Mit den jüngsten Gewinnen hat der DAX die Verluste des Corona-Börsencrashs wieder vollständig wettgemacht. Damit rückt auch der Rekordwert von etwa 13.795 Punkten, die der DAX kurz vor dem Crash im Februar erreicht hatte, wieder näher. Der MDAX ist dagegen bereits wieder im Rekordlauf. Nachdem der Index der mittelgroßen Werte am Mittwoch erstmals in seiner Geschichte über 30.000 Punkten geschlossen hat, legte er am Donnerstag nochmals zu.
"Der deutsche Leitindex startet mit etwas Verspätung doch noch seine Jahresendrally", sagte Marktexperte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Der Charttechniker sieht nun ein kurzfristiges Ziel für den Dax bei knapp 14.000 Punkten. Der DAX profitiert vor allem von der Hoffnung der Anleger auf die erwarteten Impfungen gegen das Corona-Virus. Zudem setzten Anleger auf Fortschritte in den Gesprächen über einen Brexit-Handelspakt und ein neues US-Konjunkturpaket. "Auf Betriebstemperatur hält die Anleger vor allem die Hoffnung auf das langersehnte US-Konjunkturpaket", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.
Die Fed hatte am Mittwoch außerdem signalisiert, den Leitzins noch bis mindestens Ende 2023 bei praktisch null Prozent belassen und die Anleihekäufe im aktuellen Umfang bis auf weiteres fortsetzen zu wollen. Die ultra-lockere Fed-Politik und die Aussicht auf ein staatliches US-Konjunkturpaket schürten Inflationsspekulationen, mahnte Analyst Peter Fertig vom Analysehaus Quantitative Commodity Research. Dies drücke den Dollar und mache Gold attraktiv. Das Edelmetall verteuerte sich deshalb.
Als DAX-Gewinner ging SAP aus dem Handel. Der Softwarekonzern wurde gefolgt von Adidas. Firmenchef Kasper Rorsted blickt trotz der Corona-Einschränkungen in zahlreichen Ländern optimistisch auf das Weihnachtsgeschäft. "Im Homeoffice trägt man keinen Anzug", sagte er dem TV-Sender CNBC. MTU rutschte ans DAX-Ende.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
EuGH erklärt Abgas-Software in Dieselwagen für illegal
Der EuGH entschied, ein Hersteller dürfe keine Abschalteinrichtung einbauen, die bei Zulassungsverfahren systematisch die Leistung des Systems zur Kontrolle der Emissionen verbessert. Auch die Verminderung von Verschleiß oder Verschmutzung des Motors könne eine solche Abschalteinrichtung nicht rechtfertigen.
Parfümeriekette Douglas schließt Filialen doch
Douglas rudert zurück: Die Parfümeriekette hat ihre Pläne aufgegeben, trotz des Lockdowns knapp ein Viertel ihrer Filialen offen zu halten. Für viele Menschen sei die Entscheidung, einige Filialen mit Drogeriesortimenten nicht zu schließen, nicht nachvollziehbar gewesen, räumte Douglas-Chefin Tina Müller am Donnerstag ein. "Ab heute bleiben alle unsere deutschen Filialen daher bis auf Weiteres geschlossen." Müller bat in einer Mitteilung "diejenigen um Entschuldigung, die wir mit unserem Vorgehen befremdet oder vor den Kopf gestoßen haben".
Pandemie stoppt Wachstum bei Zeiss - Halbleiter als Anker
Nach Jahren steter Zuwächse hat die Corona-Pandemie den Optikkonzern Zeiss im abgelaufenen Geschäftsjahr ausgebremst. Der Umsatz fiel 2019/2020 (30. September) um zwei Prozent auf 6,3 Milliarden Euro, wie der Vorstandsvorsitzende Karl Lamprecht am Donnerstag bei einer digitalen Pressekonferenz in Oberkochen (Ostalbkreis) sagte. Damit wurde eine zehn Jahre dauernde Folge steigender Umsätze beendet. Der Gewinn ging um 132 Millionen Euro auf 616 Millionen Euro zurück.
Geldwäscheermittlungen in der Schweiz: Anklage gegen Credit Suisse
Gegen die Schweizer Bank Credit Suisse ist Anklage erhoben worden, weil sie Geldwäsche einer bulgarischen Drogenschmugglerbande nicht verhindert haben soll. Die Bundesanwaltschaft teilte am Donnerstag in Bern mit, sie habe die Anklage beim Bundesstrafgericht eingereicht. Anklage sei auch gegen eine ehemalige Kundenberaterin und zwei Mitglieder einer kriminellen Organisation erhoben worden.
Bayer-Chef Baumann will nach Abgang etwas 'komplett Anderes' machen
Nach seinem Abschied von Bayer im Frühjahr 2024 will sich der amtierende Konzernboss Werner Baumann neuen Aufgaben widmen. Er wolle sich "aus der Wirtschaftsöffentlichkeit weitgehend zurückziehen" und "etwas komplett Anderes machen", sagte der 58-Jährige dem "Manager Magazin". Aufsichtsratsmandate oder Beratertätigkeiten will er dann nicht anstreben. Im September war sein Vertrag nur um drei und nicht um vier Jahre verlängert worden - einer Firmenmitteilung zufolge geschah das auf seinen Wunsch. Dies komme seiner persönlichen Lebensplanung entgegen, erklärte er damals.
Corona-Krise beschert US-Lastwagenhersteller Navistar tiefrotes Jahresergebnis
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die LKW-Branche haben den US-amerikanischen Lastwagenhersteller Navistar im abgeschlossenen Geschäftsjahr tief in die Verlustzone gedrückt. Unterm Strich musste Navistar einen Verlust von 347 Millionen US-Dollar (rund 285 Millionen Euro) hinnehmen, wie der Konzern am Donnerstag in Lisle im US-Bundesstaat Illinois mitteilte. Im vergangenen Jahr konnte der LKW-Hersteller, der von der VW-Tochter Traton übernommen werden soll, noch einen Gewinn von 221 Millionen Dollar verkünden.
rtr/dpa-AFX/iw