"Die Anleger nehmen heute jeden Hoffnungsschimmer dankbar auf", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. Dax und EuroStoxx50 legten am Montag 0,6 beziehungsweise 0,7 Prozent zu auf 11.677 und 3355 Punkte. In den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsauftakt.
Chinas Vizepräsident und Chef-Unterhändler Liu He sagte, China sei dazu bereit, den Streit durch "ruhige" Verhandlungen zu lösen. "Wir glauben, dass die Eskalation des Handelskriegs nicht gut für China und die USA ist und auch nicht im Interesse der Völker der Erde liegt", sagte er. Experten warnen aber vor allzu großen Hoffnungen auf einen Durchbruch. "Die Hoffnung auf einen Deal sind zum jetzigen Zeitpunkt fehl am Platz", sagte Anlagestrategin Eleanor Creagh vom Brokerhaus Saxo Capital Markets. Erst am Freitag hatte Trump höhere Zölle auf chinesische Importgüter im Wert von 550 Milliarden Dollar angekündigt und damit die Märkte verschreckt. Er reagierte damit auf Vergeltungsmaßnahmen der chinesischen Regierung. "Aus dem Handelsstreit ist endgültig ein Handelskrieg geworden", sagte Altmann.
In den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hinterlässt er bereits tiefe Spuren, die Stimmung ist dort so schlecht wie zuletzt im November 2012. "Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland mehren sich", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das setzt den Euro unter Druck: Die Gemeinschaftswährung gab 0,2 Prozent nach auf 1,1118 Dollar.
Goldpreis zieht an - Ölpreis und Yuan unter Druck
Dies trieb die "Antikrisen-Währung" Gold auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch von 1,554,56 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). In Euro kostete sie mit 1393,22 Euro so viel wie noch nie. Auch die ebenfalls als sicher geltenden Bundesanleihen blieben gefragt: Die Rendite der zehnjährigen Titel lag zeitweise mit minus 0,704 Prozent in Reichweite ihres Rekordtiefs.
Am Devisenmarkt wertete die chinesische Währung weiter ab. Der Dollar stieg im Gegenzug an den chinesischen Festlandbörsen um 0,7 Prozent auf ein Elfeinhalb-Jahres-Hoch von 7,1500 Yuan. An ausländischen Handelsplätzen wie Singapur notierte der Dollar mit 7,1858 Yuan so hoch wie noch nie. China könnte den Yuan weiter abwerten lassen, um die Auswirkungen der US-Zölle zu verringern, und "die Währung zur Waffe machen, um Trump zu ärgern", schrieben die Fachleute der Commerzbank. Allerdings dürften sie vor einer unkontrollierten Abwertung zurückschrecken, weil das massive Kapitalabflüsse auslösen könnte.
Berliner Pläne für Mietendeckel belasten Immobilienwerte
Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählten die Immobilienwerte. Die Titel von Vonovia, Deutsche Wohnen oder Adler Real Estate fielen um bis zu fünf Prozent. Die Berliner Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) plant für die Hauptstadt eine Deckelung der Monatsmiete auf maximal 7,97 Euro pro Quadratmeter für Wohnungen, die bis 2013 gebaut wurden. "Dies könnte eher als Mieten-Kürzung denn als Mieten-Deckel enden", schrieb Analyst Thomas Rothäusler von der Investmentbank Jefferies. Er rechne allerdings nicht damit, dass der Entwurf in seiner jetzigen Form umgesetzt werde.
In der Hoffnung auf einen Konzernumbau griffen Anleger bei dem weltgrößten Brillen-Hersteller EssilorLuxottica zu. Die Aktien des "Ray Ban"-Anbieters kletterten um bis zu 1,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 133,45 Euro. Insidern zufolge ist der Hedgefonds Third Point bei dem Unternehmen eingestiegen.
rtr