Prozent, nachdem die Werbegruppe im zweiten Quartal ihren Umsatz gesteigert hat.

rtr